Die 1867 errichtete Sahlmannvilla war ein ortsbildprägender Villenbau der gleichnamigen, großbürgerlichen Familie Sahlmann am Bahnhofplatz 4. Im Kartenausschnitt in der Faktenbox auf der rechten Seite wird der ehemalige Standort des Gebäudes im aktuellen Stadtplan angezeigt.
Die Sahlmanns waren eine über Nürnberg und Fürth verteilt lebende Bürgerfamilie, die vor allem als Hopfenhändler zu Wohlstand gekommen war. Aus der Familie gingen mehrere Persönlichkeiten wie Anton, Bernhard und Karl hervor, die als Mitglieder des Magistrats, Stifter und Aufsichtsräte großer Fürther Unternehmen bedeutende Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens waren.
Die besondere Bedeutung der Familie und ihres Stammsitzes zeigt sich in der Tatsache, dass Anton Sahlmann hier am 25./26. Mai1906 sogar Gastgeber Prinz Ludwigs bei dessen Besuch in Fürth war.
NS-Zeit
Der Nachfolgebau der Dresdner Bank, heute Commerzbank, auf dem Bild jedoch noch das alte Dresdner-Bank-Gebäude
Spätestens zur Reichspogromnacht wurde die Villa konfisziert und man nutzte den Bau, um hier jüdische Mitbürger festzusetzen. Anschließend wurden viele ins Konzentrationslager Izbica verbracht.
Im Zweiten Weltkrieg diente die Villa als Gefechtsstand der Wehrmacht.
Nachkriegszeit
In den 1950er Jahren befand sich in dem Gebäude die Schulzahnklinik und Säuglingsfürsorgestelle.[1]
Abriss
Mittlerweile im Besitz der Dresdner Bank (heute: Commerzbank) befindlich, wurde die wertvolle Sahlmannvilla 1983 unter Protest zu Gunsten eines historisierenden Neubaus abgerissen.
Lokalberichterstattung
Bernd Noack: "Der Abbruch der Villa tut mir sehr leid". In: Fürther Nachrichten vom 19. Mai 1983
Einzelnachweise
↑Tauer's Straßen-Verzeichnis von Nürnberg und Fürth, Verlag die Egge - Rudolf Tauer, Nürnberg 1954, S. 172
Bilder
Das Gebäude Bahnhofplatz 4 - die ehem. Sahlmannvilla, Mrz. 2020
Reste der ehem. Sahlmannvilla, der noch verbliebene Balkon am Gebäude Bahnhofplatz 4, April 2019
Bauarbeiten am Bahnhofplatz, links im Bild die Sahlmannvilla vor dem Abriss
Blick von der Gustav-Schickedanz-Str. auf Bahnhofplatz und Hauptbahnhof. Links im Bild ist die Sahlmannvilla
Blick vom Bahnhofplatz auf den Standort der abgerissenen Sahlmannvilla. Im Hintergrund Gustav-Schickedanz-Str. 10, die aufgestockte Nr. 8 sowie das Quelle-Kaufhaus
Eingangsbereich der ehem. Sahlmannvilla vor dem Abriss 1983
Blick von der Gustav-Schickedanz-Str. auf Bahnhofplatz und Hauptbahnhof nach Abriss der Sahlmannvilla
Blick vom Bahnhofplatz auf die Sahlmannvilla kurz vor ihrem Abbruch. Dahinter Gustav-Schickedanz-Str. 11
Blick vom Bahnhofplatz auf den Standort der abgerissenen Sahlmannvilla. Dahinter Gustav-Schickedanz-Str. 11
Blick vom Bahnhofplatz auf die Sahlmannvilla kurz vor ihrem Abbruch (1982)
Die ehemalige Sahlmannvilla am Bahnhofplatz, 1982
Luftaufnahme vom Bahnhofplatz, 1973 - im Bild gut erkennbar das im Bau befindliche Bahnhof-Center; noch im Bestand die später abgerissenen Gebäude, z. B. Sahlmannvilla und Hauptpost
Bahnhofanlage, Wendeschleife der Straßenbahn. Im Hintergrund ist die Sahlmannvilla erkennbar. Aufnahme 1960
Der Kunstbrunnen bzw. Centaurenbrunnen auf dem Bahnhofplatz - im Hintergrund die ehem. Sahlmannvilla und Bahnhofplatz 6, gel. 1924
Blick auf den Bahnhofplatz mit Centauren-Brunnen - inkl. der Fotomontage eines zeitgenössischen PKWs ins Bild, gel. 1913
Postkarte vom Bahnhofplatz, in der Mitte der Centaurenbrunnen (Kunstbrunnen), im Hintergrund die Sahlmannvilla, gel. 9. April 1911
Ansichtskarte von Bahnhofplatz mit Kunstbrunnen - im Hintergrund die ehem. Sahlmannvilla und die Villa des Isaak Stamm, gel. 1908
Sahlmannvilla um 1907, Postkarte 1930 gelaufen
Postkarte vom Bahnhofplatz, in der Mitte der Centaurenbrunnen (Kunstbrunnen), im Hintergrund die Sahlmannvilla, gel. 1906
Alte Ansichtskarte vom Centaurenbrunnen, Stahlstich von Franz Rorich, gel. 1904