Arbeitsgemeinschaft für bewusstes Leben

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Die Arbeitsgemeinschaft für bewusstes Leben entstand vermutlich um 1930. Leiter der Arbeitsgemeinschaft war Karl Wolf Halser.

Geschichte

Über die Arbeitsgemeinschaft in Fürth bzw. deren Vertreter Karl Wolf Halser ist aktuell wenig bekannt. Bekannt ist vielmehr, dass gerade Ende der 1920er Jahre bis ca. Mitte der 1930er Jahre gesellschaftspolitisch verschiedene Personen und Organisationen für die Gleichberechtigung der Frauen, sowie für die sexuelle Selbstbestimmung und einer "naturwissenschaftlich fundierten Sexualmoral" eintraten. Zusätzlich wurde die Geburtenfrage und Sexualmoral mit der These versehen, dass die »sexuelle Not der Massen« ein notwendiges Produkt der kapitalistischen Gesellschaft sei und daher nur mit dieser zusammen verschwinden könne, weshalb »die Grundelemente der sexuellen Misere in ihrem Zusammenhang mit der Wirtschaftsordnung« zu betrachten sein.[1] Auch zur Abtreibungsfrage bzw. zur gesetzlichen Regelung des § 218 bezog u.a. der Sexualforscher und Psychiater Wilhelm Reich Stellung: "...die Abschaffung des Paragrafen 218 [sei] nur sinnvoll, »wenn gleichzeitig an seine Stelle die gesellschaftliche Befürsorgung tritt, staatliche Schwangerschaftsunterbrechung, Propaganda und kostenlose Ausgabe der Verhütungsmittel, ausgiebige Säuglings- und Mütterfürsorge«.[2] Damit decken sich die Inhalte dieser Akteure und Organisationen mit den in Fürth verbreiteten Flyern der Arbeitsgemeinschaft für bewusstes Leben.

Die Organisationen und Akteure waren allesamt eher politisch links einzuordnen, häufig waren deren Vertreter in Personalunion mit der KPD gleichzusetzen. Wichtigste Vertreter u.a. in Deutschland waren damals die Sexualforscher Magnus Hirschfeld und Wilhelm Reich, der 1928 die "Weltliga für Sexualreform" gründeten bzw. der KPD-Funktionär Siegfried Rädel, der 1927 die "Arbeitsgemeinschaft sozialpolitischer Organisationen (ARSO) gründete.

Auch in Fürth gab es, neben Karl Wolf Halser, einen weiteren Fürsprecher für eine veränderte Sexualmoral und einer naturwissenschaftlichen Betrachtungsweise der Sexualität, mit dem Hintergrund der Stärkung der Gleichberechtigung der Frauen und der Geburtenkontrolle durch Anwendung von Verhütungstechniken durch den Mann (!), nicht nur durch die Frau. Dabei handelte es sich um den Syndokalisten und Gewerkschaftler Fritz Oerter, der in seinen Tagebüchern aus dem Jahr 1932 ausführlich seine Gedanken dazu auf schrieb. So kam er u.a. zu dem Ergebnis: Wir nennen jene Einflüsse, die von uns noch nicht beherrschten Mächten auf die Gestaltung unseres Lebens einwirken „Schicksal“. Das Kinderkriegen wurde bisher als eine Schicksalsfrage aufgefasst. Gelingt es dem Manne die Frage der Geburtenregelung von sich aus, einfach durch Selbstbeherrschung zu lösen, dann ist dem, was uns bislang schicksalmäßig und unbewusst erschien, wieder ein großer Abbruch getan.[3]

Aufgrund der politischen Orientierung, aber auch der gesellschaftspolitischen Ausrichtung der Rolle der Frauen wurden die Akteure und Organisationen allesamt durch den Nationalsozialismus Anfang der 1930er Jahre bekämpft, verfolgt und aufgelöst.

Ehem. Geschäftsstellen

Die Beratungsstelle hatte zwei Adressen:

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Andreas Peglau: Unpolitische Wissenschaft? Wilhelm Reich und die Psychoanalyse im Nationalsozialismus, Psychosozial-Verlag Gießen, 2013, S. 91 ff.
  2. Andreas Peglau: Unpolitische Wissenschaft? Wilhelm Reich und die Psychoanalyse im Nationalsozialismus, Psychosozial-Verlag Gießen, 2013, S. 91 ff.
  3. FürthWiki: Tagebücher Fritz Oerter (1869 - 1935) 1932, S. 2 ff. - online abrufbar

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