Kinderspital

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Das Kinderspital (ehem. Krippenanstalt) wurde 1878 bis 1889 in der Theresienstraße für den protestantischen St. Johannis-Zweigverein gebaut und in den folgenden Jahrzehnten mehrfach umgebaut und erweitert. Die Einrichtung diente zur medizinischen Versorgung von kranken Kindern ab 2 Jahren - in strenger Abgrenzung zum Nathanstift, dass der Bevölkerung für Entbindungen und Behandlung von Kindern bis zum 2. Lebensjahr zur Verfügung stand.

Gründung

Die Gründung des St. Johannis-Zweig-Verein in Fürth erfolgte 1854 überkonfessionell. Dies geschah nicht zuletzt auf Anregung von König Maximilian II im Jahr 1853, in dem er die Bevölkerung dazu aufrief freiwillige Armenpflege zu leisten, z.B. durch die Gründung solcher Vereine. Seinem Wunsch, Zweig-Vereine im ganzen Königreich zu gründen, kamen unter anderem in Fürth der katholische Stadtpfarrer Zahnleitner, der Kaufmann Salomon Berolzsheimer und der Oberrabbiner Dr. Loewi nach. Allerdings konzentrierten sich schon sehr bald ihre Aktivitäten auf die Pflege von Kindern. Ziel und Zweck des Vereines war: … zu vermeiden, daß die Kinder arbeitender und kranker Mütter gesundheitlich und moralisch verwahrlosten…

Unter tatkräftiger Mitwirkung des Kgl. Kreis- und Gerichtrates Dr. Wolfring und dem künftigen Chefarzt Dr. Wilhelm Hedrich gründete sich am 2. Juni 1856 in der Hirschenstraße die erste Kinderkrippe und ab 1859 konnte das erste Kinderspital eröffnet werden. In der Kinderkrippe konnten anfänglich bis zu 18 Kindern aller Altersstufen unterschlupf und Pflege finden. Nach wenigen Jahren wurden durchschnittlich 80 bis 90 Kinder am Tag betreut, davon bis zu einem Drittel auch nachts. Diese „Nachtkinder“ waren hauptsächlich Waisenkinder oder Kinder von erkrankten Müttern.

Kranke Kinder aus der Krippe, aber auch andere erkrankte Kinder wurden zunehmend auf der Krankenstation der Kinderkrippe aufgenommen, die ursprünglich von den Schwestern für Pfleglinge eingerichtet worden war. Die exponentielle Zunahme von kranken Kindern in der Krippe führte als bald zu dem Bau eines Kinderspitals in der Theresienstraße.

Eröffnung Kinderspital

Am 15. September 1889 fand die feierliche Eröffnung statt. Die Baukosten beliefen sich zu diesem Zeitpunkt auf 35 654 Mark ohne Einrichtungsgegenstände. Das Gebäude war somit ursprünglich als Entlastung der benachbarten Krippe gedacht. Im Laufe der Zeit entstand aber auch als neues Ziel das Bestreben durch die Aufnahme der kranken Kinder die Geschwister vor Infektionen zu schützen (Eingrenzung von Epidemien) und die Familie von der oft belastenden Pflege zu befreien. Bereits im Jahr der Eröffnung wurde das Kinderspital auf eine harte Bewährungsprobe gestellt. Durch eine schwere Diphterie Epidemie im Winter 1889/90 wurde das Spital bis an seine Leistungsgrenze in Anspruch genommen. Von 39 mit Diphterie aufgenommen Kindern überlebten diese Zeit lediglich 17 Kinder. 22 Kinder starben während des Aufenthaltes, was allerdings die Akzeptanz des Spitals in der Bevölkerung nicht schmälerte. In den laufenden Jahrzehnten wurde das Kinderspital immer wieder umgebaut und erweitert – so letztmalig 1957. Das Kinderspital bot gegen Ende 1950 130 aufgestellte Betten zur Versorgung von kranken Kindern.

Nachkriegszeit

Analog dem Nathanstift, hatte auch das Kinderspital gegen Ende der 50´er Jahre viele unverkennbare Probleme. Neben dem chronischen Geldmangel und der völligen Überbelegung machte sich die „Flickschusterei“ der letzten Jahrzehnte bemerkbar. In einer Begehung des Gesundheitsamtes der Stadt Fürth am 16.10.1962 hielt der Regierungsmedizinalrat Dr. Horst Schmidt folgendes in einem Aktenvermerk fest: … Trotz dieser Maßnahmen (Umbau und Erweiterung 1956) bleibt noch viel zu veranlassen, wenn die krankenhaus-hygienischen Belange gewahrt bleiben sollen. So liegt der Operationsraum unmittelbar neben dem Haupteingang außergewöhnlich ungünstig. Der gesamte Verkehr bewegt sich am Op.-Raum vorbei…. Die einzelnen Stationen des Haupthauses sind nur über schmale Treppenaufgänge erreichbar. Im Falle eines Brandes dürften bei der Räumung dadurch Schwierigkeiten zu erwarten sein. Ein Krankenhausaufzug fehlt. Frisch operierte Kinder müssen von den Schwestern über die schmale Treppe in das erste und zweite Stockwerk getragen werden. Ganz abgesehen von der körperlichen Belastung der Schwestern kann ein derartiger Transport von Frischoperierten nicht gutgeheißen werden… Die Stationen verfügen nicht über die notwendigen Funktionsräume. Ein ärztliches Untersuchungszimmer fehlt…. Die auf dem Gang eingerichtete Geschirrspüle ist mit hygienischen Grundsätzen schwerlich zu vereinbaren…. Insgesamt besteht der Eindruck, dass die einzelnen Krankenzimmern überbelegt sind.

Neubau des Kinderspitals - jetzt Kinderklinik

Trotz aller Erschwernisse und Erkenntnisse über die Missstände im Kinderspital (und ähnlichen Problemen im Nathanstift in der Tannenstraße) und dessen Notwendigkeit eines bzw. mehrerer Neubauten am Stadtkrankenhaus konnte sich die Stadt Fürth zunächst nicht dazu durchringen einen Neubau anzustreben. Unstrittig bei allen Entscheidungen war lediglich die Tatsache, dass wenn überhaupt künftig Neubauten entstehen, diese auf dem Grundstück des Stadtkrankenhauses erfolgen sollen, um so die Synergieeffekte und Rationalisierungspotentiale voll ausschöpfen zu können. Erste Schritte zur Rationalisierung wurden bereits 1954 vorgenommen, in dem die Verwaltung und die Lohn- und Gehaltsbuchhaltung der Beschäftigten im Nathanstift durch das Städt. Krankenhaus abgewickelt wurde.

Strittig war vielmehr zunächst eine fachliche Auseinandersetzung der medizinischen Disziplinen darüber, ob eine Trennung der Wöchnerinnen- und Säuglingsabteilung erstrebenswert ist als Organisationseinheit oder ob die Entbindungsklinik unmittelbar mir einer Säuglingsklinik zusammen gehört. Die damit verbundene Frage – ob es künftig auch weiterhin zwei voneinander getrennte Gebäudeeinheiten mit einer fachlichen Trennung geben soll – wurde unterschiedlich von den beteiligten Personen gesehen und erschwerte somit eine politische Diskussion und deren Entscheidung bzgl. der weiteren Vorgehensweise. Die fachliche Meinung vieler Mediziner dieser Zeit war eher die Verbindung bzw. die Integration der Entbindungskliniken innerhalb der Kinderkrankenhäuser und somit gegen eine Verselbständigung von Entbindungskliniken.

Neben all der fachlichen Diskussion gab es selbstverständlich auch immer eine andere Diskussion, die auch nachwievor für heutige Großbauten gilt, nämlich die Frage nach der Finanzierung. In einem Schreiben vom 30.07.1962 schrieb das Staatsministerium des Innern an die Stadt Fürth: Das Ministerium begrüßt daher, daß die Stadt eine Gesamtplanung aufgestellt hat, um so die betrieblichen Zusammenhänge in den Grundzügen festzulegen…. Als vordringlichste Maßnahme erscheint der Neubau der Entbindungs- und Säuglingsklinik sowie des Kinderkrankenhauses (Kinderspital). Diese wurden daher auch in den ersten Bauabschnitt aufgenommen. Obwohl das Kinderkrankenhaus ausdrücklich durch das Ministerium in den ersten Bauabschnitt mit aufgenommen wurde, klammerte die Stadt Fürth den Neubau in der Detailplanung zunächst mit Rücksicht auf die allgemeine Finanzlage der Stadt Fürth aus. Die ersten Schätzungen vom Frühjahr 1962 ergaben für das neue Nathanstift, der Säuglingsklinik und einem Schwesternwohnheim die stolze Summe von 7,117 Mio Mark.

Als einer der ersten Neubauten auf dem Gelände des Städt. Krankenhauses wurde am 18.12.1967 die neue Geburtshilfe Abteilung an den ärztlichen Leiter Prof. Dr. Denecke des Krankenhauses und dem neu im Amt befindlichen Chefarzt der Frauenklinik Dr. Hahn übergeben. Die Kostenexplosion von ursprünglich geplanten 7 Mio DM auf über 10 Mio DM waren erst ein Vorgeschmack auf noch kommende Kostensteigerungen – die zum damaligen Zeitpunkt in ihrer Gänze noch nicht abzusehen waren. Der Stadtbaurat Schneider verhehlte während des Festaktes vor kapp 100 Festgästen nicht zu erwähnen, dass die eingeschalteten und freischaffenden Architekten hinsichtlich der Genauigkeit ihrer Kostenschätzung so manchen Wunsch offen ließen.

Mit der offiziellen Einweihung am 10. Januar 1969 konnte ab März der Umzug in die neuen Räumlichkeiten der Kinderklinik von der ehem. Theresienstraße vollzogen werden. Während hier noch die Medien sich mit der allgemeinen Kritik zurück hielten und bzgl. der neuen Räume vollen Lobes waren – konnte man in der darauf folgenden Berichterstattung bereits eine Kritik laut herauslesen: von den ursprünglich geschätzten 7 Mio DM Kosten belief sich gegen Ende der Bauarbeiten die Kosten auf über 12,5 Mio DM – somit also um mehr als 5 Mio – und dabei handelt es sich nur um einen Schätzbetrag, so der damalige Stadtbaurat Schneider.