Ernst Kiesel
Ernst Kiesel (* 31. Mai 1900 in Fürth; † ) war ein Fürther Journalist und Mundartdichter.
Werke
Dr. Adolf Schwammberger über E.Kiesel anlässlich dessen 60.Geburtstags: " Kiesels Stoffe liegen auf der Straße, er findet sie im Umgang mit den Nachbarn, in der Beobachtung der Sprache, in Enttäuschungen, Ängsten, aber auch in der Freude darüber, daß auf dieser Welt keine Kante auf die Dauer eckig bleibt."
Lob auf Fürth
"Wenn anner sagt, Färth is nit grouß
und dou ba uns, dou wär nix lous,
der tout sie a weng brenna.
Wenn anner mant, er könnt sei Mouß
wou anderscht fröhli trinken blouß,
der tout ka Wertschaft kenna.
Mir hom wöi jeder andre Ort,
g'noug an Erholung, Kunst und Sport,
dös wou uns tout erbaua.
Mir hom für Korzweil und so fort
a Heimstätt überol dou und dort,
mmer mouß si um blouß schaua.
Mir hom an Park vull Poesie
und ah manch schöina Stadtpartie
mit Erker und mit Brunna.
Und außer unserer Industrie
hot manches scho an Sympathie
ba unsri Fremden gwunna.
Mir hom a Bood, an Bock, zwa Störch',
an Geismannssool, a Kerwagwerch,
dös wou nit hom die andern,
an Gänsberg und a Michelskerch
und alta Hiefli überzwerch
und rings an Wald zon wandern.
Drum, kumma Fremda, döi uns bsoung,
nou braucht mer Färth nit glei' verfloung,
wall mir nix könnten bieten.
Wenn anner rum horng tout und froung,
der konn was passert raus si soung
und jeder Gast is z'frieden."
Das Fürther Schimpfwort
"Is a Heimtforscher wief,
tout er dort im Stadtarchiv
as an Bouch mit hundert Froung
raus die passendste si soung,
forscht und schreibt nou nach sein Gmerk
dou a wissenschaftlis Werk. -
Längst erforscht vo Grund auf ghört
ah es Schimpfwort dou in Färth.
Wer die Aufgoab ganz bestimmt
und mit Freiden unternimmt,
kann zu dem gewünschten Thema
a poor Wörter dou glei nehma:
Fregger, Seftel, Hammel, Sepp,
Suckel, Spratzel, Rammel, Depp,
Murkser, Torkel, Doofel, Balg
Doldi, Quatscher, Kloofel, Dalk,
Blöidel, Schlmaper, Propfer, Knolln, Kalmuck, Schlieten, Hopferdolln.
Bolzer, Socken, Greiner, Schouf,
Strummel, Murf, Zigeiner, Klouf,
Lauser, Ramscher, Ufaplätz,
Krautrer, Hoschpes, Ousterbätz,
Barchkupf, ( ... )
Etza glaab i, sinn's doch gnoug.
Dös is dou a Auswoohl blouß,
denn der Wortschatz der is grouß,
den's in Färth hom, Frah und Moh,
wenn's zum Schimpfen fanga oh.
Vielleicht find' ans dou und dort
zu der Sammlung nu a Wort.
Doch beschreib'n es ganze Fach
is der Wissenschaft ihr Sach'. "
Der Zentaur
"Am Banhufsplatz draußn, su wäi sis halt gehöirt,
Stöiht a wunderschöins Denkmoal, es schöinste vo Färth.
Die Straßnboh selber, döi waß dös und drum
Machts ah um dös Denkmoal a Ehrnrundn rum.
Af stanerin Sockl, in an Wasserrondell
Stenna zwa ba anander, umrauscht vo an Quell.
Für den an vo döi zwa mit der Gaulshinterpartie
Dou hätt' ih meinad su a Oart Sympathie.
Es is a "Zentaur" fei, a ganz seltner Gast
Odä wöi mer döi Vöicher in der Wissenschaft haßt.
G'lebt hobns vur der Sintflut. No, i bin blouß frouh,
daß in dera schrecklichn Zeit i noni woar dou.
Färchterli wild stöiht af sein Sockl er drobn.
Schoad daß im Tiergarten kan lebendign nit hoabn.
Denn i möcht nämli wissn, ob dös Louder a gern
A Schweinernes frißt und ob dös Gaulsäpfel wern."
Literatur
- Fürther Heimatblätter, Nr. 2 / 1960: "Ernst Kiesel"