Hermann Gradl
- Vorname
- Hermann
- Nachname
- Gradl
- Geschlecht
- männlich
- Geburtsdatum
- 15. Februar 1883
- Geburtsort
- Marktheidenfeld
- Todesdatum
- 15. Februar 1964
- Todesort
- Nürnberg
- Beruf
- Maler, Künstler
Hermann Gradl (geb. 15. Februar 1883 in Marktheidenfeld, gest. 15. Februar 1964 in Nürnberg) war ein in Fürth wohnender Landschaftsmaler und ehemaliger Direktor der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg. Nach ihm wurde 1984 die Gradlstraße benannt.
Bezug zu Fürth
Der Bezug Hermann Gradls zur Stadt Fürth ist nur schwer herstellbar. Allein der Umstand, dass Gradl seine letzten Lebensjahre in Fürth verbracht hat, bewog vermutlich den Stadtrat 20 Jahre nach seinem Tod 1984 dazu, eine Straße nach ihm zu benennen. Der Umstand, dass Gradl dem Nationalsozialismus sehr nahe stand und sogar als Hitlers "Lieblingsmaler" galt, schien bei der Entscheidung entweder keine Rolle gespielt zu haben, oder war zu diesem Zeitpunkt den Entscheidungsträgern nicht bekannt.
Gradl und der Nationalsozialismus
Der damals in der Geburtsstadt Gradls lebende Autor und Nachfahre aus der Familie Gradls, Peter Roos, schrieb über Gradls Verhältnis bereits Anfang 1930 zum Nationalsozialismus: Inzwischen geht Gradl auf Tournee mit seinem völkischen Künstler-Trupp der "Deutschen Kunstgesellschaft" und tourt im gleitenden Übergang vom Völkischen zum Faschistischen mit. Er musste sich so wenig verändern wie seine Weltanschauung, seine Bilder mußten sich so wenig verändern wie seine Ideologie.[1]
Konsequenterweise trat Gradl 1934 dem Nationalsozialistischen Lehrerbund (NSLB) bei - Mitgliedsnummer 291 047. Gradl selbst begegnete Adolf Hitler erstmals persönlich 1937 in seinem Nürnberger Atelier. Hitler waren Gradls Bilder im Büro des Bauleiters Franz Ruff für den Bau der Kongresshalle des Reichsparteitagsgeländes in Nürnberg aufgefallen. Das die Bilder da hingen war kein Zufall - Ruff war der Patensohn Gradls. Nach den Überlieferungen Ruffs und Gradls soll Hitler bei der Betrachtung der Bilder gesagt haben: „Wer solche Bilder malt, der muss ein anständiger Kerl sein!“
In einem darauf folgenden Besuch Hitlers im Atelier Gradls noch im gleichen Jahr begann die Freundschaft der beiden Männer, die bis zum Tod Hitlers 1945 Bestand haben sollte. Roos schildert aus einer unveröffentlichten Autobiografie Gradls diese erste Begegnung: (Ich) erwartete den Führer vor meiner Tür. Oberbürgermeister Liebel stellte mich vor, ein durchbohrender Blick prüfte mich. Der Führer betrat das Atelier, mit recht gemischten Gefühlen begleitete ich ihn. Alle Bilder, die herumhingen und -standen wurden genau betrachtet, kein Wort gesprochen. Die Herren seiner Begleitung standen in respektvoller Entfernung, eine peinliche Ruhe. Der Führer setzt sich auf meinen Diwan und schaut immer noch im Atelier herum. Ich stehe allein ihm gegenüber am Fenster. Plötzlich steht er auf, geht auf mich zu, ich bin ganz erschrocken, so wild sieht er aus, und sagt: Ich werde die bolschewistische Kunst vernichten und zwar in ganz kurzer Zeit, darauf können sie sich verlassen, mein lieber Professor.
In der Folge wurde Gradl Hitlers "Lieblingsmaler", was ihm hohe Einnahmen und Ansehen verschaffte - und seine Käuferschichten deutlich erweiterte, insbesondere in der Führungsriege der NSDAP. So zählten bald neben Adolf Hitler auch Albert Speer und Josef Goebbels zu seinen besten Kunden. Goebbels wusste in seinem Tagebuch 1940 über Gradl zu berichten: Ein feiner Künstler und noch ein richtiger ernster Arbeiter. Er ist mir sehr sympathisch. Ich will ihm noch einige Aufträge geben.[2]
In einem Brief an den damaligen Oberbürgermeister Nürnbergs, Willy Liebel (Hitlers liebster Oberbürgermeister), schrieb Gradl 1937: … Ich hatte das unverdiente Glück, die höchste Auszeichnung die sich ein deutscher Mann denken und erhoffen kann, zu erleben: Vom Führer empfangen zu werden, einige Stunden neben dem Führer verleben zu dürfen. Dieses herrlichste u. unvergessliche Erlebnis, diesen Höhepunkt meines Lebens, verdanke ich Ihrem Wohlwollen, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister. Meinen Dank hierfür glaube ich auch in Ihrem Sinne am besten dadurch zum Ausdruck zu bringen, indem ich mit aller Kraft mein ganzes Können dazu verwende, das von unserem Führer geschaffene, wundervolle dritte Reich u. insbesondere unsere fränkische Heimat im Bilde zu verherrlichen, um es dem deutschen Volke noch näher zu bringen. Heil dem Führer![3]
Was folgt sind Aufträge von Hitler persönlich. Gradl wird eigens zum 50. Geburtstags Hitlers nach Berlin eingeladen, um von ihm persönlich den Auftrag entgegen zu nehmen, sechs Monumentalgemälde für den Erweiterungsbau der Neuen Reichskanzlei in Berlin zu gestalten. Die Bilder sollten in dem neu geschaffenen riesigen Speisesaal (48 x 10,5 m) zur Schau gestellt werden. Hierfür erhielt er Honorar von stolzen 190.000 Reichsmark. Ob die Bilder tatsächlich alle angefertigt wurden und wo diese ggfls. geblieben sind, ist aktuell nicht bekannt. Am 1. Januar 1941 trat Gradl - auf Wunsch Adolf Hitlers persönlich - auch der NSDAP bei - Mitgliedsnummer 7 848 329. Dem Antrag Gradls wurde "ausnahmsweise außer der Reihe" stattgegeben, da sich der Antragsteller "in außerordentlicher Gunst unserem Führer" befand.[4]
Zum 60. Geburtstag im Jahre 1943 wurde Gradl zum Ehrenbürger seiner Geburtsstadt Marktheidenfeld ernannt, trotz des Führererlasses während des Krieges auf Titel, Orden und Ehrenzeichen zu verzichten. Kurz zuvor sollte Gradl sogar noch die höchste Auszeichnung eines Künstlers im Deutschen Reich bekommen - die Goethe-Medaille. Auf Betreiben Goebbels hin hatte Hitler bereits der Verleihung der Medaille zugestimmt, die sonst nur Künstlern im hohen Alter zugebilligt wurde. Allein der Umstand, dass Hitler erst nach der Freigabe der Verleihung erfahren hatte, das Gradl erst 60 Jahre alt und somit zu "jung" für die Medaille war, verhinderte die tatsächliche Verleihung. Man verschob das Ansinnen auf seinen 65. Geburtstag.[5]
Gradl wurde zum Kriegsende kurzzeitig interniert. Im Rahmen des Entnazifizierungsverfahrens beantragte die Spruchkammer I des Stadtkreises Nürnberg am 24. März 1948 die zweithöchste Einstufung - II Aktivist. Begründet wurde dies durch die zahlreichen Mitgliedschaften in der Partei der Nationalsozialisten und ihrer Untergruppierungen. Laut Anklageschrift war Gradl "ein überzeugter Anhänger der NS-Gewaltherrschaft insbesondere ihrer Rasselehre ... Als anerkannter Maler des Führers bezogen die führenden Männer des 3. Reiches von ihm ihre Bilder und ist damit eine Nutznießung gegeben."[6] Das Verfahren wurde unter großem Interesse der Öffentlichkeit geführt und verfolgt. In der mündlichen Verhandlung beantragte Gradls Verteidigung mindestens die Herabstufung als III. Minderbelasteter, obwohl Gradl sogar in seinem Erhebungsbogen "vergessen" hatte zu erwähnen, dass er von 1941 bis 1945 Ratsmitglied der Stadt Nürnberg war, und somit in alle internen Belange der Stadt- und Parteiverwaltung stets eingebunden war. Die Spruchkammer ging am Ende des Verfahren sogar noch weiter und stufte ihn lediglich nur noch als Mitläufer ein - nicht ohne ihm eine einmalige Zahlung von 2.000 Reichsmark aufzuerlegen - als Wiedergutmachung.