Herbert Erhard

Aus FürthWiki

Herbert Erhard, abweichend von der Geburtsurkunde häufig auch Erhardt, genannt: „Ertl“, (geb. 6. Juli 1930 in Fürth, gest. 3. Juli 2010 in Fürth) war ein Fußballspieler der SpVgg Fürth und der Deutschen Nationalmannschaft, mit der er u.a. 1954 Fußballweltmeister wurde.

Leben und Leistungen

Herbert Erhard mit Karl Ringel vor dem Spiel FC Bayern München gegen Borussia Neunkirchen

Schon während des Zweiten Weltkriegs spielte Erhard in der Jugend der Spielvereinigung Fürth, welcher er 1943 beigetreten war.[1] Sein Debüt in der Ersten Mannschaft gab er am 20. Juni 1948 im Spiel der Oberliga Süd zwischen der SpVgg Fürth und Wacker München[2]. 1948 wechselte er in die 1. Mannschaft, allerdings stieg die Spielvereinigung in diesem Jahr ab. Bereits ein Jahr später gelang der Spielvereinigung wieder der Aufstieg - ohne eine Niederlage in der Seasion kassiert zu haben.

Für die SpVgg Fürth absolvierte Erhard im Laufe seiner aktiven Laufbahn rund 800 Einsätze, wobei besonders der direkte Wiederaufstieg in die oberste Spielklasse im Jahr 1949, der Gewinn der Süddeutschen Meisterschaft 1950 und die Süddeutsche Vizemeisterschaft 1951 zu seinen größten Erfolgen gezählt werden können.

Herbert Erhard auf dem Titelbild des kicker, 1958

Erstmals in den Kader der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft berufen wurde Herbert Erhard im August 1953 zum Länderspiel gegen Norwegen[3]. Sein Debüt auf dem Feld gab er jedoch erst zwei Monate später, zusammen mit seinen Fürther Mannschaftskameraden Karl Mai und Richard Gottinger, im WM-Qualifikationsspiel gegen das damals autonome Saarland. Während seiner Zeit bei der SpVgg Fürth lief Erhard in Folge in weiteren 49 Länderspielen für Deutschland auf und nahm dabei an drei WM-Endrunden (1954, 1958, 1962) teil. Bei seiner ersten WM-Teilnahme 1954 in der Schweiz kam Erhard noch nicht zum Einsatz. Erst nach seinem zweiten Länderspieleinsatz in der A-Nationalmannschaft im September 1954 gegen Belgien wurde er regelmäßig in die Auswahl berufen und gehörte, wie im Verein auch, über Jahre hinweg als zweikampfstarker und kompromissloser Abwehrspieler zum Mannschaftsstamm. Bei den Weltmeisterschaften 1958 in Schweden und 1962 in Chile war er Stammspieler als Mittelläufer und Stopper. Ab Mitte 1959[4] bekleidete Erhard für insgesamt 20 Länderspiele[5] auch das Amt des Spielführers der Nationalmannschaft. Sein 50. und damit letztes Länderspiel für Deutschland bestritt Herbert Erhard, der nur wenige Wochen zuvor zum FC Bayern München wechselte und dort seine Karriere ausklingen ließ, im September 1962 gegen Jugoslawien.

1964 beendete er in München, wo er zuletzt mit jungen Talenten wie Franz Beckenbauer oder Sepp Maier zusammen spielte, seine Profi-Karriere. Anschließend kehrte er als Sportlehrer, u.a. an der Pfisterschule[6], in seine Heimatstadt Fürth zurück und war auch als Trainer im Amateurbereich, u.a. in Augsburg oder bei der SG Quelle Fürth, tätig.

Ab 1966 arbeitete Erhard als Sportlehrer an einer Fürther Hauptschule (Pfisterschule). Diese Funktion hatte inne bis er 1994 nach 28 Dienstjahren mit 64 Jahren in den Ruhestand ging. Während seiner Tätigkeit als Sportlehrer machte Erhard ab 1969 noch einen Trainerlehrgang in Köln, so dass er anschließend die SpVgg Büchenbach und den BC Augsburg als Trainer betreuen konnte. Im Sommer spielte er mit den Jugendlichen im Freibad am Scherbsgraben Fußball, weshalb die Menschen in der Stadt ihn "Boadmassder", Bademeister, nannten.[7]

Herbert "Ertl" Erhard starb am 3. Juli 2010 nach langer, schwerer Krankheit in seiner Heimatstadt Fürth. Nur drei Tage vor seinem 80. Geburtstag. Am 22. August 2010 wurde beim Saisonstart der SpVgg Fürth vor dem Spiel gegen der Karlsruher SC zu seinen Ehren eine Schweigeminute abgehalten. Die Fans, für welche Erhard stets ein Vorbild als erfolgreicher und vereinstreuer Sportler darstellte, würdigten ihn mit einer Choreographie.

DFB Wimpel mit Autogramm

Herbert Erhard lebte bis zu seinem Tod mit seiner gesamten Familie in Fürth in einem Haus in der Nähe des Sportparks Ronhof. Seiner Spielvereinigung, für welche er 20 Jahre aktiv bei rund 800 Spielen, 335 davon in der höchsten Spielklasse Oberliga Süd, auf dem Feld stand, blieb er bis zuletzt treu. Er liebte sein Leben und hätte es für kein Geld der Welt eintauschen wollen.

Choreographie der Fürther Fans

Auszeichnungen & Ehrungen

Gedenkstein am Fürther Ehrenweg.

2007 ehrte ihn die Stadt Fürth mit einem Gedenkstein auf dem "Ehrenweg Fürth". Im Wiesengrund in der Nähe des Zusammenflusses von Pegnitz und Rednitz ist ihm das Herbert-"Ertl"-Erhardt-Sportfeld gewidmet.

Im Winter 2010 wählten die Fans Herbert Erhard in die "Elf des Jahrhunderts" der SpVgg Fürth. Die Wahl wurde anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Sportparks Ronhof durchgeführt.

Zeitzeugenberichte

Der Wechsel von Vereinslegende Herbert „Ertl“ Erhard zum FC Bayern München hatte für Wirbel in Fürth gesorgt. Nach dem Karriereende 1964 ging er zurück in seine Heimat und wohnte unweit des Ronhofs in der Kronacher Strasse - doch ins Stadion traute Erhard sich damals noch nicht. Also hat er uns nach dem Spiel öfters gefragt, wie es ausgegangen ist.[8]

Kartengrüße anlässlich von Fußball-Länderspielen an das Pfarramt St. Michael

Postkarte von Herbert Erhardt an Pfarrer Karl Will vom Länderspiel gegen Jugoslawien

Herbert Erhardt führte die Tradition der Kartengrüße, die sein Teamkollege Karl Mai an den Fürther Michelspfarrer Karl Will von Länderspielen begonnen hatte, fort. So schrieb es beispielsweise vom Freundschaftsspiel aus Zagreb gegen Jugoslawien. Dieses Spiel fand am 30. September 1962 statt. Deutschland gewann mit 3:2 und der Kalchreuther Heinz Strehl schoss alle drei deutschen Tore.
Ein weiterer Kartengruß kam an das Pfarramt von St. Michael aus Chile. Der unleserliche Poststempel lässt keine Rückschlüsse auf das exakte Datum zu. In Frage kommen das Vorbereitungsspiel zur Weltmeisterschaft im März 1961, das Chile mit 3:1 gewann, oder die Weltmeisterschaft in Chile im Jahr darauf, hier gab es wieder ein Spiel gegen Chile, das Deutschland mit 2:0 gegen die gastgebende Nation gewonnen hatte. Auf der Karte aus Chile ist neben vielen anderen Namen auch der Trainer Herberger und der langjährige Masseur Deuser zu finden.

Literatur

Lokalberichterstattung

  • Dieter Bracke: Trauer um Fürther Fußball-Idol »Ertl« Erhard. In: Nürnberger Zeitung vom 5. Juli 2010 - online abrufbar
  • Herbert Erhardt ist tot. Der ehemalige Fußball-Nationalspieler Herbert Erhardt ist am vergangenen Samstag im Alter von 79 Jahren gestorben. In: Münchner Merkur vom 5. Juli 2010 - MM
  • Kurt Heidingsfelder: SpVgg Fürth: Herbert Erhard ist tot. Fürther Fußballegende »Ertl« stirbt kurz vor seinem 80. Geburtstag. In: online abrufbar
  • kh [= Kurt Heidingsfelder]: Die SpVgg verliert ihr letztes Idol. Ex-Nationalspieler Herbert Erhard ist nach langer, schwerer Krankheit gestorben. In: Fürther Nachrichten vom 6. Juli 2010
  • rue: Trauer um Herbert Erhard. Fürther legen am Ehrenweg Blumen und Fotos nieder. In: Fürther Nachrichten vom 6. Juli 2010
  • Johannes Alles: Fürths Fußballhelden schrieben Geschichte. In: nordbayern.de vom 4. Juli 2014 - online abrufbar
  • Michael Fischer: Der Bademeister vom Ronhof. In: Fürther Nachrichten vom 25. März 2020 - Druckausgabe
  • Alexander Pfaehler: Herbert "Ertl" Erhard: Ein Weltmeister aus Fürth. In: nordbayern.de vom 6. Juli 2020 - online abrufbar, oder Niemals ein Sensibelchen, S. 32 (Druckausgabe)

Siehe auch

Weblinks

  • Herbert Erhard in der Online-Chronik der SpVgg Gr. Fürth - im Internet

Einzelnachweise

  1. "Kleeblättla" (frühere Vereinszeitung der SpVgg Fürth), Ausgabe 3/1995
  2. "Kleeblättla" (frühere Vereinszeitung der SpVgg Fürth), Ausgabe 3/1995
  3. Jürgen Bitter: Deutschlands Fußball-Nationalspieler - Das Lexikon, 1997, ISBN 3-328-00749-0
  4. Artikel Herbert_Erhardt aus der freien Enzyklopädie Wikipedia. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. Abgerufen am 26. November 2019, 21 Uhr
  5. "Kleeblättla" (frühere Vereinszeitung der SpVgg Fürth), Ausgabe 3/1995
  6. "Kleeblättla" (frühere Vereinszeitung der SpVgg Fürth), Ausgabe 3/1995
  7. Michael Fischer: Der Bademeister vom Ronhof. In: Fürther Nachrichten vom 25. März 2020 - Druckausgabe
  8. Johann Bieber im Artikel von Markus Eigler: Ein Zimmer für die Weiß-grüne Leidenschaft in Fürther Nachrichten vom 24. Januar 2019, S. 31

Bilder