Der Verein für Ferienkolonien Fürth war ein anerkannter gemeinnütziger Verein. Der Vereinszweck hatte den karitativen Grundgedanken, dass "Schulknaben im Alter von 9 bis 11 Jahren, die sich durch Talent und Fleiß in der Schule auszeichnen und von unbemittelten Eltern abstammen, und deren körperliche Gesundheit zu wünschen übrig läßt, unter Führung eines Lehrers zu einem auf 3 Wochen bestimmten Landaufenthalt auserwählt werden sollen." Weiterhin schrieb der Chronist Fronmüller 1882, dass der damalige Bürgermeister Langhans nicht damit einverstanden war, dass nur Knaben dieses Privileg zugestanden wurde. Vielmehr bestand er darauf, dass auch Mädchen in gleicher Zahl in die Ferienkolonien verschickt wurden, die u.a. in Heroldsberg und Kalchreuth geplant waren. Zunächst scheiterte das Ansinnen an den dafür benötigten finanziellen Mitteln, trotz Hinzuziehung des Armenpflegerats. Zwar stimmte der Magistrat dem Sachverhalt erstmals 1882 zu - die Umsetzung für jeweils 10 Knaben und Mädchen ließ aber zunächst noch auf sich warten.[1]

Rechenschaftsbericht des Vereins 1910

Gründung

1884 spendete der Ehrenbürger der Stadt Dr. Wilhelm Königswarter 1.000 RM für die Ausstattung der beiden Ferienkolonien. Der Magistrat gab über seinen Gemeindeetat per Beschluss vom 10. Januar 1884 ebenfalls 1.000 RM hinzu, so dass die ersten Ferienkolonien in Heroldsberg und Karlsreuth umgesetzt werden konnten.[2] Dr. Königswarter spendete im Jahr darauf erneut 1.000 RM, so dass im Jahr 1885 sogar jeweils 12 Knaben und Mädchen in die Ferienkolonien verschickt werden konnten.[3] Bereits im gleichen Jahr berichtete Dr. Samson Landmann von einem Besuch einer Ferienkolonie in Frankfurt a. Main, bei der täglich den Kindern gemeinsame spielerische Spaziergänge in der Natur angeboten wurden. Dabei konnten laut Dr. Landmann bei den Kindern gute Resultate beobachtet werden, so dass das Fürther Magistrat eine gleiche Einrichtung für ca. 70 Kinder beschloss.[4]

Vermutlich wurde Ende der 1880er bzw. Anfang der 1890er Jahre der Verein für Ferienkolonien Fürth zur Sicherstellung der Finanzierung gegründet. Der erste Vorsitzende Leopold Ehrmann wurde 1896 als Mitglied des Gemeindekollegiums zum 1. Vorsitzenden gewählt. In einem Bericht des Vereins aus dem Jahr 1910 führt der Verein an, dass die finanzielle Lage des Vereins 1908 noch schwierig war, zumal der Verein rund 42 Mitglieder verloren hatte, so dass aus finanziellen Gründen viele Ferienspaziergänge nicht stattfinden konnten. Allerdings gab es 1909 eine Trendwende durch den neuen Vorsitzenden des Vereins - Pfarrer Christoph Fikenscher von der Kirche St. Paul. Durch einen öffentlichen Appell gelang es ihm innerhalb nur von wenigen Wochen die Zahl der Vereinsmitglieder von ehemals 442 auf 748 zu erhöhen, wodurch sich auch die finanziellen Beiträge von 1.834,50 M auf 3.479 M erhöhten. Weiterhin spendete 1909 ein unbekannter Spender den Verlustausgleich des Vereins für das laufende Jahr in Höhe von 800 M, so dass der Verein mit einem Plus die Jahresbilanz abschließen konnte. Vermutlich handelte es sich bei dem unbekannten Spender um Alfred Nathan, der am Todestag seiner Mutter den Beitrag spendete.

Im Berichtszeitraum 1910 konnte der Verein auch von weiteren Spenden der M. und G. Neubauer´sche Stiftung berichten, die ebenfalls einen hohen Betrag dem Verein zukommen lies um u.a. eiserne Bettgestelle anzuschaffen. Insgesamt konnten im Jahr 158 Kinder für jeweils drei Wochen in die Ferienkolonien verschickt werden, 13 Kinder mehr als ursprünglich geplant. Ebenfalls konnten 42 Kinder dreimal die Woche innerhalb der Ferien für Ferienspaziergänge gewonnen werden, die unter Aufsicht jeweils halb- oder ganztags stattfanden. Kommerzienrat Anton Sahlmann spendete zu seinem 75. Geburtstag 4.000 Mark und sicherte dem Verein nach seinem Ableben weitere 5.000 M über seine Stiftung zu.[5]

Der Verein setzte sich im Jahr 1909 aus folgenden stadtprominenten Vorstandsmitgliedern zusammen:

Als Ziel nannte der Verein 1910 in seinem Bericht, dass sie die "manchmal sehr engen Wirtschaftsräume [gegen] hohe Schlafsäle" ersetzen wollten durch die Schaffung eines eigenen neuen Gebäudes dicht am Wald. Dort hätte auch eine Waldschule entstehen sollen, in der die Kinder dann nicht nur drei Wochen verblieben wäre, sondern geplant für ein bis zwei Monate bis zur völligen Herstellung der Gesundheit. Hierzu hatte Theodor Löwensohn bereits 1907 den sog. Rosie Löwensohn'scher Fonds zur Errichtung einer Waldschule mit 10.500 Mark eingerichtet für Ferienkolonien in Cadolzburg, Emskirchen und Pommelsbrunn.

Ehren-Tafel

Der Verein beschloss auf seiner Generalversammlung im Dezember 1909 die Anbringung einer Ehren-Tafel für besondere Gönner und Freunde des Vereins. Die besonderen Gönner und Freunde waren:

Auflösung

Über die Auflösung des Vereins ist aktuell nichts bekannt. Es ist zu vermuten, dass der Verein bereits durch den Kriegseintritt 1914 und der späteren Inflation 1923 wie fast alle anderen karitativen Vereine finanziell ins Straucheln geriet. Spätestens mit der Gleichschaltung aller Verein im Deutschen Reich im Jahr 1933 dürfte das Aus des Vereins gekommen sein.

Ähnliche Vereine bzw. karitative Ziele

Die Gründung solcher Vereine waren um die Jahrhundertwende um 1900 in vielen deutschen Städten zu beobachten. Sie resultierten aus der Urbanisierung der Städte bei gleichzeitiger Zentrenbildung in den immer schneller wachsenden Städten durch die Industrialisierung und der damit einhergehenden zunehmend schlechten Wohnbedingungen. So entstand u.a. auch in Nürnberg ein Verein für Erholungsstätten zur Bekleidung von Schulkindern bzw. zur Schaffung von Erholungsstätten. Auch in Fürth hatte sich parallel 1908 im Stadtwald die sog. Walderholungsstätte gegründet, allerdings zunächst mit dem Fokus auf erholungsbedürftige Männer und Frau mit dem Ziel zur Rehabilitierung bzw. Gesundung von Arbeitskräften. Erst später rückten auch wieder Kinder und Jugendliche in den Vordergrund.

Literatur

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Georg Fronmüller, Chronik der Stadt Fürth, A. Schmittner, Reprint 1985, S. 568
  2. Georg Fronmüller, Chronik der Stadt Fürth, A. Schmittner, Reprint 1985, S. 603
  3. Georg Fronmüller, Chronik der Stadt Fürth, A. Schmittner, Reprint 1985, S. 634
  4. Georg Fronmüller, Chronik der Stadt Fürth, A. Schmittner, Reprint 1985, S. 623
  5. Theodor Löwensohn: Bericht über die Tätigkeit des Vereins für Ferienkolonien Fürth 1910, Eigenverlag, Fürth, 1910, S. 2 ff.
  6. Theodor Löwensohn: Bericht über die Tätigkeit des Vereins für Ferienkolonien Fürth 1910, Eigenverlag, Fürth, 1910, S. 8

Bilder