Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei
Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei, kurz: NSDAP, war eine in den 1920er Jahren entstandene Partei, die in ihrem Programm von Antisemitismus, Nationalismus und der Ablehnung der Demokratie geprägt war.
Die NSDAP herrschte von 1933 bis 1945 in Deutschland allein (Parteiendiktatur). 1945 wurde sie mit allen ihren Untergliederungen als verbrecherische Organisation verboten und aufgelöst, ihr Vermögen beschlagnahmt.
Die NSDAP in Fürth
Am 18. September 1923 gründete sich die NSDAP Orstgruppe in Fürth, die kurz nach der Gründung im November 1923 bereits 170 Mitglieder hatte. Zuvor war im Februar 1923 der Versuch zur Gründung einer Ortsgruppe fehlgeschlagen[1]. Nach dem gescheiterten Hitlerputsch am 8./9. November 1923 wurde die NSDAP reichsweit verboten, so auch in Fürth. Getarnt als Gesangsverein bzw. Mandolinenclub existierte die Ortsgruppe weiter, bis sie am 16. Februar 1925 erneut gegründet wurde, lediglich zwei Wochen nach der reichweiten wieder Zulassung der NSDAP. Seit 1925 existierte ebenfalls eine Fürther Sturmabteilung (SA), die mit "möglicherweise" 40 Mitgliedern angegeben wird und eine Schutzstaffel (SS) mit ca. 45 Mitgliedern (Stand Juli 1926).[2]. Stets mit dabei Albert Forster, der spätere Gauleiter von Danzig und einer der größten Kiegsverbrecher im Nationalsozialismus [3]. Albert Forster, ein 22jähriger arbeitsloser Bankangestellter übernahm die Leitung der neugegründeten NSDAP, die allerdings in den darauffolgenden Jahren wenig Beachtung in der öffentlichen Wahrnehmung besaß. Eine Großkundgebung in Fürth am 26. und 27. September 1925 mit Adolf Hitler und weiterer NS-Prominenz zeigte nicht den gewünschten Zuspruch. Man erhoffte sich ca. 15.000 Teilnehmer - gekommen waren "nur" 4.000 Teilnehmer[4]. 1927 zählte die Ortsgruppe knapp 200 Mitglieder, also kaum mehr als zur Gründung 1925. Auch die angegliederten Organisationen wie SS und SA hatten in dieser Zeit keinen großen Zulauf. Anläßlich der Verabschiedung des SA Standartenführers Schneider am 31. Mai 1933 berichtet der Fürther Anzeiger, dass die SA Stärke 1927 lediglich bei 120 Mann lag, weshalb angeblich Hitler persönlich im August 1927 Schneider aus dem Chiemgau nach Fürth berief. Seitdem stieg die Zahl der Mitglieder stetig bis 1933 knapp 2.000 Mann in der SA gezählt wurden[5].
März 1930 hatte die Partei trotz all Ihrer Bemühungen nicht mehr als 185 Mitglieder, dies änderte sich erst Ende 1931 mit dem Aufstieg Adolf Hitlers bei den Reichstagswahlen [6]. Ab 1932 schien die NSDAP in Fürth soviele Mitglieder zu haben, so dass aufgrund der Neuorganisation der Reichsleitung im August 1932 eine Ortsgruppe dann geteilt werden musste, wenn sie mehr als 500 Mitglieder hatte. Die Ortsgruppe schien somit 1932 mindestens 1.500 Mitglieder zu haben, da nach den Grundsätzen der Neuorganistation sich neben der neuen Ortsgruppe Burgfarrnbach zwei weitere gründeten. Insbesondere die Gründung der Ortsgruppe Südstadt bereitete der NSDAP 1930 noch große Schwierigkeiten zu bereiten, da sie in der "roten Hochburg" nur mit Mühe einen Wirt fanden, der bereit war der NSDAP sein Lokal für Parteiversammlungen zur Verfügung zu stellen [7].
Der seit 1914 amtierende Oberbürgermeister Dr. Robert Wild war ein entschiedener Gegner der Nationalsozialisten, so weigerte er sich z.B. im Februar 1933, den neuen Reichskanzler Hitler am Flughafen zu empfangen. In der Folge der Auseinandersetzung mit der NSDAP in Fürth und im Stadtrat wurde Dr. Robert Wild in den Ruhestand gezwungen. Sein Nachfolger wurde Franz Jakob, Parteimitglied der NSDAP der ersten Stunde.
Der seit 1914 amtierende Oberbürgermeister Dr. Robert Wild war ein entschiedener Gegner der Nationalsozialisten, so weigerte er sich z.B. im Februar 1933, den neuen Reichskanzler Hitler am Flughafen zu empfangen. In der Folge der Auseinandersetzung mit der NSDAP in Fürth und im Stadtrat wurde Dr. Robert Wild in den Ruhestand gezwungen. Sein Nachfolger wurde Franz Jakob, Parteimitglied der NSDAP der ersten Stunde.
„Machtergreifung“ 1933
- Mit der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler durch Reichspräsident Hindenburg beginnt im gesamten Deutschen Reich am 30. Januar 1933 die Diktatur der NSDAP.
- Bereits am 1. Februar 1933 wurde der Reichstag auf Wunsch Hitlers vom Reichspräsidenten aufgelöst.
- Die letzte freie Wahl der Weimarer Republik fand am 5. März statt und wurde zu einem überwältigenden Erfolg für die NSDAP.
- Am 1. Mai 1933 wurde der amtierende Oberbürgermeister Dr. Robert Wild vom NS-Regime zum Rücktritt gezwungen.
- Der NSDAP-Kreisleiter Franz Jakob trat am 19. November 1933 das Amt des Oberbürgermeisters der Stadt Fürth an.
- Der spätere Oberbürgermeister Hans Bornkessel wurde von der NSDAP im November 1933 als Rechtsrat der Stadt Fürth zwangsbeurlaubt.
- 1934 wird Hans Bornkessel vom NS-Regime zwangsweise in den Ruhestand geschickt.
Reichs-Pogromnacht in Fürth 1938
Kapitulation 1945
Der Zweite Weltkrieg, und damit auch die Alleinherrschaft der NSDAP, waren in und für Fürth am Donnerstag, den 19. April 1945 zu Ende, als der kommissarische Oberbürgermeister Dr. Karl Häupler die Kapitulation für Fürth unterzeichnete.
Folgen
Zwölf Jahre "Tausendjähriges Reich" hinterließen in Fürth irreversible Schäden, die bis heute weit über die unbeschreibliche Auslöschung zahlloser Leben, die Vernichtung zahlloser Existenzen und Zerstörungen historischer Bausubstanz und anderer Kulturschätze hinausgehen:
Vor allem die Verfolgung von Personen jüdischen Glaubens und linker Überzeugungen hat die Kulturszene, aber auch die intellektuelle Oberschicht der Stadt in ihrer Gesamtheit tiefgreifend zerstört. Viele fielen der Gewalt der Nazis unmittelbar zum Opfer: Der Kunstmaler Julius Graumann starb ebenso im KZ wie Volkswirt Rudolf Benario und Antifaschist Ernst Goldmann. Vor dem "Dritten Reich" landesweit bekannte Persönlichkeiten wie Jakob Wassermann, der in den 1920er Jahren in einem Atemzug mit Thomas Mann genannt wurde, blieben auch nach 1945 bis heute weitestgehend unbekannt und fristen ein Schattendasein als "Insidertipp". Vom einstigen Starverteidiger Max Bernstein sind heute nicht einmal mehr Fotografien überliefert, weil sein Nachlass den Nazis zu brisant war, obwohl er lange vor 1933 starb.
Wissenschaftler wie der Metallurg und spätere Cambridge-Professor Robert W. Cahn, der Politikprofessor Joseph Dunner, der erste Direktor des neuen Fürther Klinikums Jakob Frank oder Albert Uffenheimer, ebenfalls Arzt, und die Schriftstellerin Ruth Weiss setzten ihre Karriere nach der Emigration im Ausland fort. Allein aus der Familie des späteren US-Außenministers Henry Kissinger wurden 13 Mitglieder von den Nazis ermordet.
Die Stadtgemeinschaft, z. B. durch ihre Stiftungen, tragende und prägende Familien wurde wie die Sahlmanns ausgelöscht oder emigrierten wie die Berolzheimers. Auf beiden Wegen verschwanden sie fast vollständig aus der Gegenwart und Zukunft der Stadt, viele schafften es nicht einmal in die Geschichtsbücher.
Nicht zuletzt deshalb bleibt auch wirtschaftlich viel Kontinuität zwischen Drittem Reich und BRD: Viele NS-Günstlinge werden ab 1945 inhaftiert, in den als "Persilscheinfabriken" verspotteten Gerichtsverfahren jedoch als "Mitläufer" eingestuft und konnten weitestgehend unbestraft weiterarbeiten - Meistens unverändert mit vormals jüdischem Besitz: Mal weil die Eigentumsübergabe in juristischem Graubereich stattfand, mal weil ganze Familien in KZs ausgelöscht wurden, viele die das Unheil kommen sahen wie der Hopfenhändler und Großkaufmann Karl Sahlmann Suizid begingen oder aus dem Exil nicht zurückkehrten und folglich keine Ansprüche mehr geltend machen konnten oder wollten.
Persönlichkeiten
Literatur
- Lothar Berthold, Peter Krauss, Andy Reum, Josh Reuter (Redaktion): „Kristallnacht“ in Fürth In: Sondernummer der Fürther Freiheit, Fürth: (Ehemals Wissenschaftlich-Publizistischer Verlag) heute: „Städtebilderverlag Fürth“, Postfach 1212, 90702 Fürth V.i.S.d.P.: Andy Reum, Erlanger Str. 71, 8510 Fürth - im Netz
- Manfred Mümmler: Fürth in nationalsozialistischer Zeit. Das Alltagsleben 1933 - 1945. Universität Bayreuth, Dissertation, 1994, IV, 355 S.
- Manfred Mümmler: Fürth 1933 - 1945. Emskirchen: Verlag Maria Mümmler, 1995, 224 S., ISBN 3-926477-13-X
Siehe auch
- Rudolf Benario
- Holocaust-Denkmal
- Orte der Verfolgung und des Gedenkens
- Luftschutzbauten in Fürth
- Zweiter Weltkrieg
- Straßenbenennungen im Nationalsozialismus
Einzelnachweis
- ↑ * Quelle: Fürth in der Weltwirtschaftskrise und nationalsozialistischen Machtergreifung - Studien zur politischen, sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung einer deutschen Industriestadt 1928 - 1933, Nürnberg 1980, S. 381
- ↑ * Quelle: Staatsarchiv Nürnberg, Akte Polizeidirektion 583 / 587
- ↑ * Quelle: Der Aufstieg der NSDAP in Mittel- und Oberfranken, Rainer Hambrecht, Nürnberg, 1976, S. 87
- ↑ * Quelle: Gauleiter Albert Forster, Der Deutsche Angestelltenführer, S. 15 ff.
- ↑ * Quelle: Der Aufstieg der NSDAP in Mittel- und Oberfranken, Rainer Hambrecht, Nürnberg, 1976, S. 118
- ↑ * Quelle: Staatsarchiv Nürnberg, Akte Polizeidirektion 6.3.31 und 27.6.31 bzw. 24.10.31
- ↑ * Quelle: Fürther Anzeiger vom 9. März 1933 und 24. April 1933
Weblinks
- Allgemeine Geschichte der NSDAP - Wikipedia
- Presseausschnitte (FN, NN, Plärrer) und Archivalienkopien (Staatsarchiv München) zu Veranstaltungsverboten der NSDAP 1925/26, der Schoa in Fürth, dem von Alfred Nathan gestifteten König-Ludwig-Brunnen, den hebräischen Druckereien und Akten der Israelitischen Kultusgemeinde. In: Nr. 2 Jüdisches Leben und Antisemitismus in Fürth. Bestandsgruppe F - Findliste F 14 Dokumentationsgut zum jüdischen Leben in Nürnberg und Franken. Erstellt und geschrieben: Gerhard Jochem, Nürnberg, August 1999 - StAN
- Ekkehard Hübschmann: Arbeitsgemeinschaft fränkisch-jüdische Geschichte - im Netz