Humbser-Spielplatz

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Blick über die Otto-Seeling-Promenade, unterhalb der Bildmitte die Humbser-Turnhalle,
im Hintergrund das Projekt der Spiegelfabrik Baugruppe im Bau, Jan. 2020
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Der Humbser-Spielplatz befindet sich in der Fürther Oststadt an der Dr.-Mack-Straße und ist nach der Brauereidynastie Humbser benannt. Auf dem Gelände befindet sich das ehem. Hausmeistergebäude (Dr.-Mack-Straße 31) und die Humbser-Turnhalle. Das ehem. Hausmeistergebäude dient aktuell als Vereinsheim der Sportfreunde Fürth und als Geschäftstelle des BLSV Sportkreis Fürth Stadt und Land.


Stiftung

Der Humbser-Spielplatz geht auf eine Stiftung des Brauereibesitzers Hans Humbser zurück, der am 8. Juli 1899 dem Stadtmagistrat im Namen der Erben seines, im Jahr davor verstorbenen, Vaters Johann Humbser Wertpapiere als Grundstock für die "Johann Humbser'sche Stiftung" übergab. Die am 12. Dezember 1903 errichtete Stiftung sah die Errichtung eines "Jugendspielplatzes" vor.

Anlage

Bereits 1904 wurde die Anlage an der damaligen Birkenstraße nach nur viermonatiger Bauzeit als Spielplatz mit zwei Giebelbauten, Unterstandshalle, Wasch- und Geräteräumen eröffnet. Dazu ein Auszug aus dem Buch "Die Stadt Fürth in Bayern", (1908):

"Das Gebäude zeigt einen östlichen und einen westlichen Giebelbau; zwischen beiden liegt die 22 m lange und 3 m breite Unterstandshalle. In den Giebelbauten sind Wasserklosette (für Knaben und Mädchen) nebst Waschräumen, Geräteräumen und einem Raum für den Spielleiter untergebracht. Die Ausstattung geht ein gutes Stück über das reine Bedürfnis hinaus (...)"

Heute präsentiert sich die Anlage stark verändert. Das Pendant zum Uhrenhaus sowie die dazwischenliegende, zum Platz hin offene Unterstandshalle wurden um 1970/71 für den Bau der heute noch bestehenden Humbser-Turnhalle abgerissen. Der Anbau am Uhrenhaus (von der Uhrenseite aus rechts gesehen) stammt ebenfalls nicht aus der Erbauungszeit, sondern ist jüngeren Datums.

Beschreibung des Baudenkmals

Erdgeschossiger Putzbau mit Sandsteinsockel, Mansarddach, Fußwalm und halbrundem Bodenerker sowie einseitigem Pavillon mit Schopfwalmdach und Blendfachwerk, an Nordgiebel mit Uhr, Heimatstil, von Otto Holzer, bez. 1904.

Für das Sockelmauerwerk und die Natursteinpfeiler wurde gleichfarbiger Sandstein aus dem Steinbruch Katzenstein verwendet.[1]

Bauabrechnungsstreit

Revidierte Baukostenabrechnung vom 21. Dez. 1904

Die Bauausführung erfolgte durch die Fa. Johann Gran. Inhaber Gran legte seine Abrechnung vom 5. Dezember 1904 mit einer Gesamtsumme von 16.238,00 Mark vor. Das Stadtbauamt prüfte die Abrechnung und revidierte mit Datum 21. Dez. 1904 die Gesamtsumme auf 16.838,89 Mark. Mit Schreiben vom 20. Feb. 1905 meldete Gran Ansprüche für ausgeführte Mehrleistungen an:

1. Auffüllung des Platzes: veranschlagt 4 500 m3, ausgeführt 5 978 m3, Mehrung rd. 1 400 m3 à 0,777 M/m3 = 1.087,80 M
2. Regiearbeiten: Handlohn 10,50 M, Erdanfuhr 8,00 M = 18,50 M
3. Beton als Unterpflaster für die Aborte = 82,70 M
4. Arbeiten am Wandbrunnen = 18,53 M
5. Anschüttung eines Damms (aus Billigkeitsgründen) = 55,16 M
Summe = 1.262,69 Mark

Stadtbaurat Holzer kürzte am 6. März 1905 die revidierte Gesamtsumme vom 21. Dez. 1904 um 654,30 M (Anfuhr von Erde) auf die Gesamtsumme von 16.274,59 Mark, dieser Betrag wurde angewiesen.

Am 26. Febr. 1905 legte Gran eine umfassende Beschwerde wegen Nichtzahlung geleisteter Arbeiten ein, dabei ist das Spielplatzgebäude nur eine von fünf Positionen; hierbei erläuterte er ausführlich seinen Standtpunkt. Daraufhin beschloss am 4. April 1905 die Kollatur (Verwaltungsrat) der Humbser’schen Stiftung (Vorsitzender Erster Bürgermeister Kutzer), dass die o. g. Positionen 1. , 4. und 5. abgewiesen, dagegen 2. und 3. anerkannt werden. Stadtbaurat Holzer teilte im Auftrag der Kollatur am 12. Mai an Gran das Sitzungsergebnis mit und gab Begründungen an. Die Forderung von 1.161,49 M wurde abgewiesen, der Betrag von 101,20 M zur Zahlung angewiesen.

Gran bestand jedoch mit Schreiben vom 20. Mai 1905 auf seine abgewiesenen Forderungen und beklagte, dass die Kollatur nur den Baurat Holzer hörte. Für die unrichtige Massenberechnung trage die Bauverwaltung die Verantwortung, die Folgen solle nun aber der Unternehmer übernehmen. Gran stellte für die Antwort einen Termin auf den 27. Mai. Doch Kutzer war nicht gewillt, sich von Gran einen Termin vorschreiben zu lassen, und Holzer erklärte: „Eine Änderung des Beschlusses empfiehlt sich nicht.“

Am 25. Mai lud der Kollaturvorstand Kutzer die Stiftungskollatur für den 30. Mai 17:30 Uhr ein. Am Tag des Fristablaufs teilte Joh. Gran dem Beauftragten der Kollatur, Otto Holzer mit, dass er nun den Rechtsweg beschreite. Die Kollatur fasste am 30. Mai 1905 wegen Abwesenheit von Hans Humbser und des Gemeindebevollmächtigten Gottfried Löhner aber keinen Beschluss, da nur Vertreter der städt. Verwaltung (Rechtsrat Kaufmann, Schulrat Dr. Bauer, Baurat Holzer) anwesend waren. Noch am gleichen Tag schrieb Holzer an Gran, teilte diesen Umstand und seine Absicht mit, dass er einen Vermittlungsvorschlag machen wolle. Dafür schlug er eine bilaterale Besprechung in seinem Büro vor, die am 5. Mai stattfand.

Holzer und Gran einigten sich, dass die Mehrleistung der Erdarbeiten nachbezahlt wird, wobei Gran 10 % der Mehrleistung gratis (Nachlass) erbrachte, weil er die Sache zu Ende bringen wollte. Holzer sah nun auch die Pauschalposition für den Erdaushub als unzureichend an, was in erster Linie daher rühre, dass der Garteninspektor wesentlich mehr an Dünger- und Humushaufen abgefahren habe als ursprünglich geschätzt worden sei. Zur Bedingung hatte Holzer gemacht, dass Gran auf die weiteren Forderungen (Entschädigung Damm, Nacharbeiten Wandbrunnen) verzichtet. Demzufolge seien noch zu zahlen: 738,20 M. Das sah Gran aber anders, als er am 7. Juni 1905 die getroffene Vereinbarung schriftlich mitteilte. Er verlangte auch die Bezahlung der beiden anderen Positionen.

Bürgermeister Kutzer erklärte schließlich am 13. Juni definitiv, dass nur 738,20 M bezahlt werden und bat Gran um schriftlichen Verzicht auf weitere Ansprüche. Dieser gab schließlich am 18. Juni 1905 die schriftliche Erklärung ab, dass er mit Zahlung der Summe von 738,20 M auf die restlichen Positionen verzichtet und seine Ansprüche an die Stiftung gedeckt sind. Mit dieser Restforderung erklärten sich alle Verantwortlichen einverstanden, Kommerzienrat Hans Humbser wegen Reise als Letzter am 29. Juni. Das städtische Rechnungsbüro erteilte am 4. Juli das Mandat zur Zahlung; die abgerechnete Schlusssumme für das Vorhaben betrug somit 17.113,99 Mark.[1]

„Fernseh-‚Uraufführung‘“ 1951

Am 27. September 1951 war das Gelände der Schauplatz der „Fernseh-‚Uraufführung‘ in Fürth“ anlässlich einer „Leistungs- und Gewerbeschau“. Der Sender auf dem Turm des heutigen Rundfunkmuseums sendete zwei Wochen regelmäßig den Film „Grock“ (1931) des damals bekannten Clowns Grock zum Ausstellungszelt auf dem Humbser-Spielplatz, wo entsprechende Fernseher als Empfänger standen und dem staunenden Publikum vorgeführt wurden. Der von Walter Mayer und zwei weiteren Technikern gebaute erste süddeutsche Fernsehsender strahlte vom Grundig-Werksgelände aus dem heutigen Rundfunkmuseum eventuell das erste reguläre deutsche Fernsehprogramm nach dem Krieg aus.[2]

Literatur

  • Einiges aus der gemeindlichen Bautätigkeit in Fürth i. B. - Spielplatzanlage. In: Süddeutsche Bauzeitung, Nr. 31, 1905, S. 246 - 248
  • Humbserspielplatz. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 182

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Akten des Stadtmagistrats Fürth: „Johann Humbser'sche Spielplatz-Stiftung : Bauausführung - Abrechnung mit Johann Gran, Maurerm.”, StadtAFÜ Sign.-Nr. 9/3750
  2. vgl. z. B. "Nürnberger Nachrichten" vom 28. September 1951, S. 3: "Fernseh-Uraufführung in Fürth"; Der Sender strahlte täglich um 11, 14 u. 16 Uhr den Spielfilm aus, der in Teilen von Nürnberg und Fürth empfangen werden konnte.

Bilder