Hans Böckler

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Dr. h. c. Johann Georg “Hans” Böckler (geb. 26. Februar 1875 in Trautskirchen bei Neustadt an der Aisch; gest. 16. Februar 1951 in Köln-Lindenthal) war ein deutscher Politiker (SPD) und Gewerkschaftsfunktionär.


Leben

Mit sieben Jahren [andere Quellen sprechen von 4 Jahren] kam Hans Böckler mit seiner Mutter Christine Böckler, geb. Kornhausch von Trautskirchen in seine zweite Heimat nach Fürth.[1][2][3][4] Sein Vater Georg Andreas Böckler war bereits seit 1876 in Fürth und arbeitete zunächst als Dienstknecht, dann als Taglöhner und Kutscher bei der Stadt. Wohnort war die Königstraße 44 in der Fürther Altstadt.

Der junge Hans Böckler wuchs in der Fürther Altstadt bzw. am Gänsberg auf. Der Überlieferung nach soll er als sogenannter Gassenjunge stets zu Streichen aufgelegt gewesen sein. So soll er mit 9 Jahren im Abflussrohr einer Dachrinne Papier und Stroh angezündet haben, um es wie in einem Schlot rauchen zu lassen. Als das Ende des brennenden Rohres an der obersten Etage die Betten einer Hausfrau in Brand zu stecken drohte, womit weit Schlimmeres hätte passieren können, soll er, so die Überlieferung, dann aber nicht weggelaufen sein sondern vielmehr zu seiner Tat gestanden und dabei die Nachbarschaft vor dem drohenden Unglück mit folgende Worten gewarnt haben: „Fraa! Fraa! Dennas ihre Bettn nei, es brennt, es brennt![5]

1894 trat Böckler in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) ein. Er lernte in Fürth den Beruf des Goldschlägerhandwerks und wird gleichzeitig Mitglied im Deutschen Metallarbeiterverband. Böckler wurde nachgesagt, Autodidakt gewesen zu sein. So soll er sein Wissen in Sachen der Mathematik und Buchführung in Abendkursen der Gewerkschaft angeeignet haben.

Von 1897 bis 1899 absolvierte Böckler seinen Wehrdienst im Kaiserreich. Zurück aus dem Wehrdienst - nun wohnhaft in der Königstraße 23 - wurde er 1899 Vorsitzender des Fürther Gewerkschaftskartells.[6] 1902 wurde er in den Stadtrat gewählt, nachdem er gemeinsam mit Michael und Hans Vogel den Fürther Arbeiter Turn- und Sportverein aufgebaut hatte. Im gleichen Jahr war er am 22. Dezember 1902 bei der konstituierenden Versammlung zur Gründung der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) Fürth beteiligt und wurde deren Vorstandsmitglied. Nur kurze Zeit später wurde er 1903 hauptamtlicher Gewerkschaftsfunktionär an der Saar. 1908 wechselte er in den Bezirk Frankfurt/Main und wurde Mitarbeiter des Metallarbeiterverbandes. Zwei Jahre später (1910) wurde er Leiter der Metallarbeiterverbandes Schlesien mit Sitz in Breslau.

Ab 1910 wechselte Böckler von Breslau nach Berlin. Dort wurde er Mitarbeiter des Metallarbeiterverbandes in der Berliner Zentrale. In der gleichen Zeit arbeitete er aktiv in der Redaktion der Metallarbeiterzeitung.

1914 begann der Erste Weltkrieg, und Hans Böckler wurde in den Kriegsdienst als Unteroffizier eingezogen. 1916 an der Ostfront wurde er schwer verwundet und daraufhin als dienstuntauglich entlassen. Am 15. November 1918 wurde er zum Sekretär der neugegründeten "Zentralarbeitsgemeinschaft der industriellen und gewerblichen Arbeitgeber und Arbeitnehmer Deutschlands" ernannt, von dessen Position er nach kurzer Zeit wieder zurücktrat, da er seine sozialpolitischen Vorstellungen nicht verwirklichen konnte. Ab 1920 wurde Böckler Bevollmächtigter des Deutschen Metallarbeiterverbandes in Köln. In Köln wurde er zusätzlich von 1924 - 1928 erneut Stadtrat.

Vor seiner Wahl 1928 zum Mitglied des Reichstags war Böckler seit 1927 Bezirksleiter des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes Rheinland und Westfalen-Lippe in Düsseldorf. Die Mitgliedschaft im Reichstag endete durch die Machtergreifung der NSDAP 1933. Nach zweimaliger Verhaftung durch die Nationalsozialisten versteckte sich Böckler im Bergischen Land. Nach dem Attentat am 20. Juli 1944 auf Adolf Hitler durch die sog. Gruppe um Graf Stauffenberg wurde Böckler wegen illegaler Gewerkschaftsarbeit per Haftbefehl gesucht. Eine direkte Beteiligung am Attentat ist jedoch ausgeschlossen.

Unmittelbar nach Kriegsende organisierte Böckler die Neugründung des Gewerkschaftsbundes im Rheinland und in Westfalen. Er war Mitglied des Landtags von Nordrhein-Westfalen seit Gründung am 2. Oktober 1946 bis zum 19. April 1947.[7] Auf dem Gründungskongress des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) der britischen Besatzungszone vom 22. - 25. April 1947 wurde Böckler in Bielefeld zum 1. Vorsitzenden gewählt.[8] Gleichzeitig war er Mitglied der internationalen Gewerkschaftskommission in Fragen des Marshallplans.

Mit 73 Jahren wurde ihm 1948 die Ehrendoktorwürde der Universität Köln für seine "Lebensarbeit für das Wohl des deutschen Arbeiters" verliehen. Am 13. Oktober 1949 gelang ihm die nationale Gründung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in München als Dachverband der neuen Gewerkschaften. Von 1949 bis 1951 war Hans Böckler Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB).

Ehrungen

 
Ehrentafel Hans Böckler

Literatur

  • Manfred Mümmler: Hans Böckler: "Anwalt der Armen und Bedrängten", in: Dichter, Denker, Demokraten, Emskirchen, 1991, S. 19 - 29
  • Adressbuch Fürth 1982, Rubrik "Namhafte Fürther".
  • Gloria Müller: Das Hans-Böckler-Geburtshaus in Trautskirchen/Mittelfranken - Hans Böckler - ein Portrait. Hans-Böckler-Stiftung (Hg.), SP-Verlag Norbrt Schüren, Marburg, 1989

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gemeindlicher Dienstknecht bzw. Stadtkutscher, Löwenplatz 1 (ab 1890 Bergstraße 2) nach Adressbuch Fürth 1886, S. 32, 215
  2. Gemeindedienstknechtswitwe, Löwenplatz 2 (ab 1890 Mohrenstraße 32) nach Adressbuch Fürth 1889, S. 19
  3. Personenstandsregister, Standesamt Köln I, Sterbefälle, 1951, Bd 02 (abgerufen am 11.04.2018) - Sterbeurkunde Johann Georg Böckler vom 26.02.1951
  4. Fürther Nachrichten, Februar 1951
  5. Christoph Brausewein: Fürther Geschichten, Fürth 1992, S. 16 ff.
  6. „Böckler, Joh. Georg, Silberschlägergeh., Königstraße 23, II.“ nach Adressbuch Fürth 1901, 1. Teil, S. 21; ebenso nach Adressbuch 1903, 1. Teil, S. 23
  7. Abgeordneter des Landtags NRW (abgerufen am 13.04.2018) - Dr. h. c. Hans Böckler
  8. Was war am 25. April 1947; Internetpräsenz chroniknet.de, Josef Höckner, München; aufgerufen am 14. Januar 2024

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