Johann Christian Hirt

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Selbstbildnis Johann Christian Hirt

Johann Christian Wilhelm Hirt (geb. 4. März 1836 in Fürth[1]; gest. 19. August 1897 in München) war Bildhauer.

Leben und Wirken

Er wurde im Haus Nr. 342, I. Bez. (ab 1890 Bäumenstraße 8) als Kind des Kammfabrikanten Karl Wilhelm Hirt und dessen zweiter Ehefrau Barbara, geborene Frank in Fürth geboren. Am 13. März wurde er von Pfarrer Lehmus in der Kirche St. Michael getauft und von Pfarrer Seiffert 1849 konfirmiert.[1][2]

Schon in der Schulzeit erregte sein zeichnerisches Talent Aufmerksamkeit, und so wurde er mit einigen Auszeichnungsprämien belohnt. Auf Veranlassung des Vaters begann er eine Lehre als Kunstdrechsler bei einem nahen Verwandten. Seine Elfenbeinschnitzereien erfreuten sich großer Beliebtheit und mit einem Becher errang er auf einer Pariser Ausstellung sein erstes Ehrendiplom.[2] Durch diese Anerkennung ermuntert trat er 1855 in die Münchner Akademie der Bildenden Künste ein. Hier widmete er sich besonders der antiken Plastik, erlangte weitere Medaillen 1858 und 1860 und wurde recht bald mit größeren Aufträgen bedacht.

J. C. Hirt heiratete am 28. Juli 1862 in der Kirche St. Michael in Fürth die zwanzigjährige Anverwandte Anna Johanna Hirt, die Tochter des Fürther Landproduktenhändlers Eduard Hirt. Der Trau-Pfarrer war dabei der Konfirmator Seiffert. 1864 siedelte das Paar endgültig nach München über und J. C. Hirt richtete sich dort ein Atelier ein.

Bei der bayerischen Landes-Industrieausstellung in Nürnberg bekam er eine goldene Medaille[3], er wurde Ehrenmitglied der königlichen Akademie der Künste und erhielt aus Anlass des Neujahrsfestes 1897 von Prinzregent Luitpold den Verdienstorden vom Heiligen Michael[2]. Reichtümer konnte sich Hirt nicht erwerben und so kam der gesamte künstlerische Nachlass nach seinem Tode am 19. August 1897 zur Versteigerung. Im Vorwort des Versteigerungskataloges heißt es:
"Hirt war ein schlichter Künstler, der nur seiner Kunst und seiner Familie lebte; er vermochte es nicht, sich persönlich hervorzutun, oft zum großen Schaden seiner pekuniären Interessen."[4]

Werke

Johann Christian Hirt war ein Kind des Stilpluralismus des 19. Jahrhunderts und suchte seine Identität zwischen Klassizismus, Romantik, Nazarenertum, Naturalismus, Realismus und Historismus. Sein Schaffensraum reichte von Grabnischen über öffentliche Gebäude, Brücken, Brunnen, Museen und Schlösser bis zum "Museum für den Hausgebrauch".[4] Die Kleinplastiken in Bronze und Silberguss fanden ihr Publikum als Dekorationskunst der kleinbürgerlichen Wohnkultur. Die Großskulpturen wurden auf Ausstellungen mehrfach ausgezeichnet.

  • Quellen-Nymphe (von den Kunstvereinen in München und Fürth angekauft)
  • Eurydike, ein lebensgroßes Gipsmodell (für die int. Kunstaustellung München 1879)
  • Eurydike, Verwirklichung des Modells in Carreramarmor 1881 in Köln
  • die gefesselte Andromeda (heute in Bukarest)
  • Arethusa (vor dem 2. Weltkrieg in der Münchner Glyptothek)
  • Kentaur und Nymphe (von Prinzregent Luitpold erworben)
  • die vier Erdteile (für Schloss Herrnchiemsee)

Fürther Werke

Zu seinen beiden Fürther Werken gehören:

  • die Christusstatue in der Kirche St. Michael, eines der wenigen Werke Hirts, das in Holz gearbeitet wurde. Zum Kirchweihfest 1883 wurde die Statue eines Kelch segnenden Christus im Altar aufgestellt. Die Kosten von 800 M wurden aus Spenden gedeckt. Die Figur war ursprünglich bronziert und wurde später vergoldet. Der bisherige Gipsabguss einer Christusfigur des Thorvaldsen-Schülers Johann Wilhelm Braun[5] in dem Retabel von 1830/31 wurde der Versammlungshalle des neuen Friedhofs (am 29. Dezember 1881 eingeweiht) an der Erlanger Straße gestiftet. Nach Auskunft der Friedhofsleitung kam dieses Skulptur später ins städtische Archiv nach Burgfarrnbach, wo sie vermutlich in eine Remise verbracht wurde und bis heutigentags (Februar 2024) noch nicht wieder aufgefunden wurde![6]
  • das Kriegerdenkmal von 1870/71 am Hallplatz, eingeweiht am 19. August 1888 und trotz Regens von der Bevölkerung mit Begeisterung aufgenommen. Ein Denkmal, das den Soldatentod für die nationale Einheit verherrlichte. Die Kunstwelt nahm daran besonders Anteil, weil Hirt mit der Darstellung seine klassizistische Linie verließ und ganz in die naturalistische Arbeitsweise einschwenkte.[7]

Literatur

  • Hirt, Johann Christian. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 176
  • Dieter Wölfel: Johann Christian Hirt (1836 - 1897). In: Fürther Heimatblätter, 1981/1, S. 7 - 16, 24
  • Dieter Wölfel: Johann Christian Wilhelm Hirt. In: Allgemeines Künstlerlexikon (AKL), Band 73: Heunert - Höllwarth, (2011). Berlin, Boston: De Gruyter, S. 363 - 364

Siehe auch

Weblinks

  • Holland, Hyacinth, "Hirt, Johann" in: Allgemeine Deutsche Biographie 50 (1905), S. 372-373 Online-Version

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Kirchenbücher St. Michael, Taufen 1833–1838, S. 445
  2. 2,0 2,1 2,2 Dieter Wölfel: Johann Christian Hirt (1836 - 1897). In: Fürther Heimatblätter, 31. Jhg., 1981/Nr. 1, S. 7
  3. Fronmüllerchronik, 1887, S. 260 und S. 323
  4. 4,0 4,1 D. Wölfel, S. 8
  5. siehe Artikel „Braun, Johann Wilhelm“ von August Wintterlin in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 274
  6. D. Wölfel, S. 10; siehe auch: Kirche St. Michael, Beschreibung der Kirche St. Michael Fürth, Innenansicht
  7. D. Wölfel, S. 9

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