Gabrielschul
Die ehemalige „Gabriel-Schul” geht zurück auf Gabriel Fränkel und befand sich im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts im Rückgebäude Königstraße 57, zweiter Stock. Gabriel Fränkel unterhielt beste Beziehungen zum markgräflichen Hof in Ansbach, der ihn daraufhin von drückenden Zollabgaben befreite [1]. Er war zu diesem Zeitpunkt bereits Vorsteher der jüdischen Gemeinde Fürth und erhielt in Anerkennung seiner Dienste für das Hochstift Bamberg und den Fränkischen Kreis das Aufenthaltsrecht in Bamberg, wo er zum Hoffaktor aufstieg. [2].
1707 tätigte der Parnoss der jüdischen Gemeinde Gabriel Löw Fränkel eine Stiftung für eine Talmud-Klause. In der Stiftungsurkunde hieß es: "Nun bin ich alt geworden und kenne nicht den Tag, an dem ich vor Gottes Angesicht hintreten werde ... ich bin nicht mehr in der Lage, mich mit der Thora fortwährend zu befassen, deswegen hege ich schon seit längerer Zeit den Gedanken, einen Versammlungsort für Weise und eine Stätte für die Thora zu gründen.'" [3]. Gabriel Fränkel stiftete dafür 6.000 fl. die seine Söhne und Erben auf 10.000 fl. erhöhten. Die Intention war eine Talmudklause für einen Gelehrten, der die Thora und den Talmud studieren und lehren sollte. Dieser wohnte im ersten Stock des Gebäudes (heute Königstraße 57 b). Nach dem Tode Gabriel Fränkels entwickelte sich die Talmusklause immer mehr zur Privatsynagoge.
Das Stiftungsgebäude mit Synagoge im Hof wurde vermutlich 1716/1717 errichtet. Die „Schul” im zweiten Stock wurde durch den Treppenturm erschlossen [4].
1735 gingen der Erbe Wolf Fränkel, der seit 1712 Hoffaktor am württembergischen Hofe war, in Konkurs. Ursächlich war wohl die schlechte Zahlungsmoral der Württemberger [5] Für die "Gabriel-Stiftung" bedeutete dies eine Schmälerung des Stiftungskapitals auf 3.500 fl.
Die Mikwe/Juden-Duck zwischen dem Stiftungsgebäude und dem Hinterhaus bestand schon ab 1668. Bis 1836 diente die „Schul” als Gebetsraum. Nach Schließung blieb das westliche Hinterhaus bis 1872 als Pfründnerhaus im Besitz der Gabriel-Stiftung. Die Mikwe im Haus Nr. 57 am Ende des Hofes blieb bis 1880 in jüdischem Besitz. Deren Grund liegt ca. 10 Meter unter dem Hofniveau.[6]
Der Gebäudetrakt Nr. 59 rechter Hand grenzt an die Rückseite des „Rößla“ (Wirtshaus Zum Roten Rößlein, Waagstraße 1).
Die dreigeschossigen Wohnhäuser Königstraße 55/57/59 entstanden nach dem Brand von 1634 auf dem Grund eines ehemaligen Bauernhofes, der dreigeteilt wurde.
Siehe auch
Weblinks
- „Gabrielschul” auf historischer Karte, siehe BayernAtlas
Einzelnachweise
- ↑ siehe Siegfried Hänle: Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach, 1867, S. 87 und 235 - 238
- ↑ Robert Giersch, Dr. Andreas Schlunk: „Archivalienforschung zur Geschichte des sogenannten Gabrielhofes mit der Gabrielsynagoge, Königstraße 57, 90762 Fürth“, 1994, S. 12
- ↑ zitiert nach Barbara Ohm: Geschichte der Juden in Fürth, Seite 62. Ohm zitiert dabei aus einer englischen Übersetzung nach Izchak Rosenfeld. Die Urkunde kam durch die Emigration während der NS-Zeit in die USA.
- ↑ Gottlieb Wunschel, Fürther Häuser und Straßenbuch, 6. Band 1940
- ↑ siehe: "Mehr als Steine ... - Synagogen-Gedenkband Bayern", Bd. II, 2010, Seite 276. Wolf Fränkel war z.B. maßgeblich an der Finanzierung des Ludwigsburger Barockschlosses beteiligt.
- ↑ Gisela Naomi Blume: Fürther Geschichtsblätter 2011, Heft 2, S. 35 f.: Mikwe im Haus Königstr. 57
Bilder
Altane an der Westseite der Gabrielschul
Altane, Westseite Gabrielschul vom Innenhof Königstraße 55 und Königstraße 57
Dieser Artikel war Thema beim Fürther Höfefest vom 21. - 22. Juli 2018. Unter dem Titel "200 Jahre an einem Wochenende" bot die Veranstaltung Einblick in mehr als 50 Fürther Höfe, davon 20 als Themenhöfe mit einem geschichtlichen Thema. |