Mohrenstraße 2

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Mohrenstraße 2, das Geburtshaus von Leopold Ullstein. Links daneben Nr. 4, im Hintergrund Königstr. 76. 1969
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Dreigeschossiger, breit gelagerter Sandsteinbau mit Walmdach und Zwerchhaus mit Flachgiebel, im Kern zweite Hälfte 17. Jahrhundert, spätklassizistische Fassadengestaltung und Zwerchhaus von Friedrich Schmidt und Johann Weithaas, 1856; Gedenktafel für Leopold Ullstein; Teil des Ensembles Altstadt.

Das erste Gebäude wurde auf dem Grundstück vermutlich nach dem 30jährigen Krieg um 1660 erbaut. Der Grund gehörte ursprünglich zu Königsstraße 70. Dann wurde das Grundstück davon wegverkauft und so entstand das heutige selbständige Gebilde von Mohrenstraße 2. 1850 gründeten die beiden jüdischen Familien Josef Kleefeld und Fritz Asyl hier ihr erstes Geschäft, eine Kurz- und Manufakturwarenhandlung.

Im Erdgeschoss befindet sich vielen Jahren die Geschäfts- und Verkaufsstelle des Bund Naturschutzes.

Beschreibung nach Gebessler

Dreigeschossiger Quaderbau von elf zu zwei Achsen, I. Hälfte 19. Jh.; regelmäßig gegliedert. Fenstergewände gefast, Sohlbänke gefeldert. Geschäfteinbauten Walmdach, fünffenstriges, flach übergiebeltes Zwechhaus.[1]

Auszug aus der Wunschelchronik

Der älteste Nachweis ist im Salbuch 1615 Seite 61 enthalten und lautet: Ein neubebaute Stallung und darauff stehende Wohnung, so auß hieneben stehenden Wolf Brennerischen Köblers Gütlein gezogen worden, ohne Gemeinrecht, zwischen Devenne und Brenner’s großer Behausung und dem Gemein Hirten Hauß daselbsten gelegen mit Hermann Sudermann als Besitzer im Jahre 1773.

Diese Besitzbeschreibung ergänzt das Salbuch 1723 S. 234: 1723 hat Moscha Hamburger zu rechten Zinslehen empfangen Eine Behaußung, so vordem eine Stallung geweßen und auß Elias Prenners Behaußung, so ein Köblersgüthlein geweßen, gezogen worden, hinter dem Armen- und Hirten Hauß an der Gemeindestraße gelegen.

Der Grundakt 398 handelt bereits von einem dreystöckigen Wohnhaus. Also hat man es nach diesen Unterlagen zuerst mit einer Stallung, dann einer Behausung und zuletzt mit einem drei Stockwerke umfassenden Haus zu tun. Das zuletzt 1800 im Grundakt erwähnte Haus entsprach so ziemlich dem jetzigen an Größe. Doch scheint es so schlecht gebaut gewesen zu sein, daß es 1855 abgebrochen werden mußte; die Frontmauer hatte sich durchgebogen. Der damalige Erwerber Offenbacher baute das heutige Haus neu auf.

Ehem. Eigentümer[2]

  • 1660: Wolf Brenner
  • 1673: Hermann Sudermann
  • ........ Wolf Gabriel Judt
  • 1723: Moscha Hamburger
  • 1731: Jßrael Jacob, Stiefsohn,
  • 1763: David Diespecker
Hausverkauf Rindskopfstiftung
  • 1768: Nehm Rindskopf
  • 1798: Nehm Rindskopfsche Stiftung (Gründung)
  • 1799: Nehm Rindskopf, bzw. Stiftung
  • 1819: Nehm Rindskopf, milde Stiftung
  • 1850: Nehem Rindskopf, milde Stiftung
  • 1855: Samuel Offenbacher, Buchbinder[3]
  • 1860: Samuel Offenbacher, Buchbinder
  • 1867: Samuel Offenbacher, Buchbinder
  • 1880: Jda Offenbacher als Witwe
  • 1890: Ida Offenbacher, Kaufmannswitwe
  • 1901: Ida Offenbacher, Privatierswitwe
  • 1910: Karl Wenzel
  • 1926: Georg und Rosina Haber
  • 1961: Wilhelm und Johanna Hofmann
  • 1972: Wilhelm Hofmann, Fleischereibedarf

Geburtshaus Leopold Ullstein

Am 6. September 1826 wurde in der Mohrenstraße 2 Leopold Ullstein geboren. Ullstein führte zunächst mit einen Brüdern die elterliche Papiergroßhandlung in der Mohrenstraße, ehe er auf Grund des 1812 erlassenen Preußisches Judenedikt Fürth erst in Richtung Leipzig und später nach Berlin umzog. Dort angekommen gründete er 1855 erneut eine Papiergroßhandlung und stieg in das Verlagsgeschäft ein. Seine Söhne gründeten später den nach der Familie benannten "Ullstein Verlag".

Alte Adressen

  • ab 1792 Hausnummer 398
  • ab 1827 Hausnummer 41, I
  • ab 1860 Mohrenstraße 15
  • ab 1890 Mohrenstraße 2

Siehe auch

Bilder

  1. Stadt und Landkreis Fürth / Kurzinventar von August Gebessler, 1963, S. 44
  2. alle Angaben zu Mohrenstraße 2 nach Gottlieb Wunschel: Alt-Fürth, 1940 sowie den Fürther Adressbüchern von 1799, 1819, 1850, 1867, 1880, 1890, 1901, 1961 und 1972
  3. nach der magistratsmäßig verordneten Schließung der Privatsynagogen im Jahr 1836, war der Niedergang der privaten Thoraschulen und damit ihrer Stiftungen nicht mehr aufzuhalten. Im Zuge dessen scheint auch das Haus der Rindskopfschen Stiftung veräußert worden zu sein, dessen [Vollzug] bereits am 27. Juni 1855 im Fürther Tagblatt bekannt gemacht wurde.