Max Bernstein
- Vorname
- Max
- Nachname
- Bernstein
- Geschlecht
- männlich
- Geburtsdatum
- 12. Mai 1854
- Geburtsort
- Fürth
- Todesdatum
- 5. März 1925
- Todesort
- München
- Beruf
- Rechtsanwalt, Kritiker, Jurist, Autor
- GND
- 119257408
Person | Verwandtschaftsgrad |
---|---|
Elsa Porges | Ehefrau |
Eva Hauptmann | Tochter |
Hans Heinrich Bernstein | Sohn |
Mathilde Bernstein | Mutter |
Samuel Bernstein | Vater |
Max Bernstein (geb. 12. Mai 1854 in Fürth; gest. 5. März 1925 in München) war als Kunst- und Theaterkritiker, als Organisator, Anreger und Förderer vieler Schriftsteller und Künstler sowie als Anwalt der literarischen und politischen Opposition eine zentrale Gestalt des literarischen Lebens im Deutschen Reich, dessen Bedeutung weniger in seinem literarischen Werk als in seinen zahlreichen literatur- und kulturhistorisch relevanten Tätigkeiten zu sehen ist.
Er war verheiratet mit der Schriftstellerin Elsa Bernstein, geb. Porges, die gemeinsame Tochter Eva war verheiratet mit Klaus Hauptmann, dem Sohn von Gerhart Hauptmann.
Leben und Wirken
Bernstein kam als Sohn eines Großhändlers für Garn und englische Waren in Fürth auf die Welt. Er besuchte zunächst die Lateinschule in Fürth, sowie später das Gymnasium in Nürnberg und Frankfurt. Nach dem Abitur studierte er in Würzburg, Heidelberg, Leipzig und München Rechtswissenschaften, wo er zuletzt seit 1877 lebte und seit 1881 als selbständiger Anwalt tätig war. Seine rhetorischen Fähigkeiten, die er stets bei Plädoyers vor Gericht unter Beweis stellte, verschafften ihm einen gewissen Grad an Berühmtheit, die weit über die Münchner Stadtgrenze hinaus reichte.[1]
Zensur- und politischer Anwalt
Als Rechtsanwalt war Bernstein gefragt bei Schriftstellern und Künstlern in Zensurprozessen aller Art. Als frei improvisierender Redner war Bernstein berühmt und konnte die Massen (etwa gegen die lex Heinze) bewegen. Prozesse, in denen er als Anwalt auftrat, wurden besucht wie sensationelle Theaterstücke, die großen Tageszeitungen druckten seine Plädoyers so ausführlich ab, dass er sich Vorwürfen ausgesetzt sah, das Werbeverbot für Anwälte zu unterlaufen. Das Münchener Amtsgerichtsgebäude musste umgebaut werden, um den Publikumsansturm bewältigen zu können.
Im Auftrag der SPD legt Bernstein die Unhaltbarkeit des Sozialistengesetzes offen. Im Prozess gegen den Fürsten Eulenburg wurde er Verteidiger vom Journalisten Maximilian Harden, der in der in der sog. Harden-Eulenburg-Affäre (Outing-Kampagne über homosexuelle Umtriebe) eine Staatsaffäre provozierte. Im „Residenzprozess“ verhilft er einem zu Unrecht Beschuldigten, dem König Ludwig II. zehntausend Mark gestohlen zu haben, zu Freispruch. Weiterhin verteidigt er die aufständischen Bauern von Fuchsmühl in einem jahrzehntelangen Rechtsstreit über Holzrechte des Freiherrn von Zollern und schließlich vertrat er den anarchistischen Dichter Erich Mühsam, die Schriftsteller Ludwig Thoma oder Paul Lindau und setzt sich, wenn auch vergeblich, für den Journalisten Felix Fechenbach ein. Die gerichtlichen Auseinandersetzungen um die von ihm verteidigte Zeitschrift Simplicissimus gehören mit zu den Höhepunkten der Rechtsgeschichte und wurden von Bernstein und vom Simplicissimus häufig durch geplante Provokation zur Erlangung öffentlicher Aufmerksamkeit bewusst genutzt.
Der Schriftsteller
Bernstein selbst betrachtete seine literarische Tätigkeit als Freizeitbeschäftigung und war sich dessen bewusst, mit seinen teilweise erfolgreichen Lustspielen den literarischen Ansprüchen nicht genügen zu können, die er selbst als Kritiker an andere stellte. Doch nutzte er das Medium der Unterhaltungsdramatik zur Vermittlung linksliberaler Wertvorstellungen wie moderne Mädchenerziehung, freie Sexualität, Emanzipation, Ablehnung des Antisemitismus, soziale Verantwortung, demokratische Grundeinstellung, etc. an ein breites Publikum. Sprachliche Qualität haben seine nie gesammelten, über seine Reden, Plädoyers und Theaterstücke bunt verstreuten Aphorismen.
Auch als durch Deutschland tourender Vortragsredner setzte Bernstein sich für die neue Literatur des Naturalismus ein und begründete diesen bereits Anfang der 1880er Jahre theoretisch in Reden, über die meist auf der ersten Seite überregionaler Blätter (Münchner Neueste Nachrichten, Frankfurter Zeitung, Berliner Tageblatt) berichtet wurde. Er nahm, ohne dies je in Buchform zu veröffentlichen, an diesen prominenten Publikationsorten vieles von dem vorweg, was andere später in Büchern publizierten und was heute als programmatische Begründung des Naturalismus gilt.
Im steten Kampf gegen die Zensur entwickelte Bernstein mit Freunden Methoden, um Theaterstücke trotz eines polizeilichen Verbotes dadurch aufführen zu können, dass man die Aufführung für "unöffentlich" erklärte. Der Siegeszug von Ibsens Gespenstern in Deutschland ist diesem Trick zu verdanken. Ohne ihn hätte es die Freie Bühne und damit eine der zentralen Instanzen der literarischen Moderne in Deutschland nie gegeben.
Kunst- und Theaterkritiker
Bekannt wurde Bernstein ab 1878 als ein Kunstkritiker, der heftige Satire in der Tradition Heines nicht scheute, unrealistische Kunst gnadenlos verspottete, sich für den Realismus, den Naturalismus, den Impressionismus und die Moderne einsetzte, dabei Mäzenatentum zugunsten eines freien Kunstmarktes (wie dann später von der Secession verwirklicht) strikt ablehnte und mit verschiedenen Zeitschriftenprojekten zur Vorgeschichte etwa der Zeitschriften Kunst für alle und Die Jugend entscheidend beitrug. Insbesondere setzte er sich für Max Liebermann und Bruno Piglhein ein.
Als Theaterkritiker bei den Müchner Neuesten Nachrichten war Bernstein mit seinen detaillierten Besprechungen, die selbst vor einzelnen Aussprachefehlern nicht Halt machten, so gefürchtet, dass er die Spielplanpolitik der Münchener Theater mitbestimmen konnte. Henrik Ibsen verdankt ihm seine große Wirkung in Deutschland, die Durchsetzung Gerhart Hauptmanns auch im süddeutschen Raum ist Bernsteins Verdienst. Mit seiner Ablehnung der großen Ausstattungsstücke (z. B. der Meininger) dieser Zeit wurde er ein theoretischer Vorbereiter Max Reinhardts.
Der Salon Bernstein
Gemeinsam mit seiner Frau Elsa, die unter dem Pseudonym "Ernst Rosmer" selbst als Dramaturgin Erfolge feiern konnte, unterhielt Bernstein einen der bedeutendsten Salons der Jahrhundertwende. Hier verkehrten u. a. Theodor Fontane, Henrik Ibsen, Paul Heyse, Gerhart Hauptmann, Thomas Mann, Ludwig Ganghofer, Ludwig Thoma, Frank Wedekind, Hugo von Hofmannsthal, Rainer Maria Rilke, Max Halbe, Hermann Sudermann, Otto Brahm, Ricarda Huch, Eduard von Keyserling, Georg Hirth, Erich Mühsam, Klabund, Franziska von Reventlow, Annette Kolb, Tilla Durieux, Richard Strauss, Engelbert Humperdinck, Bruno Walter, Franz von Stuck, Olaf Gulbransson, Friedrich August von Kaulbach, Maximilian Harden und Max Weber.[2]
Veröffentlichungen (in Auswahl)
- Der kleine Hydriot (Kunstkritiken, 1884)
- Münchener Bunte Mappe (Anthologie, 1884)
- Ein Kuß, Mein neuer Hut, Blaubart (alle drei Stücke 1886 in Fürth aufgeführt)
- Kleine Geschichten (Erzählungen, 1888)
- Münchener Jahresausstellung von Kunstwerken aller Nationen (1889)
- Blau (Lustspiel, 1894)
- D’ Mali (Schauspiel, 1903)
- Narrische Leut’ (Erzählungen, 1904)
- Herthas Hochzeit (Lustspie,l 1907)
- Die Sünde (Lustspiel, 1909)
- Der gute Vogel (Lustspiel, 1913)
- Herrenrecht (Schauspiel, 1916)
- Gesindel (Soziales Drama, 1921)
- Theaterbriefe (Kritiken in den Münchner Neuesten Nachrichten)
Literatur
- Jürgen Joachimsthaler: Max Bernstein. Kritiker, Schriftsteller, Rechtsanwalt (1854 - 1925). 2 Bde. Lang, Frankfurt/M. u. a. 1995, ISBN 3-631-48427-5
- Bernd Noack: Zwischen Thalia und Justitia. Der Schriftsteller, Kritiker und Jurist Max Bernstein, in: Mit Licht und Schatten gepflastert, Gunzenhausen, 2007, S. 20 - 28
Weblinks
- Jürgen Joachimsthaler: Die Geburt des Aphorismus aus dem Geiste der Rede. Max Bernstein als Aphoristiker (Orbis-Linguarum, 19/2002)
- Max Bernstein im Literaturportal Bayern
- Hanns-Seidl-Stiftung: »Portraits jüdischer Persönlichkeiten - Gesichter unseres Landes: Max Bernstein«, 28.01.2022, online abrufbar
Einzelnachweise
- ↑ Dr. Peter Czoik: Literaturportal Bayern - das Blaue vom Himmel, online abgerufen am 1. Februar 2018 | 0:01 Uhr
- ↑ Max Bernstein - Wikipedia