Paul Fronmüller
- Vorname
- Paul Adolf Theodor
- Nachname
- Fronmüller
- Geschlecht
- männlich
- Geburtsdatum
- 31. Dezember 1864
- Geburtsort
- Cammin
- Todesdatum
- 11. November 1945
- Todesort
- Erlangen
- Beruf
- Stadtpfarrer, Oberkirchenrat, Stadtrat
- Partei
- Treu Fürth
- Religion
- evangelisch-lutherisch
- Friedhof
- Städtischer Friedhof
Funktion | FunktionVon | FunktionBis |
---|---|---|
Stadtpfarrer | 1 Mai 1914 | Januar 1970 |
Stadtrat | 15 Juni 1919 | 31 März 1933 |
Paul Adolf Theodor Fronmüller (geb. 31. Dezember 1864 in Cammin; gest. 11. November 1945 im Erlanger Klinikum) war Stadtpfarrer und Oberkirchenrat in Fürth. Er war ein engagierter Stadtrat, dessen Engagement im Verein Treu Fürth ihn unter dem Titel Erzengel von St. Michael bekannt werden ließ.
Leben
Aus dem bekannten Pfarrergeschlecht der Fronmüller stammend, kam Paul Fronmüller 1864 in Cammin in Pommern (heute Polen) zur Welt, wo sein Vater für kurze Zeit als Pfarrer tätig war. In Erlangen und Tübingen studierte er Theologie und wirkte in Balgheim und Lindau. Am 1. Mai 1914 übernahm er sein Amt zu St. Michael. Im Folgenden beschränkte er sich nie auf rein theologische Aufgaben, sondern brachte sich intensiv in die Politik der Gemeinde ein. 1919 wurde er als Vertreter seines Vereins Treu Fürth in den Stadtrat gewählt und verhinderte als Wortführer Treu Fürths die Eingemeindung nach Nürnberg. 1928 - 1933 war er Mitglied des Kreisrates. Im Oktober 1928 wird ihm als erstem Mitglied des Vereins die Ehrenmitgliedschaft von "Treu Fürth" verliehen. Im April 1935 verabschiedete er sich von seiner Gemeinde und verstarb am 11. November 1945 im Erlanger Klinikum. Er liegt auf dem Fürther Friedhof begraben.
Er war seit 1892 verheiratet (Nördlingen) mit Emma, geb. Herrmann (geb. Hersbruck 1871, gest. Fürth 1943). Sie hatten zusammen drei Kinder, ihre Tochter war Frieda Fronmüller und ihr Sohn war Fritz Fronmüller.
Fronmüllers politische Haltung
Paul Fronmüller kam unmittelbar vor Ausbruch des 1. Weltkrieges nach Fürth St. Michael. In den Kriegszeiten waren die Gottesdienste oft überfüllt von trostsuchenden Zivilisten und Abschied nehmenden Soldaten. Fronmüller führte eine Art von "Siegesfeiern" auf dem Kirchenplatz ein. Wenn Meldungen von deutschen Siegen auf den Kriegsschauplätzen in Fürth eintrafen, ließ er die Kirchenglocken läuten. Schuljugend und Gemeinde versammelten sich vor der Freitreppe an der Kirche, um sich die Siegesbotschaft verkünden zu lassen und Dankeslieder anzustimmen.[1] Nach dem Krieg und der Revolution von 1918 wurde Fronmüller als "Kriegshetzer und Kriegsverlängerer" angegriffen. Er äußerte sich aber auch sehr kritisch über den Krieg, zumal er bereits 1915 seinen eigenen Sohn verloren hatte.[2]
Paul Fronmüller nahm als Wortführer von Treu Fürth maßgeblich am politischen Leben, insbesondere der 1920er Jahre, teil. Seine eigene Haltung kann als streng konservativ bezeichnet werden, sein Auftreten zuweilen als populistisch - zum Teil äußerte er sich auch antisemitisch, obwohl in dem Verein Treu Fürth bekannte jüdische Bürger engagiert waren. Mit seinem entschiedenen Nein zur Eingemeindung Fürths nach Nürnberg traf der sog. "Erzengel von St. Michael" jedoch den Nerv der Bevölkerung und verschaffte seinem Bündnis "Treu Fürth" enormen Aufwind - zu Lasten der vorher lange ungefährdeten SPD. Die Forschung kennzeichnet ihn als Sittlichkeitsfanatiker - vor allem wenn es darum ging, was in den Zwanziger Jahren aus Amerika nach Deutschland kam. Musik, Tanz, Emanzipation - davor hatte er Angst.[3] Aus dem Studium der Gemeindebriefe ergab sich zwar keine volle Zustimmung zur nationalsozialistischen Ideologie, den Nationalsozialisten war Fronmüller jedoch nicht abgeneigt, im Gegenteil: So dankte der Stadtpfarrer in einer Predigt anlässlich der Kärwa 1933 Gott wortwörtlich "(...) dass er uns in Adolf Hitler den Retter vor dem Ansturm der Gottlosenbewegung und den Erbauer des neuen Reiches geschenkt (...) habe." Obwohl Treu Fürth in seiner Gesamtheit keine antisemitischen Positionen besetzte, unterstützte Fronmüller schon am 11. Juli 1929 einen Antrag des NSDAP-Stadtrats Schreiner für ein Verbot jüdischer Ritualschächtung.
Leistungen
- Zusammen mit Treu Fürth: Verhinderung der Eingemeindung von Fürth nach Nürnberg.
- Gemeinsam mit Gustav Schmetzer gründete er 1917 einen Kirchbauverein Fürth-West, der - verzögert durch Krieg und Inflation - dann 1925 eine ehemalige Flugplatzbaracke als Notkirche St. Martin erwerben konnte.
Literatur
- Fronmüller, Paul, Stadtpfarrer und Gemeindepolitiker. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 131
- Günter Stössel: "Nürnberg bei Fürth"
Lokalberichterstattung
- Sandra Stöckl: Annäherung an Paul Fronmüller. In: Fürther Nachrichten vom 26. März 2014 - online
- Claudia Ziob: Schwierige Erinnerung an Paul Fronmüller. In: Fürther Nachrichten vom 29. Januar 2022 (Druckausgabe) bzw. 100 Jahre "Treu Fürth": Schwierige Erinnerung an Paul Fronmüller. In: Onlinedienst nn.de vom 29. Januar 2022 – online
Siehe auch
- Fronmüller
- Conrad Fronmüller
- Frieda Fronmüller
- Fritz Fronmüller
- Treu Fürth
- Eingemeindung Fürths nach Nürnberg
- Kirche St. Michael
Weblinks
- Aufsatz auf der Treu Fürth!-Website, links unter "Treu Fürth!" - online
Einzelnachweise
- ↑ St. Michael zu Fürth. Festschrift zum Abschluß der Renovierung am 1. Oktober 1978 - 450 Jahre evangelischer Gottesdienst in der Sankt-Michaels-Kirche zu Fürth. S. 36
- ↑ Sandra Stöckl: Annäherung an Paul Fronmüller. In: Fürther Nachrichten vom 26. März 2014 - online
- ↑ Claudia Ziob: Schwierige Erinnerung an Paul Fronmüller. Zitat von Dörte Hanusch-Beuerle in: Onlinedienst nn.de vom 29. Januar 2022 – online
Bilder
Paul Fronmüller, Stadtrat
Glockenabgabe am 29. Juni 1917; "Gott mit uns", der Ursprung dürfte in dem biblischen Jesaja-zitat (Jes. 7,14) mit der Verheißung des Immanuel (= Gott mit uns) liegen. Als Kreideaufschrift auf den Glocken (der Spruch zierte auch die Koppelschlösser der Soldaten); vor dem Wagen die Michaelspfarrer (v. l. n. r.): Gustav Schmetzer - 2. Pfarrer, Paul Fronmüller - 1. Pfarrer, Heinrich Walter - 3. Pfarrer