Alter Jüdischer Friedhof

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Der alte jüdische Friedhof im Jahr 1705.

Kupferstich von Johann Alexander Boener.

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Der „Alte Jüdische Friedhof'“ („Judenheckisch“) stammt aus dem Jahre 1607. Er befindet sich in der Nähe der Stadthalle am Abhang zur Rednitz.


Beschreibung

Ehemaliger Eingang des Friedhofs an der Nordmauer, ursprünglich zur Rednitzstraße (heute an der Rosenstraße)
Ältester noch erhaltener Grabstein für Moses Fulda, gestorben und beerdigt am 4. November 1654

Die umgangssprachliche Bezeichnung Judenheckisch kommt von Hekdesch, einer alten hebräischen Bezeichnung für Armen- oder Krankenhaus, und verweist darauf, dass sich unmittelbar am Friedhof, der 1607 am Hang der Rednitz errichtet wurde, ein Spital befand.[1] Der Friedhof ist seit 1653 mit einer hohen Mauer umgeben und hatte bis kurz nach der Reichspogromnacht 1938 ein Taharahaus. Es liegen hier ca. 20.000 Tote begraben.

Aufgrund der Wiederansiedlung von Juden in Nürnberg seit 1850 wurde der Friedhof bis 1863 auch von Nürnberger Juden belegt. Im November 1863 kündigte die jüdische Gemeinde Fürth dieses Mitbenutzungsrecht, am 28. Februar 1864 weihte der Fürther Rabbiner Isaac Loewi den Alten Jüdischen Friedhof in Nürnberg an der heutigen Bärenschanzstraße (der mittelalterliche Friedhof lag an der heutigen Münzgasse).

Der alte jüdische Friedhof in Fürth erlitt in der Epoche des Nationalsozialismus schwere Beschädigungen. Bereits 1934 durch einen Straßenausbau im Bereich Bogenstraße/Weiherstraße, wobei an der Südwestecke ein Teil abgetrennt wurde und 60 Kindergräber umgebettet werden mussten,[2] ebenso durch Grabschändungen in der Reichspogromnacht November 1938 und - leider gerade im ältesten Teil - durch den Einschlag von drei schweren Fliegerbomben im Jahre 1944. Die Wucht der Detonationen war so groß, dass Grabsteine in die Dächer der Anwesen Weiherstraße 9 und 10 flogen.[3] Gegen Kriegsende, ebenfalls noch 1944, wurden zudem etliche Gräber und Grabsteine entfernt, um einem Löschteich im Mittelteil Platz zu machen. Der ursprüngliche Eingang wurde zugemauert und Grabsteine an einen nichtjüdischen Steinmetz verkauft. Außerdem wurde das Taharahaus sowie das alte Krankenhaus abgetragen.[4]

Die spätere amerikanische Besatzungsmacht unterstützte nach dem Krieg die mühselige Arbeit Knochen aus den riesigen Erdhügeln wieder aufzufinden, was die Überlebenden aus den Konzentrationslagern unter der Führung von Rabbiner David Spiro in einem Sammelgrab zur letzten Ruhe zu betten.[5] Die noch auffindbaren Steine wurden ebenfalls neu aufgestellt, allerdings entgegen der üblichen jüdischen Tradition nach Westen ausgerichtet. Damit bilden sie heute eine auffällige Gedenkstätte inmitten des historischen Friedhofs.[6]

Heute sind, im Lauf der Zeit und durch Schändungen, nur noch 6122 Grabsteine (Maz(z)ewot) erhalten. Er ist auch heute noch einer der ältesten, größten und bedeutendsten Jüdischen Friedhöfe in Deutschland und in Europa. Der Friedhof ist im Besitz der Gemeinde. Er ist heute nicht öffentlich zugänglich, um die Totenruhe zu wahren. Das Areal umfasst heute noch 1,7 Hektar.

Der alte Jüdische Friedhof Fürth ist Standort A 8 („Der Israelitische Friedhof“) des Stadt-Ökologischen Lehrpfades Fürth.

Beschreibung des Baudenkmals

"Nordteil 1604 angelegt, um 1800 nach Süden zu erweitert, mit über 1000 [richtig: 6122] Grabsteinen vom 17. bis zum frühen 20. Jahrhundert; Friedhofsmauer, z. T. verputzte Sandsteinquadermauer, frühes 17. Jahrhundert und frühes 19. Jahrhundert."

Der Denkmalschutz besteht schon seit 9. Juli 1954, es ist somit eines der ersten Objekte in Fürth, die unter Denkmalschutz gestellt wurden.

Dr. Markus Elias, Schuldirektor der Fürther Israelitischen Realschule schrieb in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Januar 1927. einen Artikel über den alten jüdischen Friedhof in Fürth: "Wie Steine reden" [7]. In diesem Beitrag werden besonders die Gräber der Rabbinen Menachem Man, Wolf Butschatscher, Elieser Heilbronn, Bermann Fränkel, Baruch Rapaport, David Strauss, Josef Steinhardt, Hirsch Josef Janow, Meschullam Salman Kohn und auch Wolf Hamburger gewürdigt.

Berühmte Fürther, die hier beerdigt wurden:

Sonstiges

Bei diesem Friedhof war das erste Jüdische Krankenhaus angesiedelt.

Der älteste Teil dieses Friedhofs wurde 1705 von Johann Alexander Boener in seiner Kupferstichsammlung mit abgebildet.

Die erste Beerdigung auf dem Friedhof fand am 11. November 1607 für Ascher Anschel Herrlingen und die letzte Beerdigung fand im 3. April 1936 für Ella Oettinger statt[8].

Angeblich wurde Joseph Süß Oppenheimer auf dem Friedhof begraben, belastbare Belege hierfür sind allerdings nicht gesichert.

Ende Februar 1978 wurden zahlreiche Grabsteine mit Hakenkreuzen beschmiert, der Grabstein von Meschullam Salman Kohn zusätzlich mit SS-Runen.[9]

Die Pflege obliegt im Wesentlichen dem Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern in Zusammenarbeit mit der Stadt Fürth und der Jüdischen Kultusgemeinde vor Ort.

Tourismus

  • Ein guter Ort - Der alte Israelitische Friedhof in Fürth, Stadtrundgang des Vereins Geschichte Für Alle e. V.
  • Geschichte der Juden in Fürth - Stadtrundgang des Vereins Geschichte Für Alle e. V.
  • Wovon die Steine zeugen, Stadtspaziergang der Tourist-Information
  • Jüdisches Leben - damals und heute, Stadtspaziergang der Tourist-Information

Literatur, Medien

  • Wider das Vergessen - Spurensuche auf dem alten jüdischen Friedhof in Fürth. Fernsehreportage der Redaktion point, Otto-Seeling-Promenade 2 - 4, 90762 Fürth, November 1997

Lokalberichterstattung

  • Johannes Alles: Akribische Arbeit: Das Gedächtnis des Fürther Judentums. In: Fürther Nachrichten vom 20. Juli 2019 - online
  • Armin Leberzammer: Auf den Spuren der jüdischen Vergangenheit. In: Fürther Nachrichten vom 1. Februar 2022 (Druckausgabe)
  • Heinz Wraneschitz: Grabmäler werden digital erfasst. In: Fürther Nachrichten vom 29. November 2022 zur Kartierung jüdischer Grabsteine in Bayern.

Siehe auch

* Bruderschaft Gemilut Chesed Chewra
* Bruderschaft Kawronim Chewra
* Bruderschaft Mazzewa Chewra, Mazzewas-Verein (zum Setzen der Grabsteine)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Armin Leberzammer: Auf den Spuren der jüdischen Vergangenheit. In: Fürther Nachrichten vom 1. Februar 2022
  2. Monika Berthold-Hilpert: Orte der Verfolgung und des Gedenkens in Fürth, S. 11
  3. Der alte jüdische Friedhof in Fürth (Buch), S. 31, 48 ff.
  4. Monika Berthold-Hilpert: Orte der Verfolgung und des Gedenkens in Fürth, S. 11
  5. Mose N. Rosenfeld: The Rav of Fürth, 2021, S. 380
  6. Armin Leberzammer: Auf den Spuren der jüdischen Vergangenheit. In: Fürther Nachrichten vom 1. Februar 2022
  7. "Wie Steine reden" siehe in alemannia-judaica Wie Steine reden"
  8. Ballin-Chronik: "Chronik Fürth 1933-1945", S. 19
  9. Stadtarchiv, Fotos vom 26. Februar 1978, Signaturen A 4902 bis 4907 und A 6889.

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