William O. Darby Kaserne
Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzten die Amerikaner das Gelände der ehemaligen Artilleriekaserne (incl. Infanteriekaserne und Trainkaserne) in der Fürther Südstadt weiter. Im März 1949 erhielt diese den Namen "William-O.-Darby Barracks".
Geschichte
Als erste Einheit zog am 25. Juli 1945 das 26. Infanterie-Regiment, das zur 1. US-Infanteriedivision gehörte, in die Kaserne ein. 1954 wurde dieses Regiment durch Teile der 4. US-Panzerdivision ersetzt. Nach deren Auflösung übernahm am 10. Mai 1971 die 1. US-Panzerdivision die William-O.-Darby-Kaserne. An Einzelverbänden waren hier ebenfalls stationiert:
- 1. Bataillon der 94. Feldartillerie mit schweren Haubitzen
- 793. MP-Bataillon (Militärpolizei)
- 511. Militärischer Abschirmdienst
- 240. Versorgungskompanie
- 42. Instandsetzungskompanie (1979 in die Johnson Barracks verlegt)
Dazu kamen die DIVENG der 1. Panzerdivision (Instandsetzung), deren stellvertretender Kommandeur und eine Zahlmeisterei. In den 1970er Jahren waren in der Kaserne 3.300 Menschen beschäftigt. Natürlich fanden in dieser Zeit Umbauarbeiten statt, die die Kaserne den US-Anforderungen anpassten. In dieser Zeit entstand die Sporthalle, die heute als Grüne Halle eine neue Aufgabe gefunden hat. In einem ehemaligen Stallgebäude wurde eine Kapelle eingerichtet und für den Soldatensender American Forces Network (AFN) wurde 1952 ein Sendemast zur Ausstrahlung von Radio- und TV-Programmen aufgestellt. Dieser wurde 1993 noch einmal erneuert.
Südlich der Kaserne entstand ein Wohngebiet für die Soldaten und deren Familien, die sogenannte Kalb Housing Area, inzwischen ist dies der Stadtteil Kalbsiedlung. Neben Sportanlagen befand sich hier auch eine Wäscherei, eine High School, Kindergarten und weitere Infrastruktur. An der Waldstraße wurde zudem ein Einkaufszentrum für die Angehörigen der US-Streitkräfte errichtet.
Das Ende der amerikanischen Truppenpräsenz begann am 27. Oktober 1994, als die US Army bekannt gab, die Kasernen in der Südstadt zu räumen. Das Sternenbanner wurde am 19. Dezember 1995 zum letzten Mal eingeholt. Das Gelände, auf dem der AFN-Sendemast stand, blieb jedoch noch eine Zeit in US-Besitz.
Das Gelände der William-O.-Darby-Kaserne ging am 18. September 1998 von der Bundesrepublik Deutschland in den Besitz der Stadt Fürth über. In der Folgezeit entstand aus dem Militär-Areal bis 2004 der Südstadtpark. Das letzte Relikt der amerikanischen Besatzung, der AFN-Sendemast, wurde im Mai und Juni 2008 demontiert.
Der Namensgeber William O. Darby
William Orlando Darby war ein Offizier der US-Army. Geboren am 9. Februar 1911 in Fort Smith, machte er 1933 seinen Abschluss an der Militärakademie Westpoint. Zunächst diente Darby als Stabsoffizier, bevor er 1942 mit der Bildung einer Spezialeinheit, den Darby Rangers, beauftragt wurde. Mit dieser nahm er am 2. Weltkrieg an Kämpfen in Nordafrika teil, später war er bei den Landungen auf Sizilien und bei Anzio in Italien beteiligt.
Nachdem er inzwischen zur 10. US-Gebirgsjägerdivision versetzt worden war, fiel er am 30. April 1945 bei Torbole am Gardasee durch eine deutsche Granate. Postum wurde er zum Brigadier General befördert.
Literatur
- 10 Jahre Konversion: Der Fürther Weg, Stadt Fürth, 2005
- Sternenbanner und Kleeblatt, Bernd Jesussek, 1996
Siehe auch
Weblinks
- Nuremberg Military Community: Historische Fotos der Kaserne (englisch)
- Nuremberg Military Community: Fotos der Kaserne (englisch)
- Nürnberg Military Area - William-O.-Darby Kaserne
- Karte der William-O.-Darby Kaserne mit der angeschlossenen Kalb Housing Area
- Joachim Krauße: William O. Darby Kaserne Fürth. Vortrag vom 2. Oktober 2014 auf dem Erlanger Symposium "Militärkonversion gestern - heute - morgen"
- Aufsatz von Dr. Alexander Mayer zur William-O.-Darby-Kaserne
- Artikel auf den Internetseiten der Stadt Fürth
- 10 Jahre Konversion - Der Fürther Weg (Seiten 1-45)
- 10 Jahre Konversion - Der Fürther Weg (Seiten 46-91)
- 10 Jahre Konversion - Der Fürther Weg (Seiten 92-Ende)
Bilder
Filial-Artilleriedepot (heute Xylokastroplatz), von der Sonnenstraße aus gesehen;
links die zu Wohnraum umgebauten Kasernen- bzw. Quelle-Gebäude, im Hintergrund die ehemalige Kießling-VillaFilial-Artilleriedepot (heute Xylokastroplatz), vom Südstadtpark aus gesehen;
rechts die zu Wohnraum umgebauten Kasernen- bzw. Quelle-Gebäude, im Hintergrund das Haus Venusweg 4, April 2020Filial-Artilleriedepot (heute Xylokastroplatz), von der Sonnenstraße aus gesehen;
links die zu Wohnraum umgebauten Kasernen- bzw. Quelle-Gebäude, im Hintergrund die ehemalige Kießling-VillaGebäude 70 u. 70 A (links) der ehemaligen W.-O.-Darby-Barracks, von Süden aus gesehen, davor verlaufen die Gleise der Kasernenbahn – (ursprünglich Teil der dort ansässigen Schickedanz-Fabrik, Standort heute ungefähr auf Höhe der Skateanlage am Rand des Südstadtparks, rechts im Hintergrund ist die Kießling-Villa zu erkennen)
Blick vom Bahnhof-Center über die Bahnanlagen Richtung Südstadt. Im Vordergrund die Häuserzeile Karolinenstraße, rechts der ehem. Sendemast mit Richtantennen der U.S. Army in den William O. Darby Kaserne, Vordergrund der Kirchturm Kirche St. Paul und links die kath. Kirche St. Heinrich und Kunigunde. Im Hintergrund das Großkraftwerk in Gebersdorf, Aufnahme vom Februar 1982