Stadterweiterung

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Die Stadterweiterung, d.h. die Erweiterung der Bebauung um den Ortskern herum, verlief in Fürth in mehreren Schüben. Allerdings konnte Fürth sich im Gegensatz zu vielen anderen Orten und Städten nicht ringförmig um die Altstadt herum erweitern, da die Flusstäler von Rednitz und Pegnitz eine Bebauung nicht erlaubten. Nachdem Fürth im Dreißigjährigen Krieg fast vollständig zerstört worden war, wurde die heutige Altstadt schnell wieder aufgebaut, wobei sich gegen Ende des 17. Jahrhunderts durch die Integration vieler hugenottischer und protestantischer Einwanderer auch viel neues Gewerbe im Ortskern ansiedelte.

Barocke Stadterweiterung

Die erste planmäßige Stadterweiterung erfolgte ab der Mitte des 18. Jahrhunderts durch die Ansbacher Markgrafen. Sie wird heute auch als barocke Stadterweiterung bezeichnet, weil viele Häuser der Zeit entsprechend im Barockstil erbaut wurden. Vom Brandenburger Haus, heute Rathaus, aus legte man in südöstlicher Richtung zwischen Schwabacher Straße und heutigem Hallplatz zuerst die heutige Bäumenstraße und dann die Alexanderstraße neu an. Auch entlang der Königstraße nach Osten und entlang der Schwabacher Straße nach Süden entwickelte sich die Bebauung. Dies wurde zudem beschleunigt durch den Bau der Nürnberger Straße, initiiert durch Karl August von Hardenberg gegen Ende des 18. Jahrhunderts.

Viertel hinter dem Rathaus

Im 19. Jh. entstand ab 1850 ein weiterer neuer Stadtteil, das Viertel hinter dem Rathaus. Die Namen Gartenstraße, Rosenstraße, Blumenstraße und Weißengarten weisen darauf hin, dass sich hier ehemals Gartengebiete befanden. Auffällig sind die geschlossenen Reihen der Häuser, ganz dem nüchternen Denken des Industiezeitalters entsprechend in geometrisch-rechtwinkligem Raster entworfen. Da auch die Entwicklung der Fabriken in der Altstadt an ihre Grenzen gestoßen war, zogen zugleich viele Firmen in das geräumigere Viertel. In den neuen Häusern lebte die Mittelschicht, in den oberen Stockwerken teilweise auch die obere Unterschicht, während die Armen in der Altstadt verblieben[1]. So war die Altstadt nicht nur geografisch immer mehr an den Rand gerückt, sondern auch sozial. Denn wer es sich leisten konnte, zog in die neuen Stadtteile. Das neue Fürth ist eine Sammlung von Palästen, sämtlich aus festem Keupersandstein ... erbaut, sämtlich von elegantem Äußeren, raffiniert komfortablen Inneren, dazwischen die modernen Kamine als Symbol des Fleißes, in der Vereinigung mit den Palästen aber auch als Symbol des nie ruhenden Erwerbes, des sich rasch anhäufenden Reichtums: den selben Eindruck macht die hier wohnende Bevölkerung, zum größten Teil Israeliten[2].

Durch die schnelle Bevölkerungentwicklung im Viertel hinter dem Rathaus entstanden dort in den folgenden Jahren auch drei neue Schulen. Zuerst im Jahr 1869 als dritte Fürther Volksschule die Schule an der Ottostraße. 1883 folgte die Rosenschule, 1889 die große Pfisterschule.

Die Südstadt jenseits der Bahnlinie

Während bis zur Jahrhundertwende das Viertel hinter dem Rathaus bis zur Theresienstraße erweitert wurde, entstand jenseits der Würzburger Bahnline ab 1870 die Südstadt. Sie war ebenfalls auf dem Reißbrett konzipiert und verband Rechteck-, Dreieck- und Radialsystem. Der heutige Stresemannplatz war ursprünglich als runder Platz geplant, auf den die Straßen sternförmig zugehen sollten[3]. Die Südstadt ist durch zwei Bahnunterführungen an die Innenstadt angebunden. Diese befinden sich in der Schwabacher Straße und der Jakobinenstraße. Dadurch dass in dem neuen Stadtteil reichlich Platz vorhanden war und auch bedingt durch die Nähe zur Bahntrasse, wuchsen viele große Fabriken heran. Zu den bedeutendsten gehörten

Da die Fabriken in der Südstadt noch kaum mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen waren, wollten die Arbeiter in der Nähe ihrer Arbeitsplätze wohnen. Die schwierigen Wohnverhältnisse führten 1898 zur Gründung des Bauvereins. Er baute einen fünfgeschossigen großen Wohnkomplex zwischen Kaiserstraße, Dr.-Beeg-Straße, Frauenstraße und Stresemannplatz mit Zwei- und Dreizimmerwohnungen für 180 Familien. Der Komplex wurde 1975 abgerissen[4]. Für die wachsende Bevölkerung wurden auch Schulen gebaut. Im Jahr 1884 entstand die große Volksschule an der Schwabacher Straße, 1909 die Schule an der Frauenstraße. Außerdem baute man für den Stadtteil neue Kirchen, von 1897 bis 1900 für die Protestanten die Paulskirche und 1908 bis 1910 für die Katholiken die Heinrichskirche. Durch den 1890 begonnenen Bau der Artilleriekaserne, die dann Jahr für Jahr wuchs, schien die Südstadt kurzzeitig wie zwischen Kaserne und Bahn eingezwängt.

Jenseits der Flüsse

Ende des 19. Jh. ging die Stadtentwicklung erstmals über die Flusstäler hinaus. An der Vacher Straße und der Cadolzburger Straße entstanden die ersten Häuser. Auch Richtung Osten expandierte die Stadt. An der Nürnberger Straße und ihren Seitenstraßen entstanden Wohngebäude und Fabriken. 1899 kam es mit dem Weiler Weikershof zur ersten Eingemeindung nach Fürth, da die Gemeinde Höfen zwischen Nürnberg und Fürth aufgeteilt wurde. Dann kam 1900 auf eigenen Wunsch das Dorf Poppenreuth hinzu und ein Jahr später auch noch Dambach. Dort hatten sich schon ab 1884 reiche Fürther ihre Sommerhäuser gebaut und daraus entwickelte sich schließlich das Villenviertel in der westlichen Vorstadt[5].

Einzelnachweise

  1. Barbara Ohm: Stadtentwicklung und neue kommunale Aufgaben der Großstadt Fürth. In: Fürth - Geschichte der Stadt, Fürth, 2007. S.251
  2. Dr. J. Kerschensteiner: Die Fürther Industrie in ihrem Einfluss auf die Gesundheit der Arbeiter. München 1874. S. 26
  3. Barbara Ohm: Stadtentwicklung und neue kommunale Aufgaben der Großstadt Fürth. In: Fürth - Geschichte der Stadt, Fürth, 2007. S.252
  4. Barbara Ohm: Stadtentwicklung und neue kommunale Aufgaben der Großstadt Fürth. In: Fürth - Geschichte der Stadt, Fürth, 2007. S.252-253
  5. Karl-Maria Haertle: Fürth im 19. Jahrhundert. Volk Verlag München, 2012, S. 29.