Hans Wildensinn

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Johann Georg (ugs. Hans) Wildensinn war Lehrer, Stadtschulrat und später Bezirksschulrat in Fürth sowie Schriftleiter (Chefredakteur) der damals sehr bekannten Kinder- und Jugendzeitschrift Jugendlust.[1] Darüber hinaus verfasste Wildensinn Gedichte, Balladen und Geschichten und betätigte sich als Maler. Er wohnte zu dieser Zeit in der Luisenstraße 2.[2]


Leben

Wildensinn wurde am 8. August 1867 in Rückersdorf bei Lauf an der Pegnitz geboren. Von 1881 - 1886 besuchte er die Präparandenschule und das Lehrerseminar in Schwabach. Nach bestandener Abschlussprüfung kam Wildensinn für kurze Zeit als Verweser (Stellvertreter) der 6. Knabenklasse nach Erlangen. Im Oktober des selben Jahres Wechsel nach Forth bei Gräfenberg als Hilfslehrer bis 1890. Anschließend bis 1893 Verweser in Hersbruck. Am 1. September 1893 nahm Wildensinn seine pädagogische Arbeit in Fürth an der Maischule auf. Im Juni 1900 Heirat mit Anna Margaretha ("Gretl") Hofer, 1901 Geburt von Sohn Johann Georg ("Geo"), 1906 Geburt von Sohn Wolfgang ("Wolf"). Im Oktober 1907 wurde er Oberlehrer an der neugegründeten städtischen Höheren Mädchenschule, 1912 Bezirksoberlehrer und als städt. Amtsoberlehrer im September gleichen Jahres an die Volksschule zurückversetzt. 1920 wurde Wildensinn nach Wegfall der kirchlichen Schulaufsicht zum ersten (und einzigen) Stadtschulrat gewählt welcher von den Lehrkräften bestimmt werden durfte. Ab 1923 wurde er dann, unter nunmehr staatlicher Kontrolle, zum Bezirksschulrat ernannt. Von 1916 - 1927 war Wildensinn Schriftleiter der bekannten Zeitschrift "Jugendlust" für die er bereits vorher immer wieder Beiträge lieferte. Unter seiner Leitung verdoppelte sich fast die Zahl der Abonnenten. Die Kurzerzählungen und hochwertigen Loseblatt-Kunstbeilagen erhielten höchste Anerkennung, kosteten Wildensinn jedoch letztlich den Schriftleiterposten da gerade die vielfach gelobten Kunstblätter als zu aufwändig und teuer galten. Weiterhin war er Verfasser von mehreren hundert Gedichten und gab den Gedichtband "Lieder und Balladen (Fürth, A. Schmittner 1910) heraus. Einige dieser Gedichte wurden in der Folgezeit vertont und bei Festen oder in Gaststätten bzw. Biergärten gesungen wodurch sie in der Bevölkerung einige Bekanntheit erlangten. Lange Zeit wirkte Wildensinn auch als Vorsitzender des Fürther Lehrervereins. Nebenbei betätigte er sich als Maler von Ölbildern und Aquarellen, darunter Landschaften, Tiere, Personen und auch Trachten. Am 1. Oktober 1932 trat Wildensinn in den Ruhestand, am 16. März 1934 starb er.[3][4]

Veröffentlichungen

Dies ist eine Liste von Medien rund um die Stadt Fürth, die von "Hans Wildensinn" erstellt wurden.

 UntertitelErscheinungsjahrAutorVerlagGenreAusführungSeitenzahlISBN-Nr
Lieder und Balladen (Buch)1910Hans WildensinnA. SchmittnerProsa127


Exkurs Jugendlust

Titelseite der "Jugendlust", Ausgabe Oktober 1920, Nr. 2.

Die älteste Jugendzeitschrift der Welt – wie alles begann:
1875 greifen Lehrer für ihre Schüler zur Selbsthilfe. Es fehlt an geeignetem Lesestoff. Deshalb werden sie zu Autoren und Redakteuren, bringen ihre „Wochenschrift zur Belehrung und Unterhaltung heraus und übernehmen dazu noch die Verteilung an den Schulen. Der Hauptausschuss des Bayerischen Lehrerverbandes war sich bereits zu einer Zeit, da man überhaupt erst begann, das Kind als eigenes Wesen mit eigenen Bedürfnissen anzusehen, im klaren, dass mit der Leseerziehung nicht an der Schultüre Schluss sein darf. Er wollte der "JUGEND LUST am Lesen machen". In der Epoche der pädagogischen Reformbewegung hatte sich die Jugendlust in der inneren Gestaltung und äußeren Aufmachung zu einer beispielgebenden Publikation der deutschen Jugendliteratur entwickelt. Die Lehrer setzten sich in der Geschichte dieser Jugendzeitschrift oft dem Zeitgeist entgegen, sie führten damit „den Kampf gegen Kitsch, Schmutz und Schund mit einer Zeitschrift, die sich jedermann leisten kann“. Die Jugendlust war ihrer damaligen Aufgabe entsprechend literarisch und kunsterzieherisch ausgerichtet. Im Jahr 1941 wurde den Lehrern die Herausgabe ihrer Jugendzeitschrift untersagt. Sie passte nicht in die Gleichschaltung der Jugendarbeit im Dritten Reich. Eine achtjährige Zwangspause entstand. Nach dem Krieg war eine geeignete Jugendzeitschrift nötiger denn je. Es galt, den geistigen Hunger der Kinder im Nachkriegsdeutschland lindern zu helfen. Mit Beharrlichkeit erreichten die Lehrer 1948 von der Militärregierung die Drucklizenz und eine Papierzuteilung und fingen mit ihrer Zeitschrift wieder von vorne an. In den 1950er und 1960er Jahren erschien sie bereits in der Ausgabe für die Unter- und einer Ausgabe für die Oberstufe. Zum 100. Jahrgang, im Jahr 1983, rückte der Titel Jugendlust in den Untertitel und die Zeitschrift erscheint seitdem als FLOHKISTE.[5]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Wildensinn, Hans. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 393
  2. Adressbuch der Stadt Fürth, 1921
  3. Wildensinn, Hans. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 393
  4. Zeitzeugenbericht, Archiv FürthWiki e. V., Aktennr. '25'
  5. Geschichte des domino-verlags, abgerufen am 10.02.17

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