Aussteuerungs-Anstalt

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Ziehung der Heiratslotterie bei der Michaelis-Kirchweih, 1915

Die Fürther Aussteuer-Anstalt, auch Heiratskasse genannt, ist Teil der Geschichte der Fürther Michaelis-Kirchweih und war eine gemeinnützige Einrichtung der Stadt Fürth. Es handelte sich dabei um eine, auf Spenden basierende, Verlosung zur Unterstützung mittelloser Bürger. Sie bestand von 1798 bis 1942 und lebte im Jahr 2018 wieder auf.

Geschichte

Um überhaupt heiraten zu dürfen, musste das angehende Ehepaar den Besitz von mindestens 50 Gulden nachweisen können. Ende des 18. Jahrhunderts herrschte infolge von Revolutionen und Kriegen allgemeiner Geldmangel. Dies hatte zur Folge, dass auch die Anzahl der Eheschließungen besorgniserregend abnahm. Einige verantwortungsbewusste Honoratioren - zu denen u.a. der Apotheker Jacob Maximilian Andreas Barthel, der Kaufmann Friedrich Adam Billing, Andreas Weigmann und der Kaufmann Gottfried Zapf gehörten - wandten sich am 24. April 1798 an die Fürther Polizeikommission mit der Bitte, eine Aussteuerungs-Anstalt zu genehmigen.[1] Die Genehmigung erteilte der Minister für Franken: Karl August von Hardenberg.

Ziehung der Gewinner bei der Neuauflage der Heiratslotterie 2018

Die Aussteuerungs-Anstalt funktionierte im Wesentlichen wie eine Lotterie. Alle heiratswilligen jungen Frauen und Männer konnten das ganze Jahr über wöchentlich einen Kreuzer in die Kasse einzahlen.[2] Wohlhabende Bürger und Arbeitgeber waren aufgerufen, diesen Betrag für ihre Arbeiter, Angestellten oder Dienstboten einzuzahlen. Immer am letzten Kirchweihnachmittag fand dann die Verlosung statt. Der Gewinn von immerhin 150 Gulden sollte als Grundstock für die Aussteuer dienen und deshalb erst am Hochzeitstag mit den aufgelaufenen Zinsen ausbezahlt werden.

Die Aussteuerungs-Anstalt war jedes Jahr ein großer Erfolg. Schon bei der ersten Verlosung im Oktober 1799 betrug das Sammelergebnis fast 2 000 Gulden und es waren über 2 100 Einleger dabei. Im 20. Jahrhundert erlosch das Interesse mit den geänderten Verhältnissen langsam. So wurde die Heiratskasse nach der Verlosung im Kriegsjahr 1942 eingestellt.

Im Jubiläumsjahr 2018 - 200 Jahre eigenständig - ließ das Werbeteam der Fürther Kirchweih die alte Tradition wieder aufleben. Einzahlen mussten die Brautpaare dabei nichts. Alle, die 2018 geheiratet oder ihr Aufgebot bis zum 10. Oktober bestellt hatten, konnten an der Heiratslotterie teilnehmen. Die erste Ziehung der Gewinner nach 1942 erfolgte am 11. Oktober 2018 um 18 Uhr vor dem Fürther Stadttheater durch das neue Kirchweih-Maskottchen Betzila, Oberbürgermeister Thomas Jung und Vertreter der Werbeteams.[3]

Verwaltung

Die Verwaltung oblag wichtigen Persönlichkeiten der Stadt Fürth und wechselte immer wieder durch, so z. B.

  • 1798: Kaufmann Thomas Albrecht, Apotheker und Schuladministrator Jacob Maximilian Andreas Barthel, Schreinermeister Hartmann und Gürtlermeister Rißner; Bierbrauer Johann Martin Reither, Bäckermeister Johann Georg Roßner, Webermeister Johann Michael Breyer, Gürtlermeister Johann Georg Reich; Kommissionrat Lips, Johann Löhe sen., Kürschnermeister David Eberhard Cron, Brillenmacher Julius Lorenz Schröder[4]
  • 1799: Gottfried Zapf, Joh. Rudolph Riesch, Joh. Jacob Eberlein, Joh. Heinrich Jobin; Bürgermeister Löhe, Nicolaus Baus, Simon Beils, Paul Heckel; Friederich Adam Billing, Georg Heinrich Letterer, Andreas Haßfurter, Johann Reichel jun.[5]
  • 1841/1844: A. Billing (Vorstand), W. Fronmüller (Kassier)
  • 1859: Georg Schreiber (Kassier)

Literatur

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. 1968, S. 30
  2. Heiratskasse als Kärwaattraktion
  3. Heiratskasse - eine fast vergessene Tradition. In: Fürth StadtZeitung, Nr. 17 vom 26. September 2018, S. 45 – PDF-Datei
  4. "Fürther Anzeiger" vom 25. Sept., 27. Nov. und 25. Dez. 1798
  5. "Fürther Anzeiger" vom 19. Feb., 19. März und 9. April 1799

Bilder