Ritzmannshof
Ritzmannshof ist ein Ortsteil im Fürther Nordwesten, Spitzname "das sündige Dorf".
Geschichte
Laut Barbara Ohm bereits im 8. Jahrhundert entstanden, 1246 zum ersten Mal erwähnt und am 1. Juli 1972 mit Flexdorf und Vach bei der Gebietsreform der Stadt Fürth zugeschlagen. Zuvor Landkreis Fürth, die Telefonnummern waren jedoch im Nürnberger Telefonbuch zu finden.
Die Ritzmannshofer gehörten vom Schul- und Kirchsprengel nach Vach, dorthin wurde gelaufen. Die Grundherrschaft hatte hier der Deutsche Orden in Nürnberg, die Hochgerichtsbarkeit lag jedoch beim Ansbacher Markgrafen. 1928 gab es hier nur sieben Wohnhäuser: Die Bauernhöfe Tiefel, Ritzmannshofer Mühle, Wellhöfer, Schöller und Huber. Alle gruppierten sich mehr oder weniger um die Eiche in der Dorfmitte. Übrig bleiben nur zwei Bauernhöfe, den der Familie Tiefel und den der Familie Rotter, die vor rund 20 Jahren von Unterfarrnbach hierher zog und einen Aussiedlerhof errichtete.
Später kam die Schnapsbrennerei Metzler (Rizipizzi - der gute Speziallikör aus Ritzmannshof und Ritzmannshöfer Cherry - Brandy) dazu (der dazugehörige Obstgarten erstreckte ich über die heutigen Grundstücke Flexdorfer Straße 115 - 125. Aus der Brennerei wurde in den 1970er Jahren das Ritzmannshöfer Bungalow, das später abbrannte.
An der Straße Richtung Rothenberg lag die Drexlerei Bader, die in einer alten Baracke untergebracht war. Die Häuser auf der linken Straßenseite, die sich daran anschließen, entstanden nach 1945 und die Ritzmannshöfer nannten sie "die Siedlung". Den Abschluss Richtung Rothenberg bildet auf der rechten Seite der Schrebergarten.
Sowohl an dem Feldweg nach Flexdorf, als auch an der Straße nach Rothenberg gab es einen "Bunker", einen massiv betonierten Keller, der nur von außen begehbar und jeweils mit einem Behelfsheim bebaut war. Gegenüber des Gebäudes der ehemaligen Firma sto war ein Betonschacht, mit Wasserquelle und mit einem Hammer (das klopfen war weithin zu hören) darin. Diese Quelle versorgte noch die ganzen 1960er Jahre den Ort mit Trinkwasser.
Richtung Flexdorf entstand um 1960 der neue Bauernhof der Familie Wellhöfer, und am Ortsende, bis zum Reihgraben, befand sich bis vor einigen Jahren die Firma sto. Die anderen Wohnhäuser der Flexdorfer Straße entstanden ab 1962 bis ca. 1980. Hinter dem letzten Haus und nördlich des Ortes beginnt das Landschaftsschutzgebiet.
Um 1970 gab es noch die Bauernhöfe von Tiefel und Wellhöfer. Der Schöllerhof war von der Familie Wold gepachtet. Neben den Schweinen hatten alle Rinder für die Milchproduktion. Die der Familie Wold durften unten auf der Wiese zwischen den Häusern (der Flexdorfer Straße) und der Zenn graßen.[1]
Ritzmannshof 2012
Heute gibt es in Ritzmannshof - neben den Wohnhäuser - eine kleine Spedition, einen Kunstschmied, einen Sicherheitsservice, einen Formenhersteller, zwei Bauernhöfe mit Bauernladen, einen Steuerberater, einen Schreiner, ein Architekturbüro, einen Berater/Coacher und eine Fußpflege.
Von den alten Bauten steht noch die Mühle, das Milchhäuschen (hat wie das in Flexdorf eine eigene Quelle für die Milchkühlung), das Wohnstallhaus des Schöller Hofes, die Schöllerhofstallungen und Stadel wurden zu Wohnungen umgebaut, ein Teil des Tiefelhofes, der alte Wellhöferhof (Haus, Stall und Scheune unter einem Dach - heute mit zusätzlichem Erker zur Straße als modernes Wohngebäude) und das Huberhofwohnhaus samt großer Scheune und Anbauten. Letztere sind in wunderschöner Backsteinausführung und verzierten Toren ausgeführt.
Ritzmannshofer Probleme
- Seit Jahrzehnten: Anbindung an den ÖPNV: von Samstagmittag bis Montagfrüh und abends ab 18.30 Uhr gibt es keine direkte Nahverkehrsverbindung, es muss zu der Bushaltestelle nach Atzenhof (1km) oder Zennbrücke (Vacher Straße, ca. 2 km) gelaufen werden. In den Zeiten dazwischen wurde die Verbindung in den letzten Jahren etwas besser. Ritzmannshof ist mit dem Bahnbus und der Linie 126 zu erreichen.
- Der Verkehr "wie früher nur bei Hochwasser" auf der Flexdorfer Straße ist in der Stadtverwaltung bekannt, das Tempolimit gibt es nur in dem Bereich, in dem die Straße einen Gehsteig hat. Fahrradfahren und Gehen an den Bergen in Flexdorf und Ritzmannshof ist problematisch, trotz Tempo 30. Grund für den Verkehr: in Atzenhof ist die Straße auf beiden Seiten bebaut und somit versetzt zugeparkt. In Ritzmannshof sind die Straßen nur auf einer Seite bebaut, man kann ohne große Kurven/Ausweichmanöver flott durchfahren.
- Ritzmannshof soll die geplante Umgehungsstraße von Vach und Stadeln (A73 zur Südwesttangente) ebenfalls Entlastung bringen. Wird hier sehr bezweifelt, da der Berufsverkehr morgens in West - Ost - Richtung geht, abends andersrum. Rothenberg, Unter- und Obermichelbach und Tuchenbach (samt Puschendorf) haben in den letzten Jahrzehnten enorme Baugebiete ausgewiesen. Die Straßen sind aber noch auf dem alten Stand und alle diese Orte werden von der Buslinie 126 bedient. Somit braucht jeder Haushalt entlang dieser Buslinie mindestens zwei Autos. Vermutlich bringt die neue Umgehungsstraße nur noch mehr Verkehr, denn die Straße bietet sich als Westumgehung der Nürnberger Autobahnkreuze an.
- Bau der Umgehungsstraße: Mitten durch das Landschaftsschutzgebiet zwischen Ritzmannshof und dem "Wäldchen" zwischen Ritzmannshof und Flexdorf. Nicht nur, dass damit das Naherholungsgebiet "auf der Höhe" zerschnitten wird (zwischen Ritzmannshof/Felxdorf und der Obermichelbacher Straße), sondern auch das noch naturbelassene Zenntal und in Burgfarrnbach weitere schützenswerte Gebiete.
Lokalpresse
- Volker Dittmar: Aufstand gegen Solarkraftwerk auf dem Acker. In: Fürther Nachrichten vom 11. März 2010 - FN
- Volker Dittmar: Aus für Solaranlage. In: Fürther Nachrichten vom 12. Mai 2010 - FN
- Johannes Alles: Als die Kleeblattstadt sich Richtung Norden fraß. In: Fürther Nachrichten vom 10. Juli 2012 - FN
Literatur
- Barbara Ohm, Durch Fürth geführt, Band 2, 1. Auflage 1999, Seite 129f
Siehe auch
Weblinks
- Liste der Baudenkmäler in Fürth - Ritzmannshof - Wikipedia
- Christofer Hornstein: Rettet die Milchhäuser!. Bei: Fuerther-Freiheit.info
- Milchkühlung von WELBA welba.de
Einzelnachweise
- ↑ Zeitzeugenbericht von Renate Trautwein