Fairtrade in Fürth
„Fairer Handel ist eine Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz und Respekt beruht und nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt. Durch bessere Handelsbedingungen und die Sicherung sozialer Rechte für benachteiligte Produzent*innen und Arbeiter*innen – insbesondere in den Ländern des Südens – leistet der Faire Handel einen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung.“[1]
Geschichte des Fairen Handels in der Stadt Fürth
Evangelische/Katholische Jugendarbeit
Fairer Handel beginnt in Fürth – abgesehen von entwicklungspolitischen Vorläuferaktionen (z. B. Sternsinger, Missionsprojekt "Ayopaya"[2]) in den späten 50er und 60er Jahren – so richtig erst ab den 70er Jahren mit Aktivitäten von evangelischer und katholischer Jugendarbeit aufzublühen. Dabei handelte es sich auf katholischer Seite um kleine Verkaufsstände mit fair gehandelten Produkten (Kaffee, Schmuckgegenstände) bei Pfarrfesten und Gottesdiensten. Aus evangelischer Sicht war damals vor allem die „Agape-Bude“ am bekanntesten – ab 1974 auf der Michaelis-Kirchweih als fester Stand von Jugendlichen organisiert.
Gründung des Weltladens
Am 8. Dezember 1981 wurde schließlich der erste Weltladen[3]eröffnet. Die 80er Jahre waren geprägt von immer häufiger vorkommenden Verkaufsaktionen von evangelischen und katholischen Jugendlichen und der Entstehung von projektbezogenen Welt-Gruppen.
Engagement der Stadtverwaltung[4] (nach der Jahrtausendwende) – in aktiver Kooperation mit Weltladen
Nachdem die Stadtverwaltung Fürths ab Mitte der 90er Jahre mit einem Beitritt zur lokalen Agenda 21 (Entwicklungspolitik und fairer Handel waren Teil davon[5]) erste Schritte generell in Richtung Nachhaltigkeit getätigt hatte, entwickelte sich der Bereich des Fairen Handels (proaktiv durch Engagierte des Weltladen Fürth) mehr oder weniger unabhängig davon insbesondere nach der Jahrtausendwende immer rasanter weiter. Eine erste Kooperation mit dem Weltladen ging die Stadtverwaltung der Kleeblattstadt im Jahr 2003 ein - mit dem Ausschank von fairen Stadtkaffee ("Kaffee fair Fürth") im Rathaus. 2009 wurde eine faire Stadt-Schokolade eingeführt. Außerdem gab es zum 40-jährigen Weltladen-Jubiläum (ohne Beteiligung der Stadt) auch eine fair produzierte Fürth-Uhr[6](in Rathaus-Form mit Kleeblatt-Logo auf Zifferblatt), die im Weltladen Fürth zum Verkauf angeboten wird.
Fürth als Fairtrade Town
Den offiziellen Titel als Fairtrade-Stadt trägt Fürth seit dem 11. Februar 2016 und ein Jahr später eröffnet in der historischen Altstadt das überregional bedeutende "Welthaus" , das Weltladen, Farcap und Eine-Welt-Station an einem zentralen Ort vereint. Im Bildungs- und Pädagogikbereich werden das Helene-Lange-Gymnasium (2018) und das Hardenberg-Gymnasium (2022) zu Fairtrade-Schulen, und 2019 erhält die städtische Kita "Villa Kunterbunt" den Status als Eine-Welt-Kita. Im Herbst 2021 wird die vhs Fürth als erste faire Volkshochschule Deutschlands[7] ausgezeichnet.
Hauptstadt des Fairen Handels
Derartige Errungenschaften (neben vielen anderen) wie der Titel "Hauptstadt des Fairen Handels"[8] in den Jahren 2021 bis 2023 oder auch die durch einen langjährigen Entwicklungsprozess erarbeitete Auszeichnung als "Global Nachhaltige Kommune"[9] (v. a. wegen der im Herbst 2022 im Stadtrat beschlossenen Nachhaltigkeitsstrategie inkl. Eine Welt) im Dezember 2022 sind das Sahnehäubchen obendrauf, um das sich viele engagierte Menschen aus dem Bereich des Fairen Handels und weit darüber hinaus verdient gemacht haben.
Wandel – Fürth im Herzen des Fairen Handels (Sonderausstellung im Stadtmuseum Fürth, 05.10. – 17.12.2023)
Finanziert dank des Preisgelds für den Titel "Hauptstadt des Fairen Handels" bot die interaktiv konzipierte Ausstellung inkl. pädagogischem Programm einen Einblick in die reiche Geschichte des Fairen Handels in Fürth. In der Sonderausstellung wurde anschaulich und spielerisch gezeigt, welche Bedeutung ethisches und nachhaltiges Handeln und Wirtschaften für die Kommune hat und was Fairen Handel ausmacht.
Mehr Informationen
Eine detaillierte Stadtgeschichte mit vielen spannenden historischen Eckpunkten mit Fokus auf Fairen Handel bietet das Begleitheft zur Sonderausstellung im Stadtmuseum "Wandel – Fürth im Herzen des Fairen Handels", welches hier als Download zur Verfügung steht.
Bedeutende Fürther Institutionen aus dem Bereich "Fairer Handel"
[Welthaus Fürth] ([Weltladen] + Faire Mode inkl. Welt-Station)
Nachhaltigkeitsbüro der Stadt Fürth (Koordination für Globalen Wandel, Förderung von Fairem Handel, faire nachhaltige Beschaffung in der Stadtverwaltung, Nachhaltigkeitsmanagement)
Fürth im Übermorgen (Nachhaltigkeitsnetzwerk und Zukunftsfestival)
"kleegrün" Unverpackt-Laden (breites Sortiment an fairen Produkten)
Fairer Handel und Bildung
Eine-Welt-Station (vielfältiges Bildungsangebot vom Welthaus zum Globalen Lernen für alle Altersstufen)
Fairtrade Schools: Helene-Lange-Gymnasium, Hardenberg-Gymnasium
Eine Welt-Kita: fair und global: Städtische Kindertagesstätte [Villa Kunterbunt]
Faire VHS: [Volkshochschule Fürth] (erste faire VHS Deutschlands)
Frauen in der Einen Welt e. V. (Museum Frauenkultur Regional-International)
Regionale/bundesweite Mitgliedschaften und Initiativen der Stadt Fürth in den Bereichen Fairer Handel/Globale Verantwortung
Faire Metropolregion Nürnberg
Pakt zur nachhaltigen Beschaffung in den Kommunen der Metropolregion
Fairtrade Steuerungsgruppe der Stadt Fürth
Zukunftspreis der Stadt Fürth
Fair Toys Organisation (FTO)
Nachhaltigkeitsbeirat
Nachhaltigkeitsstrategie der Stadt Fürth
Wo in Fürth gibt es fair gehandelte Produkte?
im Welthaus (Weltladen/Farcap): Lebens- und Genussmittel, Kunsthandwerk, IT-Produkte, Kleidung etc.
in Lebensmittelgeschäften (Discounter, Supermärkte, Biomärkte) und Drogerien: Mainstream-Produkte (z.B. Schokolade, Kaffee etc., oft mit Fairtrade-Siegel)
Fürther Markt (regional, saisonal, Bio, Fair)
diverse Lokale aus Gastronomie (exakte Auflistung wegen fortlaufender Veränderungen nicht möglich)
Nachhaltigkeits-Überblick von Tourist-Information Fürth
Auszeichnungen und Erfolge
- Fairtrade Town: seit 11. Februar 2016
- Zwei Fairtrade Schulen: Helene-Lange-Gymnasium seit Juli 2018, Hardenberg-Gymnaskum seit Januar 2022
- Virtueller Lernort der Eine Welt-Station als bundesweites Pionierprojekt im Jahr 2020
- Hauptstadt des Fairen Handels von 23. September 2021 bis 4. Oktober 2023
- Erste faire Volkshochschule Deutschlands im Jahr 2021
- Erster Platz in den Jahren 2021 und 2022 in nachhaltiger öffentlicher Beschaffung der Metropolregion Nürnberg
- Global nachhaltige Kommune: seit Dezember 2022
Lokalberichterstattung
- Birgit Heidingsfelder: "Fairzeichnis": Neue Einkaufsbroschüre für Fürth. In: Fürther Nachrichten vom 14. Oktober 2017 - online
- Claudia Ziob: Die Fairtrade-Stadt will wachsen. In: Fürther Nachrichten vom 11. Dezember 2019 (Druckausgabe) bzw. Neue Ziele gesetzt: Fürth bleibt weiter Fairtrade-Stadt. In: nordbayern.de vom 12. Dezember 2019 - online
- hbi: Fürth ist „Hauptstadt des Fairen Handels”. In: Fürther Nachrichten vom 24. September 2021 (Druckausgabe) bzw. nordbayern.de - online
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ siehe Definition in "Internationaler Charta des Fairen Handels" [ https://www.forum-fairer-handel.de/materialien/1004]
- ↑ [1]
- ↑ [2]
- ↑ mehr Informationen hierzu gibt es auf Fürths Fairtrade-Town Website [3]
- ↑ siehe hierzu offiziellen Agenda 21 Text von der Rio-Konferenz 1992 [4]
- ↑ In der kolumbianischen Fairtrade-Kunsthandwerkstatt "Oxidos" entworfen und hergestellt. Die Fürth-Uhr gehört zum 2020 initiierten Projekt "Stadtuhren" (z. B. auch in Hamburg, Eichstätt etc.) – Kooperation zwischen "Oxidos" und "Globo" mit den Weltläden in Deutschland.[5]
- ↑ [6]
- ↑ [7]
- ↑ [8]