Stelco

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Stelco
Gründung: um 1935
Neubau: 1953
Schließung: 1979
Daten
Hauptstandort: Waldstraße 40

Die Firma AK Stelco war eine Spielwarenfabrik in der Fürther Südstadt.

Geschichte

Entstehung

Briefkopf der Fa. Dr. Adolf Kürschner von 1963
Briefkopf der Fa. Dr. Adolf Kürschner von 1967
Briefkopf der Fa. Dr. Adolf Kürschner von 1971
Briefkopf der Fa. Tomy Spielwaren GmbH von 1979

Das als "Metallwarenfabrik Dr. Adolf Kürschner" übernommene Unternehmen (vorher: Trapp) firmierte ursprünglich in der Würzburger Straße 36 und spezialisierte sich frühzeitig auf die Herstellung von Spielwaren. Bereits vor Kriegsbeginn erfolgte eine Vergrößerung und Umzug in die Waldstr. 80 ("Spielzeugviertel").[1]

Nachkriegszeit

Nach Kriegsende verlegte die Firma wegen Beschlagnahmung der Firmengebäude zeitweise ihren Sitz nach Nürnberg, Leyher Str. 179, danach wieder in Fürth, Waldstr. 40. Zur Beschlagnahme durch die Amerikaner sind im Folgenden ein Zeitungsauschnitt sowie ein offener Brief des Dr. Kürschner zitiert:

Fürther Nachrichten, Mittwoch, 18. Februar 1952:

Export-Fabriken werden Kasernen Ein deutscher Oberst hat mit Familie schon Wohnung darin bezogen Helle Empörung in weiten Bevölkerungskreisen - Deutsche Mannschaften des „Labour-Service" sollen in den Fertigungsstätten bekannter Spielwaren-Firmen kaserniert werden. (Fürth, 18. Febr.) „Drei Wohnhäuser und fünf fast ausschließlich für den Export arbeitende Spielwarenfabriken in Fürth sollen als Kasernen für Truppen des deutschen „Labour-Service" bei der US-Armee ausgebaut werden. Dieses Vorhaben der US-Behörden hat in den Kreisen der Besatzungsgeschädigten und bei der Bevölkerung helle Empörung ausgelöst. Während die Eigentümer mit ihren Firmen teilweise noch in Scheunen und Holzhütten primitiv untergebracht sind, bewohnt bereits ein deutscher Oberst mit seiner Familie eines der Häuser. Dr. Adolf Kürschner, ein bekannter Spielwaren-Exporteur der deutschen Wirtschaft, der als Obmann in der Interessen-Gemeinschaft der Besatzungsgeschädigten die Belange der Grundstückseigentümer an der Waldstraße vertritt, erklärte dazu: „Ich bedaure es, daß unsere Regierung derartige Maßnahmen ohne Widerspruch hinnimmt. Wir sind über sie ebenso empört wie über die amerikanischen Behörden. Ist denn das Grundgesetz, das uns die Sicherheit des Privatbesitzes als einfachstes Recht des Bürgers zusichert, wirklich nichts mehr als ein Blatt nichtssagendes Papier?" „Wir betrachten dieses Verhalten als skandalös", erklärte Dr. Kürschner weiter. Leider hätten sich die betroffenen Spielwaren-Firmen durch eine kürzliche Meldung über die Verkehrs-Freigabe einer Straße, in der US-Gebäude liegen, zu der Hoffnung verleiten lassen, daß damit auch ihre Fabriken wieder frei würden. Die sofort angenommenen Export-Aufträge aus aller Welt könnten nun jedoch bei den nun schon sieben Jahre bestehenden mißlichen Produktionsverhältnissen niemals erfüllt werden. „Wir müssen sie alle zurückweisen". Die Bedeutung dieser Maßnahme wird durch die Tatsache erhärtet, daß der Spielwaren-Export seit der Währungsreform um das Vierfache stieg und in der deutschen Ausfuhr prozentual weitaus an erster Stelle steht. Allein die Beschlagnahme der Fertigungsstätten hindere diese 5 führenden Spielwarenfirmen, wirtschaftlich gleichfalls stärker in den Vordergrund zu treten. Daß die Fabrikationsräume nun als Kasernen, womöglich noch für deutsche Soldaten, ohne den geringsten Schimmer einer Einwilligung ihrer Eigentümer umgebaut werden sollten, „ist rechtlich ein untragbarer Zustand. Wir werden mit allen Mitteln versuchen, diesen Plan zum Scheitern zu bringen und es selbst auf eine Kraftprobe in diesem prekären Präzedenzfall ankommen zu lassen", unterstrich Dr. Kürschner die mit dem Kasernen-Plan geschaffene Lage. Jahrzehntelang habe jeder der Eigentümer in harter Arbeit schaffen müssen, um sich die Fabriken an der Waldstraße zu erwerben. Nun müßten sie zusehen, wie sie nutzlos verbraucht würden. Hier deutsche Offiziersfamilien unterzubringen, sei eine Provokation ohnegleichen."

Offener Brief, Dr. Adolf Kürschner:

„(...) Im Jahre 1945 wurden in Fürth i.B., also in der sogenannten „Westzone" 5 bedeutende Spielwarenfabriken und die Häuser der Inhaber dieser Betriebe von den Amerikanern für Zwecke des Medical Depot beschlagnahmt. (...) Im Zuge der Absetzung von einer evtl. zu erwartenden Front wurde Ende 1951 auch das Medical Depot von Fürth verlegt und die 5 Spielwarenbetriebe geräumt. (...) Und nun geschah dort etwas, was für jeden anständig und rechtlich denkenden Menschen einen Schlag ins Gesicht bedeutete: Die mehrfach erwähnten Fabrikgebäude wurden in der Weise geschändet, dass sie, selbstverständlich ohne Befragung der Eigentümer zu luxuriös ausgestatteten Kasernen für deutsche Söldner umgebaut wurden. Da unsere früheren deutschen Ehrbegriffe scheinbar unmodern geworden sind, zogen diese Leute, denen man bedauerlicherweise noch die deutsche Staatsangehörigkeit belässt, mit Herrn „Oberst" von Vaurest an der Spitze, in die uns weggenommenen und entehrten Fabriken und Wohnhäuser ein. (...) Besonders interessiert wird natürlich Herr Justizminister Dr. Dehler an dem Fall sein, der versprochen hat, dass das Privateigentum wiederhergestellt werden muss. Sicher wird Herr Justizminister einwandfrei feststellen, dass es weder nach deutschem Recht noch nach Völkerrecht noch nach rein moralischen Gesichtspunkten statthaft ist, dass sich Deutsche widerrechtlich weggenommenen deutschen Besitzes bemächtigen dürfen. Die Beseitigung des unheimlichen Zustandes der Rechtsunsicherheit, wie er in unserem Fall in ganz krasser Form vorliegt, wird der Herr Justizminister ganz zweifellos sofort für seinen Machtbereich anordnen, um einen schweren Verlust des Ansehens der deutschen Justiz zu vermeiden. (...)"


Späte Jahre und Niedergang

In der zweiten Häfte der Sechziger Jahre erfolgte die Übernahme durch den Schwiegersohn Heino Stelter und eine Umbenennung in "Spielwarenfabrik Dr. Adolf Kürschner - Inhaber Stelter & Co.", somit entstand schließlich der gebräuchliche Name AK Stelco (AK = Adolf Kürschner, Stelco = Stelter & Co).[2] In den 1970er Jahren erfolgte eine Beteiligung der japanischen Firma Tomy (Tomy-Stelco GmbH), zum 06. März 1979 wurde die mittlerweile bankrotte Fa. Stelco komplett von Tomy übernommen und firmierte seitdem offiziell unter dem Namen "Tomy Spielwaren GmbH" mit Sitz in der Balbiererstr. 28.[3]

Die Stelco-Produkte wurden in der Folgezeit noch einige Jahre unter dem alten Markennamen von der Erlanger Spielwarenfirma Frör vertrieben.

Produkte

Hergestellt wurden hauptsächlich Metallwaren und Spielzeug, später Plastikspielzeug in vielen Variationen wie z.B. Parkhäuser, Autos, Eisenbahnen, Musikinstrumente, Figuren, Flugzeuge, Raketen, Kindersportgeräte und vieles mehr. Die recht einfach gestalteten Plastikautos der Produktlinie "Vinyl-Line" sind bis heute bei Sammlern sehr begehrt. Während des 2. Weltkriegs auch Fertigung wehrtechnischer Produkte (Produktionskennung hol).[4]


Sonstiges

Spätestens mit Beteiligung von Tomy und (teilweiser) Produktion im Ausland ließ die Qualität der Spielzeuge nach. So wurden z.B. bei der Kindereisenbahn Junior-Express die Antriebe der Lokomotiven vermutlich aus Kostengründen von echten Getrieben auf einfache Gummitreibräder umgestellt, was sich negativ auf Kraft und Lebensdauer des sonst recht robusten Spielzeugs auswirkte.

Literatur

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Fürther Geschichtsblätter, Ausgabe 4/09, S. 125
  2. Fürther Geschichtsblätter, Ausgabe 4/09, S. 125
  3. Informationsschreiben der Fa. Tomy vom März 1979
  4. Liste der Fertigungskennzeichen für Waffen, Muntition und Gerät. Berlin 1944, unveränderter Nachdruck, Pawlas Verlag 1977, ISBN 3-88088-214-2

Bilder