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Altstadtverein Fürth

43 – 09/10

Abb. 2: Rekonstruktion der Totenkrone von 1996. Foto: Stadtarchiv

war (Abb. 1). Die dunklen Bodenverfärbungen im helleren Sand sind Anzeichen für die Nähe der benachbarten Grabgrube, dass die Dichte der Friedhofsbelegung an dieser Stelle nachgewiesen ist. In einem Fall sind zwei Skelette unmittelbar übereinander liegend aufgefunden worden. An Beigaben sind zu nennen ein Finger-

ring, eine Perle, eine Metallknopf und wohl auch Reste von Gürtelschnallen aus Buntmetall, die sich in Form von einer intensiven Grünfärbung im Becken- und Oberschenkelbereich bemerkbar machten. Für die örtliche Volkskunde sind die Auffindung von zwei vollständig erhaltenen, evtl. den Resten einer dritten Totenkro-

ne interessant, weil die AG schon 1996 beim Umbau des Löhe-Hauses Kirchenplatz 2 zum Kindergarten Relikte dieser Bestattungssitte auf diesem Friedhof entdeckt hatte (siehe Altstadtbläddla Nr. 33, S. 19 f.) und nun nach der Restaurierung ein vollständig erhaltenes Exemplar überliefert ist. Eine Rekonstruktion aus den Originalteilen von 1996 wird im künftigen Stadtmuseum Ludwig Erhard zu sehen sein (Abb. 2). Wann ein vollständiges Original aus der diesjährigen Untersuchung nach Fürth ins Museum kommt, steht noch aus. Der Brauch, die Verstorbene mit einer Totenkrone zu schmücken, entstammt der Sitte, dem unverheirateten Mädchen als Ersatz für die Brautkrone eine Totenkrone aufzuset-

Abb. 3: Junge Frau mit Baby im Arm (Plastiktüte). Foto: AG Archäologie

zen. Vielleicht wäre es ja doch mal interessant, diesem Brauchtum des 17./18. Jahrhunderts in Fürth ein wenig mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Ein anderer Befund lässt auf eine ganz besondere Tragödie schließen. Es handelt sich um die Auffindung einer wohl noch jungen Frau, in deren Armen die Überreste eines Säuglings entdeckt wurden (Abb. 3). Offensichtlich war die Frau im Kindbett gestorben und mit ihrem Neugeborenen zusammen beigesetzt worden. Leider war der Kopf durch die Baggerarbeiten bereits abgeräumt, der Rest des Skeletts konnte aber vollständig freigelegt werden. Als besondere Beobachtung war festzustellen, dass die Beckenknochen im unteren Bereich übereinander verschoben aufgedeckt wurden, was auf einen ungewöhnlichen chirurgischen Eingriff während der Geburt schließen lässt, den die Frau und ihr Kind nicht überlebt haben dürften. Im weiteren Verlauf der Grabung konnte auch ein kleiner Abschnitt der einstigen Friedhofmauer über dem Nordhang zur Pegnitz freigelegt werden wie sie auf mehreren Stichen zu sehen ist. So zeigt sich wieder einmal, dass die geöffneten Flächen im Boden der Altstadt ziemlich klein sind, die Information aber, die in ihnen verborgen liegen, recht groß. � ThW

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