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Altstadtverein Fürth �

45 – 11/12

„In welchem Ghetto warst Du denn als Kind, Mutti?“ Zum Gedenken an den 70. Jahrestag der ersten Deportation von jüdischen Bürgerinnen und Bürgern aus Fürth und Franken In Fürth war ein gutes Zusammenleben mit den jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern eine Selbstverständlichkeit – jahrhundertelang. Die jüdische Bevölkerung lebte mitten unter den christlichen Fürthern. Ein Ghetto, wie es in manchen anderen Städten vorhanden war, gab es im liberalen Fürth nicht. Ausweisung polnischer Juden. Im Jahr 1933, nach Quelle: Deutsches Bundesarchiv Bild 146-1984-092-26c der „Machtergreifung“ der Nationalsozialis- Jungfernhof in Lettland ersten von insgesamt sechs ten, änderte sich das Ver- verschleppt. Darunter be- Deportationen (Dezember hältnis von christlichen zu fanden sich 89 Fürther Jü- 1941 Riga, März 1942 Izbijüdischen Fürthern schlag- dinnen und Juden, die in ca, April 1942 Krasnycin, artig. Auch Fürth, wie alle Fürth ihre Heimat hatten September 1942 Theresianderen deutschen Dörfer, oder eine engere Bezie- enstadt, Juni 1943 TheresiKleinstädte und Großstäd- hung zu der Stadt pflegten. enstadt und Auschwitz, Jate, konnte sich der irrsinni- Im Jahr 1941 lebten noch nuar 1944 Theresienstadt), gen nationalsozialistischen 644 Juden in Fürth. waren es noch um die 650 Rassenideologie nicht entEinen allgemeinen Über- Juden, deren Zahl bis 1944 ziehen. Die Tragödie von blick über die Veränderung auf 23 sank. Das Ende der unmenschlichem Ausmaß der Zahl der jüdischen Be- NS-Herrschaft in Fürth machte auch vor den Toren völkerung in Fürth in den überlebten 20 Personen, die der Stadt Fürth nicht Halt. Jahren zwischen 1933 und früher der Israelitischen Ein Tag wie jeder ande- 1945, gibt Monika Bert- Kultusgemeinde angehört re? Es ist kalt. Der Winter hold-Hilpert: „1933 hatten hatten. Elf Rückkehrer aus naht. Weihnachten steht ca. 1990 Juden in Fürth ge- den befreiten Konzentravor der Tür. Morgen fei- lebt, die 2,5 % der Gesamt- tions- und Vernichtungslaern die Christen den 1. Ad- bevölkerung ausmachten. gern wanderten 1945 und vent. Deutschland befindet Ungefähr zwei Drittel von 1946 aus.“ sich im Krieg mit Rußland. ihnen gelang nach vorausDer folgende Bericht soll Es ist Samstag, der 29. gegangener Entrechtung, in kurzer Form die TragöNovember 1941. dem Entzug der wirtschaft- die einer Odyssee rekonstVor 70 Jahren wurden lichen Lebensgrundlagen ruieren, welche die Fürther 1008 Menschen jüdischen und zunehmender Isolie- Juden und ihre fränkiGlaubens von den Nazis rung bis 1939 die Emigra- schen Schicksalsgenossen von Franken nach Riga- tion. 1941, zu Beginn der erleiden mussten.

Erste Ausweisungen von Juden aus Fürth

Die erste Ausweisung von jüdischen Bürgern aus Fürth, und gleichzeitig auch aus anderen deutschen Städten, fand bereits am 28. Oktober 1938 im Rahmen der so genannten „Polenaktion“ statt. Mit dem Zug wurden 26 in Fürth lebende, polnische Juden nach Polen ausgewiesen und zwangsweise dorthin deportiert. 14 Personen folgten ihnen auf gleiche Weise im Jahr 1939. Reichspogrom

Im Jahr 1938 wohnten noch 1200 Juden in Fürth. Im Zuge des Reichspogroms am 9./10. November 1938, wurde von den Nazis die Fürther Hauptsynagoge in der Geleitsgasse in Brand gesetzt und vollkommen zerstört, jüdische Geschäfte verwüstet. Zahlreiche Juden wurden im Laufe dieser Aktion misshandelt, 132 Männer in „Schutzhaft“ genommen und in das Konzentrationslager Dachau deportiert. Der Fürther Stadtchronist Paul Georg Rieß hält am 10. November 1938 fest: „Vergangene Nacht sind fast sämtliche hiesige

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