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Altstadtverein Fürth �

45 – 11/12

Flussgeheimnisse Es war schon immer eine typisch menschliche „Unart“, Abfälle aller Couleur im nächstgelegenen Gewässer zu versenken. Enthalten diese „Stoffe“ etwa chemische Substanzen, ist das ein ganz grober Umweltfrevel. Andere Gegenstände hingegen, vielleicht sogar mit einem geschichtlichen Hintergrund, interessieren dann hauptsächlich die Archäologen. Letzteres ist sehr oft in allen drei Fürther Fluss-Systemen der Fall. In der Pegnitz, oberhalb der Ludwigbrücke, ragen die Holzpfeiler des ehemaligen Steges vom Jahr 1700 aus dem Gewässergrund. Der Holzsteg öffnete damals den Weg nach Poppenreuth. Weiter ist das Flussbett teilweise mit Scherben von Gebrauchsgeschirr längst vergangener Zeiten übersät. Immer wieder spült hier das Wasser handgefertigte Steinzeugflaschen aus dem Sand. In solchen „Sauerwasserflaschen“ wurde das „Selters“, wie Mineralwasser einst hieß, in den Apotheken verkauft. Es diente den Spiegelfabrikarbeitern zum „Ausschwemmen“ der Quecksilberrückstände aus dem Körper, so dachte man jedenfalls. Besonders schöne Stücke der Sauerwasserflaschen – also wirklich von Hand geformt – datieren aus dem Jahr 1861 oder früher. Manche der Keramiken sind vom Süßwasserschwamm in den „Spielarten“ braun,

grün oder weiß besiedelt. Solche Schwämme sind keine Pflanzen sondern Tiere. Als Bio-Indikatoren zeugen sie vom guten Zustand des jeweiligen Gewässers. Ein Umstand, der selbst Fürths Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung veranlasst, regelmäßig mit dem Tauchgerät in der Pegnitz nach dem „Rechten“ zu sehen. Weit unerfreulicher dagegen sind die Munitionshalden aus dem zweiten Weltkrieg auf dem Grund der Regnitz. Darunter kiloweise die zwei Zentimeter Brandsprenggranaten mit Leuchtspur und Zerleger für Flak- und Bordwaffen. Hergestellt wurden die Geschosse im Jahr 1942 von der Symington Ma­chine Corporation, Rochester New York USA! Weiter finden sich über dem Gewässergrund verstreut die Patronen für das schwere Maschinengewehr M2, im Kaliber 12,7 mm x 99, bzw., .50 Browning. Und, vor einigen Jahren wartete die Rednitz in Höhe der Dambacher Brücke mit einem geradezu dramatischen Fund auf. Neben einem Gewehrkolben vom Karabiner 98 und einer verrosteten Gasmaskendose lag das Teil einer Spange mit der Aufschrift „Kampftage der SA“. Dazu verschiedene Knochen und Knochenstücke an denen noch kleine, ziemliche verrottete Uniformstücke hingen. Gunnar Förg

Fund einer Sauerwasserflasche in der Pegnitz unterhalb Einrinner Mühlbach. Foto: G. Förg Im Hintergrund ein alter Pfeiler der ehemaligen Ludwigsbrücke. Foto: U. Reinfelder

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