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Altstadtverein Fürth �

formationen keine Zweifel aufkommen zu lassen. Wir kennen auch nicht die ausformulierte Anfrage Zeillers an Dr. Wurfbain, denn dass der sich auf ein ganz anderes „Furt“ bezieht, geht aus der Wiedergabe in Merians Werk deutlich hervor. Wie jeder Gelehrte hat Leonhard Wurfbain sich nicht irgendetwas aus den Fingern gesaugt sondern die zeitnahen Schriften zu Rate gezogen. In diesem Fall waren es die 1623 für den Größeren Rat fertiggestellten Annalen des Johannes Müllner. Obwohl mit einer gewissen Geheimhaltungsstufe belegt wird Dr. Wurfbain als Genannter des Rats Einblick in diese Aufzeichnungen gehabt haben. Eventuell lag darin auch der Grund, dass Müllners Schriften als Zitat nicht angegeben werden durften. Warum der Rat um diese Annalen solchen Wirbel veranlasst hat, lässt sich aus heutiger Sicht nicht mehr genau sagen, vielleicht aber deshalb, weil Ratsmitglieder wie Leonhard Wurfbain von je her diese als Interna behandelten historischen Daten nach außen getragen haben. Mittlerweile waren jedoch 28 Jahre vergangen. Zeiller gab jedenfalls die Nachricht Wurfbains so wieder, dass Karl der Große „ein Meilwegs von Nurnberg / gegen auffgang der Sonnen / bey einem Ort / genañt Furt / oder Uberfahrt / in Form seines damals gebrauchten Zelts / eine sonderbare noch auff den heutigen Tag stehende Capellam aufge-

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richtet haben soll“. Die entsprechende Stelle bei Müllner lautet auf Blatt 115: „ ... hab er (Karl der Große) ... eine Kapell in Größe und Formb, wie sein Gezelt gewest, aufrichten lassen ... Diese Kapell ist noch heutigs Tags im Nurmberger Wald, ungefährlich ein Meil Wegs von der Stadt Nurnberg, da die Straß auf Feucht und Neuenmarckt gehet, vor Augen“. Hier wird das Missverständnis im ganzen Ausmaß deutlich. Martin Zeiller suchte – vermutlich durch die Schlacht an der Alten Veste – historische Informationen oder eine Entstehungsgeschichte über das Fürth, das eine Meile von Nürnberg entfernt in diese Kriegshandlungen eingebunden war, hat aber vergessen die Himmelsrichtung und die Beweggründe seiner Recherche anzugeben, da ihm der andere Furt-Ort jenseits von Nürnberg, Altenfurt, anscheinend nicht bekannt und auch für die Topographie Merians nicht vorgesehen war. Das in Parenthese gesetzte „gegen auffgang der Sonnen“ Wurfbains bezieht sich nicht auf die Tageszeit sondern meint die seinerzeit übliche Bezeichnung für die Himmelsrichtung – am 8.März ungefähr die ostsüdöstliche Richtung. Wenn Dr. Wurfbain von Nürnberg aus gesehen unser Fürth an der Rednitz im Sinn gehabt hätte, hätte er „gegen niedergang der Sonnen“ schreiben müssen. In einem weiteren Punkt wird ebenfalls deutlich,

dass nicht die Fürther „Kapelle“ gemeint sein kann. Aus der Angabe Wurfbains ist ersichtlich, dass es sich um eine „noch auff den heutigen Tag (8.3.1651) stehende Capellam“ gehandelt hat so wie es für die Altenfurter Rundkapelle tatsächlich auch zutraf (Abb. 2a und b). In Fürth war die später auf Karl den Großen bezogene „Kapelle“ bereits zerstört. Die Angaben dazu sind zwar vielfältig (siehe ALTSTADTbläddla Nr. 44, 2010/11, S. 37) aber der Dreißigjährige Krieg war vorbei und damit im Wiesengrund nur noch eine Ruine vorhanden. Warum Leonhard Wurfbain seine historischen Angaben so missverständlich an Martin Zeiller übermittelt hat, lässt sich nicht mehr sagen. Man geht aber nicht fehl in der Annahme, dass die legendäre Verbindung zwischen Karl dem Großen und einem „FurtOrt“ bei Nürnberg nach allen Nachrichten, die damals vorhanden waren, immer das eine Meile entfernte Altenfurt südöstlich Nürnbergs gewesen ist – auf dem Weg nach Regensburg. Das kann aus den bei Müllner angeführten Zitaten erschlossen werden, bereits aus der „Nieronbergensis chronica“ des Sigismund Meisterlin von 1488. In der deutschen Übersetzung heißt es dazu: „nun was sein (Karls des Großen) gewonheit, daß er mit im füeret sant Dionisii hailtumb und sant Merteins korkappen oder mantel. ... zu dem allen het er ein besunders zelt und

darunder auch die heiligen sacrament. ... also ließ er zuhant das here zu tragen und machet in sant Katherina ere ein capeln in form als das zelt stet noch in dem walt.“ Im lateinischen Text spricht er genauer von einer „capella in Vado-Antiquo sita“, also von der Kapelle in Altenfurt. Fünf Jahre später war das gleiche sinngemäß verkürzt auf Blatt C (= 100) verso in Hartmann Schedels Weltchronik nachzulesen. Was Wurfbain brieflich mitgeteilt hatte, war ein aus dem Stehgreif zusammengestellter Kenntnisstand über einen Ort namens „Furt“ in Nürnbergs Umgebung ohne auf die Doppelexistenz zweier geographisch entgegengesetzter Standorte hinzuweisen. Fürth an der Rednitz, das mit der Nürnberger Gebietshoheit nur bedingt zu tun hatte, konnte seiner Meinung nach anscheinend außen vor bleiben. Das wiederum würde bedeuten, dass Dr. Wurfbain die Schlacht an der Alten Veste im Gegensatz zu Martin Zeiller nach 18½ Jahren weder als bedeutendes historisches Ereignis noch Fürth als Nürnbergischen Marktflecken anerkannt und das vermeintlich karolingische Alter in Altenfurt als die wichtigere Meldung eingeschätzt hätte. Dennoch war Zeiller in Bezug auf die Himmelsrichtung skeptisch. Als kluger Reiseschriftsteller hat er den Anteil Wurfbains in seinem Text kenntlich gemacht und die Nachricht selbst aufgrund