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Altstadtverein Fürth �

te, um auf den Wasserwegen voran zu kommen – und zwar bis Frankfurt. Während Willibald Pirckheimer darauf hingewiesen hat, dass Fürth seinen Namen eventuell durch Schleppvorrichtungen oder andere Hilfsmittel für den Übergang an der Rednitzfurt bekommen haben könnte, ohne sie zeitlich einzugrenzen, scheint sich der Bezug auf Karl den Großen so eingeprägt zu haben, dass er heute immer noch in Anspruch genommen wird (www.stadtmuseum-fuert.de/desktopdefault.aspx/ tabid-704/1192_read-17747/). Verwirrend ist dabei, dass Pirckheimer den Ausdruck „Traiectum“ an anderer Stelle als Ortsbezeichnung für Utrecht in Holland verwendet und das Bistum „dioecesis Traiectensis“ nennt ohne den Zusammenhang zu erklären. Utrecht war das römische „Traiectum ad Rhenum“, ein Auxilliarkastell im so genannten Bataveraufstand der Jahre 69/70 n. Chr. am Niederrhein. Ob hier eine Furt im nördlichen Rheinarm vorhanden war, wird allerdings bisher nur vermutet und vom mittellateinischen Wort „trajectus“ = Furt (klassisch = Überfahrt/Übergangsort) abgeleitet. In wie weit der Ausdruck mit „treideln = ziehen“ in Zusammenhang zu bringen ist, muss hier offen bleiben. In Holland könnte man sich den ausschließlichen Schiffsverkehr auf den Wasserwegen besser vorstellen. Die Überwindung einer Staustufe im alten Drususkanal (Fossae Drusinae zwischen Rhein und Ijssel) käme ebenfalls in Frage. Ob Conrad Celtis seine lateinische Ausdrucksform für die Reste des Karlsgrabens aus den holländischen „Traiectum-Orten“ (Maastricht, Utrecht) hergeleitet hat, wird daher ein Geheimnis bleiben. Wichtig ist aber, dass 1530 die Entstehung des Fürther Ortsnamens wahrscheinlich mit Vorrichtungen für den Schiffsverkehr zur Überwindung der Rednitzfurt oder direkt mit der Furt und nicht mit einer Ansiedlung aufgrund der legendären Stiftung der 38

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Martinskapelle im Wiesengrund in Verbindung gebracht worden ist – die Kapellenidee erst viel später aufgekommen sein muss unter Verwendung der literarischen Angaben zur Altenfurter Rundkapelle, die aber keinen historischen Hintergrund abbilden. Die dann folgende wirre Taktik damaliger Autoren, generell alles mit Karl den Großen in Verbindung zu bringen, wirkt sich bedauerlicherweise bis heute aus. Den deutschen Begriff „Überfahrt“ für die Furt hat 1651 der Rechtsgelehrte Leonhard Wurfbain aus Nürnberg der Topographia Franconiae Merians zur Verfügung gestellt (Altstadtbläddla Nr. 46, 20112/13, S. 41 f.) und damit Land- und Schiffsverkehr an der Furt neutralisiert und gleichberechtigt wahrgenommen, was eigentlich auf eine Zunahme des Landverkehrs bzw. Abnahme des Schiffsverkehrs nach über hundertzwanzig Jahren schließen lässt. Vielleicht ist damit auch der Wechsel zur legendären Kapellenstiftung verständlich, wenn Spuren von Schleppvorrichtungen an der Rednitzfurt, die man wohl irrtümlich Karl dem Großen zugeschrieben hatte, nicht mehr sichtbar waren, dafür aber Überreste von einem „alten Gemäuer“, dem man die folgenschwere Funktion als Kapelle unterstellen konnte. Auch Johannes Müllner hat 1623 in seinen Annalen über Fürth geurteilt: „... dann man vor Zeiten gern an die Ort gebauet hat, da zween Wasserfluß zusammenkummen.“ Es sieht so aus als hätte er eine Stelle beim Humanisten Stephanus Vinandus Pighius von Kampen (1520 – 1604) im Sinn gehabt, der über die Nürnberger, die er für Abkömmlinge der römischen Noriker aus dem donauländischen Noricum hält (benannt nach Norix, dem Sohn des Hercules), nach ihrer Vertreibung durch die Hunnen schreibt, dass sie sich am Zusammenfluss von Pegnitz und Regnitz an geeignetem Ort festgesetzt hätten („... premerentur etiam

Norici … et ubi Pegnesus et Regnesus amnes confluunt, opertuno loco sedem fixisse …“). Die Stellen belegen, dass sowohl die verkehrsgeographische Lage als auch der Bereich zwischen den Flüssen die Attraktivität der Ansiedlung ausgemacht haben und bestätigen eine Besiedlungsstrategie, der man seit Alters her gefolgt war wie aus einer Reihe prähistorischer Ansiedlungen erschlossen werden kann. Der bekannteste Ort in der Region ist das keltische Oppidum Alkimoennis über Kelheim zwischen Donau und Altmühl, das mit einem Wall-Graben-System zwischen den Flüssen und typischem Zangentor gegen das Hinterland abgeschlossen und geschützt war. Das heißt, Fürth hat zwischen den Flüssen alle Voraussetzungen für eine Ansiedlung seit uralten Zeiten besessen und daher mit einer Gründung durch Karl den Großen in den Rednitzwiesen nicht das geringste zu tun, da das zu kurz gedacht wäre. Eine zeitliche Einordnung ins Jahr 793 ist auch nicht möglich solange sie nicht durch datierbare archäologische Funde bestätigt wird, noch weniger ins Jahr 750 n. Chr., das gar keinen Zusammenhang mit einem historischen Ereignis in der Region erkennen lässt. Der Datierungsansatz 793 ist falsch und nicht wissenschaftlich belegt. Es bleibt vorerst unbekannt, ob und wann der Karlsgraben funktionstauglich war, ob und wie lange Schleppvorrichtungen für den Schiffsverkehr an der Rednitzfurt existiert haben und von wem und wann solche Vorrichtungen erfunden, gebaut und in Betrieb gehalten worden sind. Lediglich der Fund eines Ösenhenkels des 11./12. Jahrhunderts aus der U-Bahn-Baugrube vor Königstraße 1 (Altstadtbläddla Nr. 46, 2012/13, S. 49 Abb. 7) lässt die Vermutung zu, dass um diese Zeit irgendwas im Bereich der Furt vorhanden gewesen sein muss – einem Zeitpunkt als der Karlsgraben langsam zu verlanden beginnt (Werther/Feiner).