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52 – 18/19�  Altstadtverein Fürth

Rüstungsindustr ie in der Für ther Innenstadt Wie aus der Mälzerei der Brauerei Humbser ein Rüstungsbetrieb wurde

Lange Zeit war Fürth vor Luftangriffen während des 2. Weltkrieges verschont geblieben, und der erste Luftangriff auf Fürth war vermutlich mehr ein „Versehen“ als Absicht. Die Alliierten Bomberverbände entledigten sich wahrscheinlich auf ihrem Rückweg nach England am 17. August 1940 der noch nicht abgeworfene Bomben über vermeintlich unbewohntem Gebiet. Dieses Vorgehen häufig durchgeführt, um durch die Gewichtsreduzierung Treibstoff zu sparen. Eine zweite These besagt, dass der Angriff nicht Fürth sondern Augsburg galt – und die Bombardierung nur Folge eines Navigationsfehlers war. Bis 1943 blieb es in Fürth zunächst weitestgehend ruhig. Erst ab dem 25. bzw. 26. Februar 1943 rückte Fürth erstmals als primäres Angriffsziel in den Vordergrund. Die häufig erzählte Geschichte, dass Fürth nur deshalb verschont blieb, weil sie als ehemals „jüdische Stadt“ von den Alliierten Bomberverbänden mit Absicht verschont geblieben war, ist aber historisch nicht belegt bzw. schlichtweg falsch. Der Hauptgrund des „Nicht-Angriffs“ bis 1943 war vielmehr die geographische Lage Fürths weit im süddeutschen Raum. Damit war Fürth – neben allen anderen süddeutschen Städten – erst einmal lange Zeit ein unattraktives Angriffsziel,

da die Bomberverbände lange und somit gefährliche Wege aus Großbritannien in Kauf nehmen mussten um ihr Ziel auf feindlichem Gebiet zu erreichen. Erst als die Alliierten die Lufthoheit über Deutschland weitestgehend gewonnen hatten, rückten die süddeutschen Städte stärker in Fokus bzw. konnten sie aus England „leichter und ungefährlicher“ erreicht werden. Des Weiteren bot Fürth lange Zeit kein primäres Ziel. Bis auf ein paar kleinere Rüstungsbetriebe und Kasernen hatte Fürth keine kriegswichtigen Ziele – ganz im Gegensatz z. B. zu FAG Kugelfischer in Schweinfurt oder MAN in Augsburg. Und abschließend, etwas was Fürther*innen nicht so gerne hören, aber in diesem Fall hat es Fürth ausnahmsweise mal wirklich geholfen: die Nähe zu Nürnberg. Die Tatsache der Nähe zur benachbarten „Führerstadt“ bzw. der Umstand, dass Fürth und Nürnberg einen gemeinsamen Luftschutzraum bildeten, führte dazu dass die Alliierten lange Zeit davon ausgingen, dass Fürth „lediglich“ ein Vorort von Nürnberg sei. In den Kriegstagebüchern der 42. US-Infanteriedivision schrieben die damaligen US-Soldaten: “The city of Furth,

Firmenlogo der Firma Bachmann, von Blumenthal & Co.

which normally has a population of about 100.000 adjoins Nurnberg and is as much a part of it as is the Bronx a part of New York City.” … übersetzt: Die Stadt Fürth, die normalerweise 100.000 Einwohner hat, grenzt an Nürnberg und gehört ebenso dazu (Anm. des Autors: also zu Nürnberg) wie die Bronx zu New York City. Hätte der Krieg jedoch noch länger angehalten, so hätte dieser Umstand Fürth früher oder später auch nicht mehr geholfen. Neuste Forschungsergebnisse zeigen, dass das sog. „moral Bombing“, also die Flächenbombardierung deutscher Städte mit der bewusst in Kauf genommen Tötung der Zivilbevölkerung, auch Städte wie Fürth im weiteren Kriegsverlauf getroffen hätten. Dabei hatte man stets im Kalkül, das durch die Zerstörung der deutschen Städte das NS-Hitlerregime geschwächt würde und die Bevölkerung sich gegen Hitler in Aufständen oder Revolutionen erhoben hätte. Ein Irrglaube, der so nie eintrat, wie man heute weiß, aber vielen Menschen in der Zivilbevölkerung das Leben kostete und ganze mittelalterliche Altstädte sowie kostbare Kulturgüter für immer zerstörte.

Auswirkungen auf die örtliche Rüstungs­ industrie Eines der wichtigsten Angriffsziele in Fürth während des 2. Weltkrieges war u. a. die Firma Bachmann, von Blumenthal & Co. (BBF) auf der heutigen Hardhöhe – die als unmittelbar direktes Ziel alleine viermal von insgesamt 12 Luftangriffen zwischen 1943 und 1945 betroffen war. Der Rüstungsbetrieb, der primär als Fertigungs- und Zulieferbetrieb für den Flugzeugbau tätig war, entstand 1938 auf dem ehemaligen Gelände der Firma Gothaer Waggon. Als Reaktion auf die zunehmenden Luftangriffe auf deutsche Betriebe wurden viele sog. „kriegswichtige Firmen“ gezwungen, ihre Produktions- und Fertigungsstätten vor weiteren Luftangriffen zu schützen bzw. zu verlagern. So verlagerte die Firma BBF Teile ihrer Lager- und Produktionsstätten in die umliegenden Bierkeller der Fürther Brauereien. Als ebenfalls geeignet wurde die Kelleranlage der Humbser-Brauerei in der Bäumenstraße auserkoren. Allerdings gab es hier ein paar Auffälligkeiten bzw. Unregelmäßigkeiten, auf die in diesem Artikel näher eingegangen werden soll. 29