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47 – 13/14�  Altstadtverein Fürth

Altstadtgeschichten Erinnerungen von Paul Altmann

1940 hat mein Vater die Konditorei in der Königstraße 63 vom kgl. Bayer. Hoflieferanten Georg Schöller käuflich erworben. So landeten wir, aus Unterfranken kommend, in Fürth. Ich wurde im Michelschulhaus beim Lehrer Kraus in die 1. Klasse aufgenommen und hatte es anfangs schwer, weil ich der erste und einzige „Ausländer“ war. Der Begriff „Mobbing“ war ja seinerzeit noch nicht erfunden, aber was es war, habe ich von Grund auf gelernt. Wenn ich mir im Hof mein Recht erkämpfen wollte, wurde ich von meiner Mutter ins Haus geholt und nachdrücklich zum richtigen Benehmen angehalten. ... Erst mit der Zeit, nachdem ich die neue Mundart gelernt und mich in den „Kriegen“ mit denen von der Fischergasse oder von der Bäumenstraße bewährt hatte, wurde es besser. Im Hof spielten wir Fußball, wobei die, die einen eigenen Ball hatten besonders privilegiert waren. Meist hatten wir nur einen „Gasbolln“, einen Tennisball, den wir aufs Tor der Freibank ballerten, das andere Tor war das Tor der städt. Waage (heute das Irish Pub). Von den „Alten“ war unsere Spielerei nicht gerne gesehen, nicht nur wegen dem Lärm (ja, das war damals auch schon ein Problem), sondern auch

Ladenraum der Konditorei Altmann; Foto privat

weil Kleidung und vor allem Schuhe so nicht lange hielten und Ersatz schwer zu beschaffen war. Besonders rigoros war der Herr Greul, der Waagemeister, der über seiner Waage im ersten Stock wohnte und uns vom Fenster aus beschimpfte. Dort oben war er aber ungefährlich, erst wenn er herunterkam wurde es ernst. Im Hof haben wir auch noch das Spiel mit Pfeil und Bogen oder mit Kreisel und Peitsche und das Schussern gelernt, Spiele, die die heutigen Kinder gar nicht mehr kennen. Rollschuhfahren ging in der Rosenstraße, der Königstraße und weiter in der Nürnberger- bis zur Jakobinenstraße. Dabei hatte ich auch meine erste Begegnung mit der Staatsgewalt, als mir ein tapferer Ordnungshüter meine Rollschuhe abnahm. Vermutlich wegen Gefährdung des Verkehrs. Mit meinem Vater konnte ich sie auf der Wache wieder in Empfang nehmen.

Mein Herr Papa erwarb sich meine größte Hochachtung, weil er dem Poli deutlich die Meinung sagte. ... und die Wehrmacht siegte an allen Fronten ...

Ab 1942/43 machte sich der Krieg aber auch in Franken bemerkbar. Nachts heulten immer öfter die Sirenen, wir wurden aus dem Schlaf gerissen, mussten uns schnell anziehen und in den Keller gehen. Wir hatten sogar Gasmasken zum Schutz bekommen. Dann hieß es warten. Wenn die Angriffe auf unser Gebiet zielten, hörten wir die Flak schießen und bis in den Keller das Gebrumm der Flugzeuge und die Explosionen der Bomben. Am Tag nach einem Angriff konnte man auf den Straßen häufig die Splitter der Flakgeschosse finden, für uns Kinder waren die wild gezackten Eisenbrocken begehrte Souvenirs. Als die Übermacht

der Alliierten immer größer wurde und sich die Angriffe und auch die Opferzahlen häuften, wurden die Kinder, auch mein Bruder und ich in ein KLVLager (KLV = Kinderlandverschickung) nach Weißenburg gebracht. Vom Bergwaldtheater auf der Ludwigshöhe, wo wir, 9 und 11 Jahre alt, (für Buben) ein herrliches Leben mit wenig Schule und viel Bewegung im Freien führen konnten, wurden wir vom Krieg zunächst wenig behelligt. Betreut von der HJ (einer Naziorganisation für Kinder und Jugendliche) mit täglichem Exerzieren und vormilitärischer Ausbildung waren wir alle (Kinder!) begeisterte kleine Nazis. Erst als wir am 2.1.45 nach dem schweren Angriff auf Nürnberg den Widerschein der Feuer sahen, bekamen wir Angst. Als dann in der Folgezeit auch der Kanonendonner immer näher rückte, wurde es auch für uns kritisch und wir mussten in einer Nacht 30 km nach Eichstätt marschieren. Von dort wurden wir einzeln zu Bauern verteilt. An einem schönen Tag Ende April waren dann die ersten Amis im Ort. Einer kam mit 2 Pistolen ins Haus und ich konnte das erste mal meine Englischkenntnisse anwenden: „There is no soldier in the house“. Zum Dank bekam ich komisches Zeug, 15