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Altstadtverein Fürth �

des Marktrechts an bestimmten verkehrsgünstigen Stellen, wo viel Volk zusammen kam, die Wirtschaft wieder angekurbelt werden sollte. Fürth wäre für einen solchen Fall – allein aufgrund der geographischen Lage – der ideale Platz gewesen und zeitlich würde es auch passen. Die Frage ist doch, ob das noch persönlich vom König organisiert werden musste oder die nächstfolgende Adelsschicht diese Aufgabe übernehmen konnte und in diesem Fall dem verwandten Herzog in Bayern übertragen worden war. Etwas anders sieht es aus, wenn man von der Überlegung ausgeht, dass die strategisch wichtige Furt durch die Rednitz militärisch zu überwachen war. Die Idee der strategischen Absicherung ist nicht nur mehrfach geäußert worden sondern ließe sich auch durch einen Blick aufs Urkataster von 1822 eindrucksvoll darstellen. Wie die AG Archäologie in dem Ausstellungsheft „10.000 Jahre Wanderung durch die Zeiten“ (Altstadtbläddla Nr. 41, 2007, Seite 64) bereits aufgezeigt hat (Abb. 2), gab es auf dem flächensanierten Gänsberg oberhalb der Hangkante eine Parzellenstruktur, die eindeutig in sich viergeteilt ist. Der erste Eindruck, der vermittelt wird, ist der Gedanke an den Grundriss eines untergegangenen römischen oder spätantiken Militärlagers, bei dem auch an allen vier Seiten 44

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zentral ein Eingang zu finden ist und die Wege auf das Zentrum, die so genannte „Principia“, zulaufen (Abb. 3). Auch wenn es fern liegt, an eine römerzeitliche militärische Anlage in Fürth zu denken, ausschließen kann man es nie, denn der Drang der Römer ins freie Germanien entlang bestimmter Flussläufe (Lippe, Main, Marsch) vorzudringen, käme ja auch vom Lager Weißenburg ausgehend entlang der Rednitz-/Regnitzlinie in Frage. Und dass Römer unabhängig von der bekannten Quellenlage noch im 3. Jahrhundert weit ins freie Germanien eingedrungen sind, zeigen die derzeit in Braunschweig ausgestellten Funde der Schlacht vom Harzhorn, nordöstlich von Kalefeld-Wiershausen, Landkreis Northeim, Niedersachsen. Darüber hinaus wissen wir in Fürth, dass noch 1470 die Ingenieurskunst der hölzernen Brückentechnologie an der Stelle der späteren Maxbrücke auf römisches Wissen zurückgegriffen hat. Wenn man die Römerfrage mal beiseite lässt, ist der Gedanke an eine militärische Einrichtung strategisch nicht von der Hand zu weisen. Über die Struktur solcher Anlagen in späterer Zeit gibt es keine Quellen, da in den Untersuchungen zur Völkerwanderung nie nach solchen Befunden gefragt und im frühen Mittelalter schon der Burgenbau favorisiert wurde. Wir wissen lediglich, dass es befestigte Siedlungen gibt,

die sich das römische Lager zum Vorbild genommen haben wie das Beispiel einer Siedlung bei Zeijen, Prov. Drente in den Niederlanden zeigt, die bis ins 5. Jahrhundert datiert wird (Abb. 4). Die Frage ist doch, ob es unter germanischer oder bayerisch/fränkischer Führung kasernenähnliche Anlagen gegeben hat, die das römische Militärlager zum Vorbild hatten. Bei den bekannten Wikingerlagern des späten 10. Jahrhunderts, die ähnlich der slawischen Burgen eine kreisförmige Struktur aufweisen, ist dieser Eindruck nie bestritten worden. Auf dem alten Gänsberg ließe sich leider nichts mehr erforschen, denn die Flächensanierung hat den Boden tiefgreifend verändert und eventuelle Befunde zerstört. Dennoch liegt der Gedanke nahe, dass dort immer jemand gelebt haben müsste, der auf die vorhandene Parzellenstruktur so Rücksicht genommen hat, dass sie sich bis in die Zeit des Urkatasters von 1822 erhalten konnte. In einem derartigen Fall wäre Fürths Siedlungsgeschichte wesentlich älter anzusetzen als die Zeit der fränkischen Königshöfe und könnte ein Indiz dafür sein, warum Karl der Große 793 ausgerechnet die Route entlang der Rednitz nach Würzburg gewählt hat und nicht auf der kürzeren Strecke durch den alten „Vircunia-Wald“ über das gerade (786) von Guntbert übertragene Kloster in Ansbach und die Berge-

ler Steige gereist ist. Wenn folglich das Grundkonzept der militärischen Anlage in irgend einer Form einmal relevant gewesen sein sollte, ließe sich ein weiterer Schluss zur Siedlungsentwicklung ziehen. Bei der Annahme einer funktionsfähigen militärischen Anlage auf dem Gänsberg wäre der imaginäre Königshof überflüssig, weil durch das Militär bereits eine Infrastruktur vorhanden gewesen sein müsste, die eine größere Menge an Menschen (Soldaten) hätte versorgen können – also auch den König und sein Gefolge. Das heißt, der Grenzfluss Rednitz wäre eine längere Zeit von Bedeutung gewesen als bisher angenommen oder bekannt. Wichtig an der Struktur der spätantiken Militäranlagen ist aber, dass sich an einer der vier Ausfallstraßen immer der obligatorische „Kastellvicus“ befunden hat, also der Ort, wo Marketender oder Kaufleute ihre Waren den Soldaten angeboten haben und dieser „Kastellvicus“ dann auch die Marktgründung in Fürth erklären könnte. Dazu bräuchte man aber kaiserzeitliche oder spätantike, mindestens aber mittelalterliche Bodenfunde aus diesem Bereich als Beleg, die bisher nicht gefunden werden konnten, dass die Katasterstruktur auf dem Gänsberg nach wie vor ein undatierbares Phänomen bleibt, wenn nicht gar nur eine zufällige Parzellenstruktur. Gerade in diesem Bereich sollte in Bezug auf