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Altstadtverein Fürth �

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Zum Gedenken an den November pogrom vor 75 Jahren Vor hundert Jahren war er aus der Fürther Altstadt nicht wegzudenken: der jüdische Schulhof, ein umgrenztes Areal zwischen Königstraße und Mohrenstraße, am oberen Ende des Gänsbergs. Auf ihm befanden sich vier Synagogen und eine ganze Reihe weiterer jüdischer Einrichtungen. Doch was nicht vorstellbar schien, trat ein: In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde das Ensemble zerstört und in den folgenden Monaten dem Erdboden g leichgemacht.

Bereits auf einer Ansichtsskizze des „Fleckens Fürth“ aus dem Jahr 1630 ist der Schulhof als ein mit einem Zaun umfriedeter Bereich eingezeichnet. In seiner Mitte stand die alte Synagoge („Altschul“). 1615/16 war sie auf Bamberger Grund gebaut worden, nach dem Vorbild der Prager Pinkas-Synagoge im – nicht mehr ganz zeitgemäßen – spätgotischen Stil. Nachdem die jüdische Gemeinde in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts stark gewachsen war, errichtete man auf dem Schulhof 1697 eine zweite Synagoge, die so genannte „Neuschul“. Unterhalb

des Gebäudes befand sich in mehr als zehn Metern Tiefe ein Ritualbad (Mikwe), das Anfang des 19. Jahrhunderts bereits eine Vorrichtung zur Wassererwärmung besaß – eine Seltenheit für die damalige Zeit. Weitere Einrichtungen auf dem Schulhof waren die Bärmann-Fränkelsche-Talmudschule mit Synagoge („Klaus“), die 1896 errichtete MannheimerSynagoge, ein koscheres Schlachthaus („Scharre“), das Rabbinerhaus mit Gemeindebüros und Bibliothek sowie das Wohnhaus des Synagogendieners. Die jüdische Gemeinde in Fürth war vom Beginn des 17. bis weit in die zwei-

Hauptsynagoge November 1938; mit freundlicher Genehmigung Stadtarchiv Fürth A 1852

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te Hälfte des 19. Jahrhunderts die größte und angesehenste im Gebiet des heutigen Bayern. Im Jahr 1880 wurden 3.330 jüdische Frauen, Männer und Kinder in der Stadt gezählt, und nirgendwo sonst in Bayern fand sich ein so vielfältiges religiöses und kulturelles jüdisches Leben. Auch als zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Zahl der jüdischen Stadtbewohner rückläufig war, blieb die jüdische Gemeinde ein integraler Teil der Stadtgesellschaft. Wohlhabende jüdische Bürgerinnen und Bürger riefen bedeutende Stiftungen ins Leben, die der ganzen Stadt zugutekamen.