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recht.“ Oerter sollte damit leider recht behalten, wie er bald selbst am eigenen Leib spüren musste.
Das Ende
Fritz Oerter war durch seine Publikationen, aber auch durch seine anarchosyndikalistische Umtriebe in Fürth bekannt, und spätestens seit 1905 immer wieder im Fokus von Ermittlungen und Verfolgungen. Auch dem Nationalsozialismus blieben die Publikationen und der Bekanntheitsgrad Oerters nicht verborgen, und so kam es im September 1935 erneut zu seiner Verhaftung. Bei der nun folgenden einwöchigen Haft und den immer wieder stattfindenden Verhören durch die Sturmabteilung (SA) ging Oerter als gebrochener Mann aus der Haft. Einigen Berichten zu Folge wurde Oerter nur deshalb aus der Haft entlassen bzw. blieb der Transport in ein KZ erspart, weil seine verstorbener Bruder Sepp Oerter zuvor in Braunschweig für die NS-
DAP im Landtag saß. Fritz Oerter starb nur kurz nach seiner Haftentlassung am 19. September 1935 im Alter von 66 Jahren an einer Lungenentzündung im Krankenhaus, vermutlich an den Folgen der Haftbedingungen. Nach seinem Tod geriet Oerter in Vergessenheit, selbst oder gerade in Fürth. Nur wenigen Historikern war Oerter überhaupt ein Begriff – und erst der Artikel in den Fürther Nachrichten brachte zu Recht Oerter wieder in das Bewusstsein der Menschen zurück. Inzwischen existiert in der Fürther OnlineEnzyklopädie FürthWiki ein ausführlicher Artikel über Ihn, der seit Mai 2015 über 22.000-mal aufgerufen wurde. Auch überregional scheint Oerter wieder bekannter zu werden. 2015 erschien ein Buch mit dem Titel: „Texte gegen Krieg und Reaktion“. Darin enthalten sind einige Werke aus Oerters Feder, samt einer ausführlichen Biografie. Und die Tagebücher? Diese wurden 2017 von zwei Fürtherinnen
Szenische Lesung mit dem Krimi-Autor Leo Seidl aus den Tage büchern Oerters, 2017
transkribiert, von der zumindest eine Fritz Oerter noch persönlich hätte begegnen können. Der Großvater von Hedwig Gellinger (94) – Georg Harscher - ein ehem. Fürther SPDLandtagsabgeordneter und Gastwirt kam in den Tagebüchern mehrfach vor. Die Aufgabe für Fr. Gellinger und ihre Tochter Ursula Romeike nun gerade diese Textpassagen zu transkripieren, war eine Familienbegegnung der besonderen Art und rief viele Erinnerungen aus der persönlichen Jugend wieder wach und sorgte für reich-
lich Gesprächsstoff in der Familie. Und auch der inzwischen in Fürth ansässige Krimi-Autor Leo Seidl hat Oerter für sich entdeckt und wird vermutlich 2019 einen Fürth-Krimi veröffentlichen, in dem wir als Leser*in vielleicht wieder den Automobilisten aus der Gustavstraße begegnen – samt Fritz Oerter. Wer nun die Tagebücher vollständig lesen will, dem empfehle ich den Weg nach Burgfarrnbach ins Stadtarchiv. Der Weg lohnt sich – nicht nur für eingefleischte Anarchisten! Kamran Salimi
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