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51 – 17/18�  Altstadtverein Fürth

200 Jahre Er ntedankzug

Leiterwagen mit Erntekrone. Foto: Nicole Schubert

Als im Jahre 1815 in Indonesien der Vulkan Tambora ausbrach, nahm in Europa davon niemand groß Notiz. Als es aber durch die große Menge an Asche und Staub, die durch die Eruption in die Atmosphäre geschleudert worden war, zu einem Wandel im Klima kam, waren plötzlich viele Menschen davon betroffen: Im folgenden „Jahr ohne Sommer“ sorgten Regen und Hagel für Überschwemmungen und Ernteausfälle. Die Folge waren Lebensmittelknappheit, Teuerung und Hunger, nicht nur in Fürth, sondern in ganz Westeuropa. Glücklicherweise fiel die Ernte im Jahr 1817 dann aber unerwartet reichlich aus. Auch in Fürth wuchs das Korn bestens, und es wurde sogar von zahlreichen Mehrfachähren auf einem Stengel berichtet. Am 18. Juli 1817 organisierte die Stadt Fürth zum Erntefest einen Dankeszug: Je 18 Mädchen und Bu-

ben, die als Schnitter verkleidet und mit kleinen Sicheln und Korngabeln versehen waren, zogen unter Führung des Musikcorps aufs Feld, um einen mit Korn hochbeladenen und mit Blumengirlanden geschmückten Erntewagen in die Stadt zurück zu geleiten. In der Fronmüller-Chronik steht dazu: „Der Zug ging nun unter Abfeuerung von Kanonen mit dem Wagen zur Stadt zurück. Am Eingange derselben wurde er von der Geistlichkeit, den königlichen und städtischen Beamten, samt den Vorständen der jüdischen Gemeinde empfangen, mit türkischer Musik und dem Geläute aller Glocken gegrüßt und unter frohem Jubel des Volkes durch die Hauptstraßen geleitet.“ Dieses Jahr war der Erntedankfestzug mit insgesamt 91 Gruppen wieder Höhepunkt der Michaeliskirchweih. Zum 200. Jubiläum hatte der evangelische Dekan Jörg Sichelstiel angeregt, den Brot-

Pfarrer Hans-Ulrich Pschierer und Pfarrerin Dr. Stefanie Schar­ dien mit zwei Kindern aus dem Hort St. Michael nach Übernah­ me des Brotlaibs vom Oberbürgermeister. Foto: Ulrike de Freese

laib, den die „Bühne Erholung“ an den Oberbürgermeister seit vielen Jahren als Zeichen für Erntedank überreicht, an die Kirchengemeinde St. Michael weiterzugeben und dort in der Kirche am Altar zu präsentieren. Das Brot wurde von zwei Kinder aus dem Hort St. Michael entgegengenommen, die sich mit folgenden Versen dafür bedankten:

Zum Jubiläumszug kamen 100.000 Zuschauer nach Fürth, und viele weitere verfolgten das eindrucksvolle Spektakel live im Bayerischen Rundfunk von zuhause aus. Wollen wir hoffen, dass uns allen auch in Zukunft die ursprüngliche Bedeutung des Festzugs zur Kirchweih bewusst bleibt, jenseits des reinen Eventcharakters. Dr. Anselm Horn

„Wir danken für das leckre Brot, das satt macht Groß und Kleine. Wir Menschen säen, ackern, streun, doch nichts wächst von alleine. Der gute Gott, so glauben wir, erhält das Leben liebevoll, schaut Euch die Erntegaben an: Genug zum Teilen, das ist toll.“ 23