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FÄDD, DEN 31.7.2020 EINDRÜCKE VOM ALTEN GÄNSBERG

„Ich kann nichts dagegen machen, der Gänsberg lässt mich einfach nicht los, deshalb muss ich ab und zu ein paar Zeilen darüber schreiben.“ Karl Eisenhöfer

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eute geht es um ein kleines aber nützliches Bauwerk und um die Leute, die dafür viel Zeit verbracht haben, nämlich um unser Aborthäusla oder wie wir dazu gesagt haben: Doppelsitzer. Doppelsitzer deswegen, weil zwei Personen gleichzeitig nebeneinander sitzen konnten. Ein paar Balken mit Brettern zu einem Häuschen zusammengenagelt und über einer Sickergrube aufgestellt haben genügt, die Bedürfnisse der mehr als 50 Hausbewohner zufrieden zu stellen. Als Sitzfläche diente ein massives Brett, aus dem zwei halbwegs runde Löcher herausgeschnitten waren – nicht all zu groß –, so dass auch die Leute mit einem kleineren Ärschlein nicht in die Grube fallen konnten. Poliert war die Sitzfläche natürlich nicht. Man musste sich schon vorsichtig bewegen, wollte man den Doppelsitzer wieder unverletzt verlassen. Damit jedoch eine gewisse Privatsphäre gegeben war, hat man zwischen den beiden Sitzflächen eine Holzwand eingebaut, aus der jedoch schon nach kürzester Zeit die Äste von selbst aus ihrer natürlichen Halterung fielen. Oder ob da vielleicht doch ein bisschen nachgeholfen wurde, um einen besseren Blickkontakt zum Nachbarn zu haben? Eigentlich wäre auch unser Doppelsitzer ein ganz normales Plumpsklo gewesen, hätte es da nicht unsere beiden Waschweiber, die Frau Huber vom Hinterhaus und die Frau Meier vom Vorderhaus gegeben, die sich

beinahe täglich genau mit dem 8-Uhr-Glockenschlag der Michaeli-Kirchenuhr beim Doppelsitzer trafen. Jedoch nicht nur um das, was Ihnen im Bauch herum ging loszuwerden, sondern auch das, was sich in Ihren Köpfen abspielte. Denn nichts und auch niemand wurde von diesen zwei Lästermäulern verschont. Wollten wir diese zwei Waschweiber mal so richtig ärgern, dann mussten wir vor Ihnen den Doppelsitzer besetzen. Denn damals gab es ja weder Fernsehen noch unsere Fürther Superkomödianten Heißmann und Rassau. Wir hatten also nur die beiden Waschweiber, über die wir uns amüsieren konnten.

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s dauerte gar nicht lange, da klopfte auch schon die Frau Huber an die Doppelsitzertür und fragte mit ihrem Fürther Dialekt: „Hockt tou ans drinna?“ „Ja Frau Huber, der Herbert und ich, im Moment haben wir Platz genommen.“ „Achsuu ihr zwaa seits scho witter. Heit seiter aber ball tro! Gell, ihr schickt eich scho aweng, dassi net den ganzen Fräi dou mei Zeit verblemmbern mou!“ Kaum dass wir ja sagen konnten ist auch schon die Frau Meier mit ihrem Bodschamber (Nachttopf) in der Hand über den Hof gelaufen und hat geschrien: Fortsetzung auf Seite 18

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Altstadtverein Fürth

Nr. 54 – 2020/21