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So mußten zwei Totschläger in einem Sühnevertrag zu Weißenstadt im Fichtelgebirge 1504 folgende Bedingungen erfüllen:
- Eine Romfahrt, ... wo sie die bekommen mochten ..., und eine Achfahrt mit ihrem Selbstleib, d.h. zu den Heiligtümern nach Rom konnten sie auf ihre Kosten einen anderen wallfahren lassen, aber nach Aachen mußten sie selbst pilgern. Durch gute Zeugnisse mußten sie nachweisen, daß sie auch dort waren.
- Ein steinernes Kreuz 7 Fuß hoch und 5 Fuß breit setzen lassen (1 Fuß: ca. 30 cm).
- Ein ewiges Gedächtnis bei der Pfarrkirche stiften, damit für die arme Seele des Erschlagenen gebetet würde.
- Für den Leichnam an einem Sonntagabend mit 30 Priestern ein Ehrenbegräbnis anstellen lassen, fünf zehnpfündige Kerzen dabei aufstecken, diese auf das Grab des Erschlagenen tragen und der Witwe übergeben.
- Der Witwe und der ganzen Verwandtschaft des Erschlagenen auf dessen Grablníefällig Abbitte leisten, mit der Bitte, ihnen diese Tat um Gottes Willen zu verzeihen.
- Der Witwe und ihren Kindern 100 Goldgulden bezahlen.
- Alle Unkosten des Begröbnisses, des Leichenschmauses und der Verhandlung bezahlen.
Eine Reihe weiterer Auflagen konnte verhängt werden, so z.B. eine Wallfahrt nach Santiago di Compostela in Spanien, Verbannung auf eine bestimmte Anzahl von Jahren, im Gasthaus, in der Badstube, bei der Kirchweih und anderen öffentlichen Veranstaltungen diese sofort zu verlassen, wenn einer aus der Familie oder Sippe des Getäteten auftauchte. Auch zu Kriegsdiensten gegen die Türken konnte ein Totschläger verpflichtet werden.
An die Stelle der früher in Verträgen geforderten Errichtung eines ursprünglich formlosen Steines (Mjöbro) trat nun unter dem Einfluß des Christentums das Steinkreuz, wie auch die Totenmessen, Gedenktage und Wallfahrten auf die Einwirkung der Kirche zurückzuführen sind, denn Totschlag wurde nun nicht mehr als privatrechtliche Angelegenheit betrachtet, sondern vom kirchlichen Standpunkt aus als Sünde, die kirchliche Bußleistungen zur Folge hatte. Andererseits aber trug die Kirche wesentlich zur Entschärfung der Situation unmittelbar nach einem Totschlag bei, indem sie dem Täter, der bisher nur an bestimmten weltlichen Plätzen, z.B. auf der Freiung der Nürnberger Burg oder in der Stadt Poppenheim, Asyl finden konnte, nun auch Asyl in Kirchen und Friedhöfen gewährte, bis der Fall verhandelt wurde. Gelang es dem Flüchtenden, in die Kirche zu entkommen und dort die dem Tabernakel und Sakramentshäuschen vorgelegten eisernen Verriegelungsstäbe zu berühren, so konnte er zunächst nicht weiter verfolgt werden. Daher sind in einer Reihe von Kirchen, z.B. auch in der St. Jakobskirche in Rothenburg, diese Stangen in der Mitte ovalförmig verbreitert, damit ein Flüchtender seine Handflächen dort auflegen und um Asyl flehen konnte.