Fürths berühmteste Blumenhändlerin Barbara Meier stand mit ihren 78 Jahren immer noch an
ihrem (neuen) Standplatz auf dem Vorplatz der Gaststätte "Schwarzes Kreuz" gegenüber dem
Rathaus. Die Witwe eines Pflasterers war bei der Bevölkerung sehr beliebt. Die "dick Meieri"
unterhielt sich gerne mit ihrer Kundschaft. Neben 17 Kindern, von denen eine Reihe schon
gestorben waren, zählte sie 76 Enkel und 25 Urenkel.
Mittwoch, 22. Juli 1931
Am Bier- und Speisehaus "Bergbräu" in der Königstraße 106 hatten dieser Tage größere
Umbauarbeiten begonnen. Die Brauerei Mailaender hatte zu diesem Zweck schon das
Nebengebäude Nr. 104 erworben. Durch Zusammenlegung des Erdgeschosses sollte eine sehr
große Gaststätte mit Nebenräumen entstehen. 450 Personen konnten später in den Räumen Platz
finden. Mit der Fertigstellung rechnete man in den ersten Monaten des Jahres 1932. Die Gaststätte
war den Fürthern ab den 50-er Jahren lange als "Wienerwald"-Gaststätte bekannt.
Auf der Zeltmission der Methodisten auf dem Schießanger in Fürth lauteten die Vortragsthemen in
dieser Woche: "Gibt es einen Gott?", "Hört Gott Gebete?" und "Wie verträgt sich Gottes
Gerechtigkeit mit der Ungerechtigkeit dieser Welt?"
Donnerstag, 23. Juli 1931
Im Januar 1929 erteilte der Fürther Stadtrat die Konzession für 21 Autodroschken (Taxis).
Aufgrund der schlechten Wirtschaftslage waren sieben ausgeschieden, in jüngerer Zeit noch
weitere vier. Die Standplätze der verbliebenen 10 Taxis wurden jetzt neu verteilt: 4 in der
Friedrichstraße, 3 am Bahnhof, je ein Taxi in der Luisen-, Amalien- und Königstraße.
Die Stadtsparkasse Fürth bat in der NZ die Bevölkerung, im Interesse der Währungsstabilität keine
unnötigen Überweisungen vorzunehmen. Jeder Sparer, der jetzt sein Geld abheben würde, müsse
sich im Klaren sein, dass er durch den Zinsverlust nicht nur sich selbst schädige, sondern durch
die Geldmengenverknappung bei den Banken auch das gesamte Wirtschaftsleben negativ
beeinträchtige.
Mitteilung der Stadt Fürth: In den neun Tagen der offiziellen Besichtigungsmöglichkeit hatten
insgesamt 121.000 Personen das neue Fürther Krankenhaus besichtigt.
Lu-Li: "Panik in Chicago" mit Olga Tschechowa und Hans Rehmann.
Alhambra: "Stürme" mit Lupe Velez und William Boyd.
Freitag, 24. Juli 1931
Die Fürther Garten- und Teichanlage zwischen Frieden- und Erlanger Straße ist heute völlig
zugebaut. 1931 war der "Prater" jedoch ein Freizeitpark wie der Stadtpark, nur kleiner. 1817 war
das Gebiet von dem Fürther Strumpffabrikanten Johann Georg Ochs angelegt worden, weshalb
man es "Ochsengarten" nannte. 1870 erwarb die Brauerei Mailaender das Grundstück und baute
die Gaststätte "Prater". Es folgten eine Unterstandshalle mit Glasfenstern und ein Musikpodium.
Da der Teil unterhalb der ansteigenden Treppenstufen gerne von Juden genutzt wurde,
bezeichneten ihn die Fürther als "Judendümpfel". Auf dem Elsaweiher lagen sechs weiß-grün
gestrichene Kähne, eine Kahnpartie kostete 20 Pfennige. Im Pratergelände um die Gaststätte
herum gab es 2000 Sitzplätze. Zu Aufführungen kamen oft mehr als doppelt so viele Zuschauer.
Die SPD hielt jahrzehntelang ihre jährliche Feier zum 1. Mai im Prater ab.
Samstag, 25. Juli 1931
Um die Häufigkeit der aus früheren Zeiten bekannten "Glasschleiferlunge" festzustellen, wurden
von der städtischen Tuberkulose-Fürsorgestelle 174 Glasschleifer untersucht. 68% der
Untersuchten waren absolut lungengesund. Nur bei 26 Glasschleifern (= 15%) wurde eine leichte
Lungenerkrankung festgestellt. Die Staubteilchen in der Atemluft am Arbeitsplatz erwiesen sich
wider Erwarten als verhältnismäßig gering.
Am Donnerstag waren alle Kranken aus dem bisherigen Krankenhaus an der Schwabacher Straße
in das neue Fürther Krankenhaus auf der Schwand verlegt worden. Der Umzug erfolgte
reibungslos.
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