Im Westen der Stadt auf der Hard entstanden im Bereich der Insterburger Straße bis hin zur Bamberger Bahnlinie rund einhundert Kleinhäuser. Die Siedlungshäuser waren alle unterkellert, vom Grundriss her jedoch klein. Zu jedem Siedlungshaus gehörten 600 qm Gartenland. Ein staatliches Darlehen in Höhe von 375.000 RM diente der Finanzierung. Heute so gut wie ausgestorben: der abendliche Feierabendplausch mit den Nachbarn. Die NZ berichtete angesichts der milden Witterung von gesichteten Kleingruppen vor den Häusern der Stadt. Hier erzählte man sich die werktäglichen Mühen und Sorgen und tratschte mitunter auch über Personen aus der Nachbarschaft. Als Sitzgelegenheit diente unter Umständen ein Schutteimer oder das „Trietschäufala“. Lu-Li: „Der Vetter aus Dingsda“ mit Lien Dyers und Rudolf Platte. Weltspiegel: „Glückspilze“ mit Franz Pfandler und Albert Lieven. Dienstag, 28. Mai 1935 Die Fürther „Boum“ zog es in den Stadtwald zur Maikäferjagd. Zur Ausrüstung gehörte eine Pappschachtel mit Luftlöchern, die als Käfig für die gefangenen Maikäfer diente. Buchen und Birken galten als Eldorado für Maikäferbestände. In der NZ stichelte man gegen den Begriff „herrschaftliche Wohnung“. Er sollte doch bitte schön aus dem Sprachgebrauch der Volksgenossen gestrichen werden. Trotzdem tauchte die Bezeichnung immer wieder mal in Vermietungsanzeigen auf. Der Herr Bezirksarzt hatte gut zu tun: Im Jahr 1934 wurden im Stadtgebiet Fürth folgende Desinfektionen vorgenommen: 174 Wohnungsschlussdesinfektionen, 98 davon mit Formalin, 76 mit Scheuerdesinfektion. Darüber hinaus kam es zu 62 Dampfdesinfektionen und 189 Tierhaardesinfektionen. Stadttheater Fürth: „Pension Schöller“, Posse von Laufs und Jacoby. Mittwoch, 29. Mai 1935 Der Fürther Verein „Jugendhort“, der 1883 zum Wohle der Fürther Jugend gegründet wurde, löste sich auf. Der Vereinsbetrieb war schon am 1. Mai 1935 von der HJ übernommen worden. Das Vereinsvermögen einschließlich des Gebäudes in der Pegnitzstraße fiel an die Stadt Fürth. Der Anteil des Vereins am Glückshafen auf der Fürther Kirchweih fiel an den Johanniszweigverein. Der Fürther Stadtrat beschäftigte sich mit Plänen, das seit vielen Jahren geschlossene ehemalige Kurbad am Espan wieder zu beleben. Messungen, Bodenuntersuchungen und Gutachten sprachen dafür. Am Dienstag unternahmen etwa 1100 Schüler und Schülerinnen der 4. und 5. Klassen aller Fürther Volksschulen eine Fahrt mit einem Sonderzug in die Fränkische Schweiz. Endziel war Behringersmühle. Auch die Wallfahrtskirche in Gößweinstein wurde besichtigt. Im Vordergrund der Bemühungen standen die Bewunderung für die Landschaft sowie die Stärkung des Gemeinschaftsgefühls. Freitag, 31. Mai 1935 Der gestrige Himmelfahrtstag war komplett verregnet. Der größte Teil der Fürther Bevölkerung blieb deshalb zu Hause. Hitler hatte am 11. Februar 1935 ein einziges Mal das Fürther Theater besucht. Einige Tage später ließ Hitler 2000 RM als Geschenk an das Fürther Stadttheater überweisen. Jetzt kam es im Kulturverein zur Verteilung dieser Hitlerspende. Sie kam denjenigen Angestellten des Theaters zugute, die einen kleinen Monatsverdienst hatten. Alle anderen Theaterkräfte bekamen das Bild mit Hitler in der Loge, unterschrieben von Gauleiter Julius Streicher. Lu-Li: „Hundert Tage“ mit Werner Krauß und Gustav Gründgens. Samstag, 1. Juni 1935 Ab dem 1. Juni gelangten auch in Fürth wieder Lose der 5. Reichslotterie für die
Seite:Kuntermann 1935.pdf/32
Aus FürthWiki