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größerer Würde ab sofort im großen Sitzungssaal des Rathauses stattzufinden hätten. Seit dem letzten Freitag wurde wieder für das laufende Winterhilfswerk auf den Straßen Fürths gesammelt. Angehörige von HJ und BDM verkauften mit der Sammelbüchse in der Hand künstliche Kornblumen zugunsten der hungernden und frierenden Volksgenossen. Am vergangenen Wochenende belebte sich der Fürther Fasching. Im Kulturverein feierte die Turnerschaft (Motto: „Ein Ruhetag im Manöver“), in den Theatergaststätten fand ein Kappenabend mit mehreren humorigen Beiträgen statt, im Geismannsaal tanzte die Ortsgruppe Fürth-Süd der NSDAP bis in die frühen Morgenstunden und im Saal des Schwarzen Kreuz hielt der Marineverein seinen Maskenball ab (Motto: „Hein spielt auf dem Schifferklavier“). Weltspiegel: „Die grüne Kugel“ mit Marion Hamolka und Maria Solvey. Mittwoch, 30. Januar 1935 Durch das Winterhilfswerk wurden in Fürth täglich im Wamsersaal in der Hirschenstraße 260 bedürftige Kinder gespeist. Die Fürther NS-Frauenschaft kümmerte sich in der Zeit von 11 bis 13 Uhr um die Kinder. Zur Wiederkehr des Jahrestages der Machtergreifung durch Hitler gab die Gaupropagandaleitung wieder einmal den Aufruf an die Bevölkerung aus: „Fahnen heraus!“ Auch Fürth wurde aufgefordert, sich an der Beflaggung zu beteiligen. Die Fahnen sollten am 30. Januar früh morgens gehisst und mit dem Einbruch der Dunkelheit eingezogen werden. Zentral-Lichtspiele: „Die vertauschte Braut“ mit Anny Ondra. Kristall-Palast: „Petersburger Nächte“ mit Adele Sandrock und Theo Lingen. Stadttheater Fürth: „Philotas“, Schauspiel von Lessing. Donnerstag, 31. Januar 1935 Am Jubiläumstag der Machtübernahme war ganz Fürth in Fahnen getaucht. Auch alle öffentlichen Gebäude waren geschmückt. In den einzelnen Betrieben wurden im Rahmen von Betriebsappellen von den Betriebsführern die Bedeutung des Tages in Ansprachen hervorgehoben. An den Gymnasien wurden nach dem Hochziehen der Hakenkreuzfahnen in den Turnhallen schlichte Feiern abgehalten. Abbau der Arbeitslosigkeit, Befreiung von Liberalismus und Kommunismus, Sozialismus der Tat, Reinheit der Rasse und Rückführung der Saar waren die gängigen Schlagworte in den Ansprachen. Am Schluss der Feiern sollten Arbeitnehmer oder Schüler bewundernd vor der gewaltigen Größe Hitlers stehen. Stadttheater Fürth: „Der fidele Bauer“, Operette von Fall. Freitag, 1. Februar 1935 Studienprofessor Georg Klein unterrichtete seit Jahrzehnten am Humanistischen Gymnasium in Fürth. Kurz vor seiner Entlassung in den Ruhestand widmete die NZ dem in Schülerkreisen so genannten „Master“ eine Würdigung. Der Geehrte war Vorsitzender der „Fürther Rheinpfälzer“. Georg Klein schuf zahlreiche pfälzische Gedichte. Er verband schriftstellerische Begabung mit klarer Menschenpsychologie. Am Montagabend versammelten sich Angehörige des Arbeitsdienstes im Saal des „Grünen Baum“. Die Arbeitsdienstmänner, die ihren Dienst abgeschlossen hatten, gründeten jetzt in Fürth eine „Kameradschaft ausgeschiedener Arbeitsdienstmänner, Ortsgruppe Fürth-Nord“. Symbolisch stand ein Teil von ihnen mit Pickeln und nacktem Oberkörper auf der Bühne. Die Mitglieder der neuen Kameradschaft zahlten keinerlei Beiträge an ihre Organisation. Stadttheater Fürth: „Sonne für Renate“, Lustspiel von Ebermayer. Samstag, 2. Februar 1935 Im großen Sitzungssaal des Fürther Rathauses waren die Stühle für die Brautleute so angeordnet, dass sie bei der Trauungszeremonie direkt vor dem lebensgroßen Hitlerbild saßen.