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006 Es gibt wohl kaum einen Lehrer, der einen Vergleich mit einem ge­ wöhnlichen Maurerpolier - wenn man von der chemischen Zusammensetzung jedes einzelnen absieht - aushält.Einer der grundlegensten Unterschiede ist meiner Meinung nach schon darin zu sehen,daß der Maurer noch wäh­ rend des Glockenschlags seine Kelle hinwirft,während der Lehrer in der Schule das entsprechende Zeichen meist toleranterweise überhört. Die meisten Lehrer sind Autefahrer.Deshalb müßten gerade sie wissen, daß das Überfahren bzw Übersehen eines Stoppzeichens,beispielsweise der Verkehrsampel an einer Kreuzung, meist mit Zusammenstößen mit an­ deren Fahrzeugen verbunden ist.In der Schule ist es ähnlich.Sollte man deshalb in der Schule nicht wie auf den Straßen die Trägheit und die Nervosität des heutigen Menschen berücksichtigen und statt der Klingel,die eine plötzliche Zustandsänderung heraufbeschwören will,in jeder Klasse und auf dem Schuhof eine Art Verkehrsampel mit roten, gelben und grünen Lichtern aufhängen?Rot würde das Unterrichtsende, gelb den Übergang zwischen Unterricht und Pause und grün den Unterricht anzeigen. Wir alle wissen,wie sehr uns dieses schrille Klingeln,das von einer elektrisch betriebenen Glocke herrührt und uns im Laufe eines Alltags 13mal aus dem Schlafe reißt, in unseren Meditationen stört.Kein Tier hält das aus,nicht einmal ein Büffel und erst recht kein Pennäler.über­ steht es ohne schwere Schäden, daß er sage und schreibe 13mal inner­ halb von 6 Schulstunden so brutal aus der Siesta geweckt wird. Aber nicht nur der Gesundheitszustand leidet, nein.Kookie 006 fand noch ein viel erschütternderes Resultat;Im Laufe von 24 Schulstunden erlitt seine Klasse einen totalen Arbeitszeitverlust von 55 Minuten.Das ent­ spricht einer Verkürzung der Schulstunden auf 42 Minuten 42 Sekunden. Auf eine Woche gerechnet ergäbe das... Nein,Kookie 006 bricht hier seine Zahlenveröffentlichung ab, denn sonst macht die Schule ja wirklich keinen Spaß mehr.

G E I S T I G E S Es gibt Leute, für die es geradezu eine Wollust ist,bei einem Hundewetter spazierenzugehen.Wohl kaum jemand wird behaupten, daß eine derartige Lei­ denschaft starkes körperliches Wohlbehagen hervorriefe.Geistige Genüsse verschiedener Art.Die Geschmäcker sind eben verschieden.(ich bin nicht am Gewinn aus dem Regenschirmverkauf beteiligt.) Ein außerordentlicher geistiger Genuß ist für mich das Fahren in öffent­ lichen Verkehrsmitteln,besonders in der Straßenbahn.Aber nicht,weil die neuen Fahrscheine so praktisch sind.Vielmehr habe ich eine Schwäche für Gesichter.Und zwar speziell für interessante Gesichter.Aber das nur neben bei.Es stellt sich nämlich heraus,daß sehr viele Gesichter interessant sind, und zwar weil die meisten so uninteressant sind.Der geneigte Loser wird mich jetzt nicht mehr für voll zurechnungsfähig erklären.Ich geste­ he, daß auch meine mathematischen Gleichungen meist keine sind,aber dies­ mal handle ich in voller-Absicht.Das Interessante an uninteressanten Ge­ sichtern ist für mich die Vorstellung des Geistes,der sich in einem sol­ chen Gesicht ausdrückt. Durch längere Beobachtungen bin ich nun zu dem Schluß gekommen,daß es offenbar modern ist,geistlos zu sein.

I,Ian wird verstehen,daß ich mit

Vorliebe junge Damen ansehe.Dabei habe ich schon ein paarmal das Gesicht aus dem Schaufenster meines Friseurs getroffen. Mit mehr oder weniger

Das Gebot der Stunde lautet also, dem Übel abzuhelfen.Nach jahrelan­ gem Forschen kam Kookie 006 auf die wahren Ursachen:Die Lehrer kommen einfach zu spät und gehen nie ganz so spät wieder heraus. Wer, so stellt nun Kookie 006 die Frage, wer würde sich nicht freuen,wenn die Lehr­ person,fröhlich erregt vom Pausengespräch,ein Liedlein auf den Lippen vor die erwartungsvoll harrende Menge tritt und bei wem regt sich nicht Mitleid,wenn sie vom Dauerlauf erhitzt,der sie vom Lehrerzimmer zu uns führte,erschöpft auf den gefährlich knarrenden Klappstuhl sinkt? Wer aber, so folgert 006, läßt sich schon gerne aus seinen auf den Drei­ Klang a - b - c abgestimmten Redeton reißen,der dahinplätschert wie die traute Quelle im grünen Walde? Wer läßt sich schon in seinem so mühsam konzipierten Gedankenfluß stop­ pen,wenn manches Kapitel man noch rasch wiederholen oder rasch abschlie­ ßen will? Fragen über Fragen! Und gerade hier setzt der umwälzende Vorschlag Kookies ein; Regelt den Verkehr in der Schule mit Ampeln,damit er nicht noch ver­ kehrter werde.Die Vorteile liegen auf der Hand;Sie bringen Farbe in den Unterricht,machen das junge Leben des Schülers harmonischer(grün schläfert ein,gelb warnt vor und rot weckt),sie verschaffen uns peinlich pünktliche Bildung und lassen unsere Lehrer ihr 45 Minuten Leben ge­ nießen,so daß sie noch gelöster und nicht durch Schrillen schrullig werden..! -w

stumpfsinnigem Blick.Mit mehr oder weniger geschmacklos aufgetragenem Make Up.Abgesehen davon,daß Dialekt nicht immer die eleganteste Aus­ drucksform ist.Man hört es im allgemeinen vorn im Wagen,wenn hinten ei­ ne geistige Schrebergartenkolonie einsteigt.Gewiß,es gibt auch Licht­ blicke. Aber dann entfaltet ein Zeitgenosse die Zeitung und dann sieht die ganze Umgebung wieder rot. Geist ist heute nicht mehr gefragt.Sie glauben das nicht? Versuchen Sie es mit dem Kompliment:"Aber Gnädigste, wie sehen Sie heute geist­ reich aus!" - Berichten Sie mir Ihre Erfahrungen.

mz