Silvester-Aufstand

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In der Nacht vom 31. Dezember 1843 auf den 1. Januar 1844 kam es in Fürth zum Silvester-Aufstand der Arbeiter und Gesellen.

Vorgeschichte und Ursachen

Im Zuge der industriellen Revolution wurde die sogenannte "niedere Klasse" aus Gesellen und Arbeitern Anfang der 1840er Jahre quantitativ immer stärker und von der staatlichen Obrigkeit mit Misstrauen beobachtet. Die Diskrepanz zwischen dem überholten Zunftwesen und den neuen Produktionsformen und der veränderten Wirtschaftspolitik ließen einen Personenkreis anwachsen, dem die Obrigkeit keine Teilhabe am Leben der bürgerlichen Gesellschaft zubilligen wollte. Von Anfang an wurden die Gesellen und Arbeiter viel mehr als renitente und zweifelhafte Subjekte kritisch beobachtet.

Konsequent bemühte sich die Regierung einerseits die Ausreise von Gesellen nach Frankreich zu verhindern, aus Angst revolutionäres Gedankengut könne von dort nach Fürth gebracht werden.[1] Andererseits wurde versucht jede Vereinigung oder Gesellschaft der Gesellen zu verhindern. Stets wurden diese als Vereine interpretiert, die man dann imstande war zu verbieten. So wurde im Januar 1837 die Gründung der Privatgesellschaft "Zur Erheiterung" im Café des Gastwirts Kimmel verboten, weil die unverfänglichen Statuten des Vereins in Kombination mit bekannten Vereinsgründern Verdacht erregt hatten.[2] Bereits bei Gründung hätte der Verein 74 Mitglieder vorzuweisen gehabt.

Im September 1843 erließ die Regierung eine Verordnung, dass jede Tanzveranstaltung, die oft mit sogenannten Freinächten verbunden war, nur noch in ganz besonderen Fällen Genehmigung finden sollte.

Silvesternacht 1843

Diese Verordnung sollte auch in der Silvesternacht des Jahreswechsels 1843 auf 1844 durchgesetzt werden. Zudem ließ Bürgermeister Bäumen im Vollzug der Verordnung die Sperrstunde auf 23 Uhr auch für Silvester gelten, mit der Folge der Schließung der Wirtshäuser schon um diese Zeit. Hierauf kam es in der Bevölkerung zu großer Empörung. Eine Menschenmenge veranstaltete nun eine „Katzenmusik“ vor dem Hause des Bürgermeisters in der oberen Königstraße. Dieser hatte jedoch vorsorglich Schutz in der Polizeiwache gesucht, die sich im Michaelisschulhaus befand. Ein "Haufen verruchter Bösewichter", unterstützt durch eine große Zahl von Fabrikarbeitern und Handwerksgesellen, zog daraufhin durch die Straßen zum Kirchenplatz und überwältigte die Sicherheitswachen, stürmte die Amtsräume des Magistrats, schlug Fenster und Türen ein und richtete große Verwüstung an.[3] Erst durch den Einsatz von 30 Landwehrmännern unter Kommando eines Leutnants und zusätzlicher Verstärkung durch Grenadiere und Schützen konnte die Lage beruhigt werden.

Im Bericht der Regierung ist zu lesen, dass sich der bessere Bürgerstand keineswegs gegen den Aufstand stellte, sondern das aufrührerische Treiben mit sichtbarem Behagen genoss. Auch die zusätzlich angeforderte Verstärkung, eine 1 017 Mann und 44 Offiziere starke Landwehr, griff nicht ein - sie war nicht aufzufinden. Bei der Regierung in Ansbach lief der Vorgang unter „Tumult zu Fürth am Sylvesterabend 1843/44“. Ansbach konstatierte nach Prüfung der Vorgänge, die Reputation des Bürgermeisters Bäumen bei der Bevölkerung habe unter diesem Vorfall gelitten.[4]

Folgen

Erbost zeigte sich die Polizeikommission darüber, dass aus der Bevölkerung niemand bereit war gegen die Aufständischen als Zeuge auszusagen. So konnte am 26. September 1844 nur neun "besonders verruchten Burschen" der Prozess gemacht werden. Mit niedrigen Arreststrafen zwischen einem und sechs Monaten kamen auch diese glimpflich davon.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Walter Fischer: "Die Fürther Arbeiterbewegung von ihren Anfängen bis 1870", S. 38 ff.
  2. Fischer, S. 41
  3. Fischer, S. 42
  4. StAN: Regierungsakte, Kammer des Innern, Abgabe 1952 Titel X Nr. 1630; StadtAFÜ, Biografische Sammlung: Franz Joseph von Baeumen (Recherchen von Peter Frank)