Flugplatzbahn
Entstehung
Bereits während der Errichtung der "Fliegerstation" auf der Atzenhofer Heide 1917 wurde das Gelände mit einem Gleisanschluss versehen. Dieser spielte beim Ausbau und Betrieb eine wichtige Rolle. So wurden auf diesem Wege neben allerlei Baumaterial auch die neun Normalflugzeughallen - natürlich in Segmente zerlegt - zur Baustelle gebracht. Der Flugplatz hatte zunächst eine 70 Meter lange, bereits kurze Zeit später jedoch auf 110 Meter verlängerte Laderampe, an der das Material entladen wurde. Später spielte diese Bahnstrecke auch für die Junkers-Werkstätten eine wichtige Rolle, denn diese erhielten vormontierte Flugzeugteile per Bahn zur Endmontage angeliefert.
Nicht zu verwechseln ist diese Bahn aber mit den Schmalspurbahnen auf den beiden Flugplätzen. Diese wurden lediglich zum Materialtransport innerhalb der Anlagen genutzt.
Streckenverlauf
Die Flugplatzbahn zweigte von der Bahnstrecke Nürnberg – Würzburg ein Stück westlich des Haltepunkts Unterfürberg in Richtung Osten ab und schlängelte sich in S-Form bis zur Laderampe in Atzenhof. Heute befindet sich an diesem Anschlusspunkt noch die Abzweigung der Hafenbahn, die allerdings zunächst nach Westen verläuft.
Nach dem Abzweigen von der Hauptstrecke verlief der eingleisige Bahnkörper zunächst parallel zur Insterburger Straße und Zoppoter Straße, ehe er die Breslauer Straße ein Stück nördlich der Stettiner Straße überquerte. Die Hardstraße kreuzend schwenkte er weiter nach Norden und lief parallel zur heutigen Wehlauer Straße. Damit band er auch die Gebäude der Firma Bachmann, von Blumenthal & Co. auf dem späteren Industrieflughafen an.
Im Verlauf der Wehlauer Straße kreuzte die Strecke anschließend die Würzburger Straße und schwenkte dabei bereits wieder nach Westen ein. Der Streckenverlauf ist noch zu erahnen, denn genau dort, wo heute die Firma ATU ihre Werkstätten hat, schwenkte die Flugplatzbahn auf den Ruhsteinweg ein. Dieser ist beinahe in seiner kompletten Länge auf dem alten Bahnkörper errichtet und zeichnet die Trasse daher bis zur Querung der Unterfarrnbacher Straße originalgetreu nach. In diesem Bereich befanden sich zahlreiche Abzweigungen in den Industriekomplex im Bereich zwischen der Würzburger Straße/Hansastraße/Ruhsteinweg sowie der ehemalige Grundig-Bahnhof. Teilweise lassen sich dort auch noch Gleisstücke finden.
Die Trasse der Flugplatzbahn kreuzte - nach Nord-Nordosten drehend - wie gesagt die Unterfarrnbacher Straße und querte schließlich den Farrnbachgrund. Auch in diesem Teil ist die Trasse über weite Strecken mit einem Fußweg überbaut und damit wohl langfristig konserviert. An der Stelle, an der die Mühltalstraße den scharfen Knick von Unterfarrnbach in den Farrnbachgrund macht, befand sich eine Überführung für die Flugplatzbahn, deren Zwischenpfeiler sich auch heute noch erahnen lässt. Anschließend führte sie oberhalb der Mühltalstraße - die Junkersstraße kreuzend - auf das Gelände des Flugplatzes bis hin zur Laderampe.
Auf den Satellitenbildern von Google Earth ist der Streckenverlauf auch heute noch gut zu erkennen.
Sonstiges
Im Jahr 1985 erlebte die Flugplatzbahn eine kurze Renaissance der Dampf-Ära. Im Rahmen der Jubiläumsveranstaltung 150 Jahre Eisenbahn fanden ausgehend vom Fürther Hafen einige Sonderfahrten mit einer schweren Dampflok bis zur Wehlauer Straße statt.
Literatur
Siehe auch
Bilder
OpenStreetMap-Karte mit markiertem Verlauf der Flugplatzbahn
Dillergraben, Unterquerung der Flugplatzbahn
Im Sommer 2015 sind am Klinkerbau des früheren Industrieflughafens noch alte Anschlussgleise an die Flughafenbahn vorhanden.
Hier pfeift schon lange kein Zug mehr, aber noch immer steht das P-Schild an der alten Trasse beim Dillergraben.
Der frühere Gleisanschluss mit Laderampe am Gebäude Würzburger Straße 128 (heute A.T.U Auto-Teile).
Der frühere Grundig-Bahnhof am ehemaligen Werk an der Würzburger Straße. Noch liegen die alten Gleise.
Laderampe der Flugplatzbahn am Klinkerbau (heute Möbelhaus Flamme). Im Hintergrund das Siemenswerk an der Breslauer Straße, das noch in den 1980er Jahren den Gleisanschluss nutzte.
Gleisanschluss in das Grundstück Ecke Habichtstraße/Unterfarrnbacher Straße. Bis 1985 stand auf dem Grundstück noch der hölzerne Güterschuppen, inzwischen eine Wohnanlage. Links der Fuß- und Radweg auf der alten Bahntrasse.
Das Tor für einen ehemaligen Gleisanschluss in ein Gewerbe-Grundstück an der Hansastraße
Hier kreuzte die Flugplatzbahn die Unterfarrnbacher Straße. In der Bildmitte ist noch der frühere Verlauf der Straße vor dem Bau der Hansastraße zu sehen.
Rangierlok mit Sicherungsposten an der Breslauer Straße 1993
Äcker an der Unterfarrnbacher Straße. Im Hintergrund quert das Gleis der Flugplatzbahn, dahinter steht das Wohnhaus Unterfarrnbacher Str. 76 / 78. Die Bussardstraße existiert noch nicht. Aufnahme von 1959
Ein Güterzug quert die Würzburger Straße mit zwei Streckenposten (1950er Jahre)
Gleis der Flugplatzbahn in den 1930er Jahren bei der Zoppoter Straße
Verlauf der Flugplatzbahn, Ausschnitt aus historischem Stadtplan um 1930