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Passfoto von Frida Langer, datiert auf den 4. Januar 1928, heute im Kreisarchiv Heidenheim

Frida Langer (geb. 22. August 1888 in Fürth als Frida Berneis, gest. 3. April 1942 in Giengen an der Brenz) war eine Fürther Schriftstellerin und Schwester des Kunstmalers Benno Berneis.[1]

Leben und Wirken

Frida Langer wurde am 22. August 1888 als Tochter des jüdischen Fabrikbesitzers Albert Berneis (1853 - 1920) und dessen Frau Betty Berneis, geb. Neubauer (1860 - 1934) in Fürth geboren. 1906 zog sie nach Paris, wo sie den verheirateten, österreichischen Kunstmaler Otto Richard Emil (ORE) Langer (1878 - 1920) kennenlernte. 1910 wurde die gemeinsame Tochter Anna Calonne geboren. Nach der Scheidung der Ehe mit der Malerin Maria Schöller (1878 - 1969) konnte ORE Langer Frida Berneis schließlich 1912 in Paris heiraten, die uneheliche Tochter wurde nachträglich legitimiert. 1913 zog die Familie nach Berlin, wo zwei Jahre darauf der Sohn Fritz Paul Langer (1915 - 2006) auf die Welt kam. Vermutlich bereits kurz darauf erfolgte die Scheidung der Ehe mit ORE Langer, der während des Ersten Weltkriegs als Soldat an der Front kämpfte und am 7. Juli 1920 an den Folgen einer schweren Giftgasverletzung in seiner Berliner Wohnung stirbt. Frieda Langer hatte noch während des Krieges am 25. Juli1918 den jüdischen Antiquar Siegfried Sicker in Berlin geheiratet. Im selben Jahr wurde die Tochter Hannelore Victoria (1918 - 1973) geboren.

Doch auch diese Ehe hielt nicht lange und Frida Langer zog nach der Scheidung zu ihrer Mutter nach München, wo diese nach dem Tod ihres Mannes 1920 lebte. Hier lernte Frida Langer den Münchner Künstler Albert Schlopsnies kennen, der als Designer bei Steiff arbeitete. Über Schlopsnies entstand der Kontakt zu Giengen, so dass Frida Langer nach Giengen an der Brenz wechselte, dem Hauptstandort der Steiff Puppenfabrik. In der Spielzeugfabrik Steiff arbeite Langer im Musterzimmer und entwarf Puppen und deren Kleidung. In ihrer Freizeit schrieb sie Gedichte, die zum Teil 2015 veröffentlicht wurden. In Giengen baute sich Langer in der Straße "Am Kreuzstein" 1926/27 ein architektonisch extravagantes Haus am südlichen Stadtrand, das heute noch existiert, in der sie ihre jüngste Tochter Hannelore mit aufzog. 1939 gelang Hannelore Sicker die Flucht über ein Schiff nach England. Die Tochter nahm viele Gedichte und Schriftstücke mit auf die Flucht, so dass diese bis heute noch erhalten sind.[2]

Verfolgung und Tod

Um dem zweiten Transport der Deportation württembergischer Juden ins KZ Izbica/Lublin zu entgehen, beging sie nach dem Scheitern sämtlicher Fluchtpläne am Karfreitag 1942 - vermutlich durch eine Überdosis Tabletten - Selbstmord. Am 1. April 1942, zwei Tage vor ihrem Freitod, verfasste Frida Langer ihr Testament. Das Testament endet mit den Worten: "Die Jagd ist zu Ende."[3]

Letztendlich sind sie immer an fehlendem Geld oder fehlenden Papieren gescheitert“, so die Buchautorin Helga Dombrowsky, die die Briefe Frida Langers an den Bruder eines Ortsgruppenleiters der NSDAP ausgewertet hat. Frida Langer war bereits einige Zeit lang den Repressionen des NS-Regimes ausgesetzt. Aus den noch vorhandenen Briefen geht hervor, dass der damalige Giengener Bürgermeister Christian Ehrlinger 1941 die Stuttgarter Gestapo aufforderte, endlich "Maßnahmen" gegen Langer und ihren Lebensgefährten vorzunehmen. Auch den Entzug ihres Führerscheins konnte sie nicht verhindern. Sie wurde zweimal inhaftiert, weil sie es "versäumt" hatte im Bürgermeisteramt den Namenszusatz "Sara" eintragen zu lassen. Durch die im August 1938 erlassene "Namensänderungsverordnung" wurden alle weiblichen Juden gezwungen den Namenszusatz "Sara" zu tragen, alle männlichen Juden mussten den Namenszusatz "Israel" tragen.[4] Wohl aus Protest oder "Zeichen der Empörung" hat Frida Langer auf dem Passbild ihres Ausweises auf die Brust "SARA" geschrieben.

Literatur

  • Helga Dembrowsky (Hrsg.): Das blaue Notizbuch: Gedichte und Texte von Frida Langer, Kugelberg Verlag, April 2015

Siehe auch

Einzelnachweis

  1. Brigitte Werneburg: All die schönen Dinge. In: TAZ - Tageszeitung vom 24. Juni 2015 online abrufbar
  2. Carolin Wöhrle: Auf den Spuren einer mutigen Frau. In: Heidenheimer Zeitung vom 2. April 2012 online abrufbar
  3. Carolin Wöhrle: Auf den Spuren einer mutigen Frau. In: Heidenheimer Zeitung vom 2. April 2012 online abrufbar
  4. Wikipedia: Namensänderungsverordnung. Online abgerufen am 31. August 2016 | 22:45 Uhr

Bilder