Rudolf Schiestl (geb. 8. August 1878 in Würzburg; gest. 30. November 1931 in Nürnberg) war ein deutscher Maler, Radierer, Grafiker und Glasmaler. Am 19. Juli 1916 heiratete er die Schriftstellerin Margarete zur Bentlage, die damals seine Schülerin an der Kunstgewerbeschule in Nürnberg war. Kurz nach der Heirat musste er allerdings zum Heeresdienst, wo er von Juli bis November 1917 an der Front in Französisch-Lothringen kämpfte.

Leben uns Wirken

Nach der Volksschule kam Schiestl mit 12 Jahren in die Lehre bei seinem Vater. Der Vater, selbst Künstler, war Bildhauer und stammte ursprünglich auch dem Tiroler Zillertal.

1896 wechselte Rudolf Schiestl an die Akademie der Künste in München zu Prof. Hackl. Dabei besuchte er u. a. zwei Semester die Malklasse von Franz von Stuck. Seiner eigenen Meinung nach war diese Akademiezeit nicht sehr fruchtbringend für ihn. Seine Naturstudien und die enge Berührung mit dem Volksleben waren vielmehr für seine spätere Entwicklung richtungsweisend.

Ab dem Sommer 1899 arbeitete Schiestl in Innsbruck an einer Tiroler Glasmalerei. 1900 entstanden – zum Teil in Zusammenarbeit mit seinem Bruder Matthäus – Wandmalereien in der Pfalz, unter anderem in Germersheim, Landau, Kaiserslautern und in der Anna-Kapelle Burrweiler. Um 1900 entwarf er für den Kölner Schokoladeproduzenten Ludwig Stollwerck Stollwerck-Sammelbilder für das Stollwerck-Sammelalbum Nr. 3.

1901 machte sich Schiestl als Künstler selbstständig. Schwerpunkt seiner Arbeit war die Gebrauchsgrafik mit Steinzeichnungen, Illustrationen und Plakaten. Auf seinen drei Reisen nach Italien lernte er die Temperatechnik kennen, die er in der Münchner Pinakothek in den maltechnischen Studien umsetzte und dabei nach eigenen Worten „die mühsam erworbenen akademischen Kenntnisse verwarf“. Die Sommermonate verbrachte er weitgehend in Würzburg. Zwei Bilder aus dieser Zeit erwarb der König von Rumänien.

Die Berufung als Professor an die Kunstgewerbeschule Nürnberg und Lehrer für Grafik erfolgte im Jahr 1910. In der Folge konnte er sich nun intensiv mit der Kunst des Radierens beschäftigen, in der er sich hauptsächlich durch ein Selbststudium weiterbildete. In dieser Zeit entstanden überwiegend fränkische Landschaften, Bauernbilder, religiöse Themen und Gelegenheitsgrafik.

1917 wurde er der Nachfolger von Karl Arnold als künstlerischer Leiter der Liller Kriegszeitung, gefolgt von einer Anstellung als Zeichner für die in Brüssel neu gegründete Armeezeitung Heer und Heimat. Nach Kriegsende wieder in Nürnberg, beschäftigte sich Schiestl intensiv mit glühenden Farben und setzte dies in den Hinterglasbildern (Verkündigung u. a.) um. In den darauf folgenden Jahren tritt neben größere Radierungen vor allem der Holzschnitt (Der Tod von Basel u. a.) in seinen Werken in den Vordergrund. In der Reihe "Der deutsche Spielmann" gestaltete und illustrierte er vier Hefte. Ab 1927 bis zu seinem Tod widmete sich Schiestl hauptsächlich der Malerei.

Am 30. November 1931 starb Schiestl nach längerer Krankheit. Auf dem historischen Nürnberger Johannisfriedhof wurde er unweit des Grabes von Albrecht Dürer beigesetzt.

Schiestl-Sammlung

Eine der größten Sammler von Schiestls Werken war Gustav Schickedanz in Fürth. Zwei Jahre vor seinem Tod übergab Gustav Schickedanz 1975 seine Sammlung den Städtischen Sammlungen, in dessen Besitz die Kunstwerke bis heute noch sind.

Siehe auch

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