Albrecht Fleischmann

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Albrecht Fleischmann (geb. 26. Februar 1364 in Eggolsheim bei Forchheim; gest. 1444 in Nürnberg) gehört zu den Pfarrern, der die beiden unierten Pfarreien St. Sebald in Nürnberg und St. Peter und Paul in Poppenreuth erhalten haben. Er ist der älteste Poppenreuther Pfarrer, von dem die Gemeinde ein Bildnis hat. Unter den Pfarrerbildern in der Pfarrscheue steht es darum an der Portrait-Bilderwand an erster Stelle. Die Amtszeit Fleischmanns dauerte von 1397 bis 1440.

Papst Bonifaz IX. hatte 1402 durch eine Bulle Fleischmann die Incorporation von Poppenreuth und St. Sebald in Nürnberg bestätigt, gleichzeitig aber die Eingliederung von der Marien- und Martinspfarrei in Bamberg wieder aufgehoben - eine Gemeindekombination, die nur durch das mittelalterliche Pfründesystem erklärbar war.

Leben und Wirken

Geboren wurde Albrecht Fleischmann 1364 in Eggolsheim, einem kleinen Ort in der Nähe von Forchheim. Er war Magister und Doktor der geistlichen Rechte. Seine Pfarrstelle in Poppenreuth und St. Sebald (beide incorporiert, siehe oben) trat er 1396 an. Fleischmann bezeichnete sich selbst als den "Lehensherrn" der Pfarrei St. Peter und Paul Poppenreuth [1]

Mit der päpstlichen Bulle von 1402 war aber der jahrelange Streit zwischen Poppenreuth und Nürnberg um den Sitz des Pfarrers zu einem Ende gekommen. Mit diesem Zwist musste sich schon Papst Urban VI. beschäftigen, dessen Bulle „ex debito“ von 1388 auch keine zufrieden stellende Lösung ergeben hatte. „Man soll die Kirche im Dorfe lassen …“ hieß fortan die Poppenreuther Parole im Streit mit der aufstrebenden Reichsstadt Nürnberg. Gut 100 Jahre bis ins Reformationszeitalter hielt dann der Beschluss von Papst Bonifaz IX., ehe St. Peter und Paul und St. Sebald dann endgültig getrennt wurden.

Über Albrecht Fleischmann ist bekannt, dass er 1412 von dem Burggrafen Friedrich einen Garten vor dem Tiergärtner Tor erhalten hatte. Dieser Garten wurde an jeden Nachfolgepfarrer weiter vererbt (siehe auch Georg Peßler).

Albrecht Fleischmann und Jan Hus

Kirchengeschichtlich interessanter ist Fleischmanns Begegnung mit Jan Hus[2] am 20. Oktober 1414. Dabei kam es zu einem theologischen Streitgespräch. Der böhmische Reformator Jan Hus war auf der Durchreise zum Konzil nach Konstanz, wo er im Folgejahr zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt wurde. Wahrend des vierstündigen Disputes scheint Fleischmann zwar eine ähnliche Haltung wie Hus eingenommen zu haben, war aber über den Beifall, den die Bürger Hussens Lehrsätzen gaben ungehalten. [3]

 
A Wandteppich

Albrecht Fleischmann und der Sebalduskult

Dem Heiligenkult um Sebaldus verhalf Albrecht Fleischmann zum Durchbruch. In seiner Zeit wurde eine Sebaldsstatue für die Sebaldskirche in Nürnberg geschaffen und die Sebaldusknochen in einen Silberschrein gebettet, der im Hochchor der Nürnberger Kirche stand. Seitdem trugen jährlich am Sebaldstag Stadtväter und Priesterschaft in einer feierlichen Prozession diesen Sarg um die Kirche. Schließlich gab Fleischmann in einem der städtischen Frauenklöster (vielleicht in der Werkstatt von St. Katharina) um 1420 den Sebaldus-Teppich in Auftrag. Dieser wurde an den Festtagen um das Sebaldsgrab aufgehängt.

Als Inhaber der Pfarrstelle von Poppenreuth war ihm natürlich die Bedeutung des Ortes für Sebaldus bewusst. Darum wurde die Poppenreuther Kirche in der Szene mit dem Ochsenkarren groß abgebildet. Sie ist links, als Wehrkirche mit romanischer Apsis und kleinem Kirchturm zu sehen – übrigens die älteste bildliche Darstellung der Poppenreuther Kirche. Rechts daneben weist der Hahn auf den ursprünglichen Namen (Peterskirche) hin. In der Mitte ist die Kaiserburg in Nürnberg (manche vermuten auch die Sebalduskirche mit den Gaden) zu sehen und rechts eine Kapelle (als Vorgängerbau zur Sebalduskirche) – die Peterskapelle zugehörig zur Peterskirche in Poppenreuth. Eine Replik der Poppenreuther Szene aus dem Sebaldusteppich findet sich heute hinter dem Altar an der Ostwand des Chores in der Poppenreuther Kirche. Der Originalteppich beansprucht im germanischen Nationalmuseum einen eigenen Raum.

Nebenbei bemerkt wurde Sebaldus 1425 dann vom Papst heilig gesprochen, wobei etliche "Handsalben" vonnöten waren.

Albrecht Fleischmann starb am 26. Februar 1444 in Nürnberg und wurde in der Sebalduskirche Nürnberg begraben [4].

Einzelnachweise

  1. Justizrat Frhr. v. Kress in Beiträge zur bayerischen Kirchengeschichte; Bd 12-13; 1906; Seite 259 auch online abrufbar
  2. Jan Hus [1]
  3. Georg Ernst Waldau: Nürnbergisches Zion oder Nachricht von allen Nürnbergischen Kirchen, Kapellen, Klöstern und lateinischen Schulen in und ausser der Stadt, und den daran bediensteten Personen; Nürnberg 1787; online abrufbar
  4. Friedrich Wachter: General-Personal-Schematismus der Erzdiözese Bamberg 1007-1907; Bamberg 1908; Seite 127 online abrufbar


Siehe auch

Bilder