UCS
Die Abkürzung "UCS" steht für die Unabhängige Christlich-Soziale und war eine Fraktion im Fürther Stadtrat.
Entstehung
Die UCS bestand von Mai 1990 bis 30. April 1996 lediglich aus vier ehem. CSU-Stadträten, die nach einem Eklat im Mai 1990 aus der CSU ausgeschlossen wurden. Mitglieder der UCS waren: Willi Wilde, Leonhard Abraham, Brigitte Bloß und Karl Dürschinger - letzter starb während der laufenden Legislaturperiode im Februar 1995.
Der Eklat entstand kurz nach der Kommunalwahl am 18. März 1990, als es um die Wahl des zweiten Bürgermeister-Stellvertreters ging. Die CSU-Fraktion schlug ihren Fraktionsvorsitzenden und OB-Kandidaten Ferdinand Metz für diesen Posten vor - gegen den amtierenden dritten CSU-Bürgermeister Leonhard Abraham - und ohne vorherige Absprache. Bei einer Abstimmung innerhalb der CSU hatte zuvor Metz neun Stimmen, Abraham lediglich vier Stimmen erhalten. Es folgte eine schwelender Konflikt innerhalb der Fraktion/ Partei - ohne zu wissen, wie die Wahl im Stadtrat ausging. In der örtliche Presse wurde als dann fleißig spekuliert, wie es im Stadtrat weiter gehen würden, wenn der noch aktuelle Amtsinhaber Abraham gegen seinen Parteifreund Metz kandidieren würde? Am Ende, war sogar von einem Parteiausschluss Abraham innerhalb der CSU die Rede, da nach Meinung des anderen CSU-Lagers "grundlegende Fragen" berührt seinen.[1]
Wilde, Abraham, Bloß und Dürschinger schlossen sich diesem Vorschlag aber nicht an. Am 3. Mai 1990 war in den Fürther Nachrichten zu lesen: Um 17 Uhr war die Sensation im Fürther Stadtrat perfekt. Willi Wilde, Schulamtsdirektor für den Landkreis Fürth und seit 1966 als Stadtrat für die CSU im kommunlpolitischen Geschäft verlas eine Erklärung, die die Spaltung der Fürther Christsozialen endgültig machte. Zuvor hatte Leonhard Abraham gleich im ersten Wahlgang deutlich mit den Stimmen der SPD-Fraktion die Wahl zum 3. Bürgermeister gegen Ferdinand Metz gewonnen.[2] Die Begründung der vier Stadträte für die fehlende Unterstützung Metzs war eine saubere Personalpolitik, wonach nur "der tüchtigste Bewerber Bürgermeister werden sollte". Es folgte ein politisches Intermezzo, das in Bayern landesweit für Aufsehen sorgte; es endete mit dem Ausschluss der vier "Abtrünnigen" und der Gründung der Fraktion UCS.
Politik der UCS
Während der Legislaturperiode setzten sich die vier Stadträte für unterschiedliche Themen ein. So stand Willi Wilde, der seit 1966 im Stadtrat für die CSU und sogar von 1972 bis 1977 Fraktionsvorsitzender der CSU war, für die Schul- und Finanzpolitik der Stadt Fürth ein. Der Sacker Landwirt Leonhard Abraham - auch Loni genannt - war ein leidenschaftlicher Kämpfer für das Knoblauchsland, auch wenn ihm nachgesagt wurde, dass er kein Mann der großen Worte war. Brigitte Bloß widmete sich dem sozialen Bereich samt Kindergärten und dem Klinikum, während Karl Dürschinger Experte in Sachen Verwaltungs- und Baufragen war und scherzhaft als heimlicher "Bürgermeister Burgfarrnbachs" tituliert wurde.
Auflösung
Im Oktober 1995 diskutierten die vier Stadträte über einen evtl. Weiterbestand der UCS. Insbesondere Brigitte Bloß "liebäugelte" mit der Gründung der STATT-Partei, die zu dem Zeitpunkt im Hamburger Senat große Erfolge feierte. Die Beamtin im Dienste der bay. Polizei entschied sich allerdings für eine höher dotierte Stelle in Bamberg, so dass ihre Tätigkeit im Fürther Stadtrat ebenfalls mit Ende der Legislaturperiode abschloss. Für Wilde und Abraham kam eine erneute Kandidatur nicht in Frage, da beide schon über 70 Jahre alt waren und nach fast 30-jähriger Tätigkeit im Kommunalparlament keine weitere Kandidatur mehr in Betracht zogen. Zur Kommunalwahl am 10. März 1996 trat die UCS nicht an - somit dürfte die UCS eine der wenigen Fraktionen im Fürther Stadtrat gewesen sein, die eigentlich nie zur Wahl standen, da sie weder 1990 gewählt werden konnte noch 1996 zur Wiederwahl antrat.
Lokalberichterstattung
- fn: Willi Wilde gestorben. In: Fürther Nachrichten vom 22. Februar 2011
- Wolfgang Stöckel: Die UCS-Fraktion tritt nicht mehr an. In: Fürther Nachrichten vom 28./29. Oktober 1995
- noa: Gerangel um einen Posten - Die CSU bestimmt Metz zum Kandidaten für den 3. Bürgermeister. In: Fürther Nachrichten vom 25. April 1990, S. 41
Siehe auch
Einzelnachweise
Bilder
Willi Wilde 1984 in einem Kommunalwahlprogramm der CSU