Johann Christoph Schreiber (geb. 16. Juni 1783, gest. 27. April 1859) war Unternehmer, hochverdienter Fürther Bürger und Träger des Civil-Verdienstordens der bayerischen Krone.


Leben

Johann Christoph Schreiber wird im zweiten Fürther Adressbuch von 1819 als „Gürtlermeister und Knopffabrikant“[1] sowie als „Bronzefabrikant“ aufgeführt. Gürtler wurden den Feinschmieden zugerechnet. Ein Schwerpunkt des Handwerks war die kunstvolle Verzierung von Gürtelschnallen und Gürtelbeschlägen sowie die Herstellung von Knöpfen und etwa Mantelschließen. Schreiber war ein Mann „mit Vermögen“. Mit seiner Frau Katharina Barbara Schreiber, einer geb. Hüttner, bewohnte er das Haus Nr. 275 in der alten Nürnberger Straße (ab 1827 Königstraße Nr. 393). Die Adresse hat nichts mit der heutigen Königstraße 114 zu tun, da das Anwesen Schreibers 1901 im Zuge des Theaterneubaus abgerissen wurde. Seine Frau brachte sieben Kinder zur Welt. Namentlich bekannt sind die beiden Söhne Peter Konrad Schreiber und Johann Friedrich Schreiber, der ebenfalls gelernter Gürtler war. Seinem Sohn Peter Konrad ermöglichte der Vater ein mehrjähriges Studium der Landschaftsmalerei in Berlin, München und Rom.[2] 1854 tat sich der Vater wohl aus Altersgründen mit Sohn Johann Friedrich zusammen und gründete die Firma "J.C. Schreiber & Sohn". Die Firma hatte ihren Sitz, wohl seit Veräußerung des Anwesens Königstraße 393 um 1840, in der Blumenstraße 9. Das Unternehmen beschäftigte in jenen 70er Jahren 45 Arbeitskräfte. Inzwischen inserierte man hauptsächlich als Hersteller von Zinnfiguren, Fingerringen und Uniformknöpfen. Die Familienüberlieferung berichtet, dass sich Johann Christoph Schreiber noch bis zuletzt mit der Firma eng verbunden fühlte und zur Mittagszeit aus Nürnberg, wo er die letzten Jahre gelebt haben soll, zu Fuß nach Fürth kam, um für seine Angestellten das Fleisch in der Betriebsküche zu teilen und zu verteilen. Er hieß daher bei seinen Leuten „der Fleischteiler“. Am 28. März 1873 erlischt die Firma laut Gesellschaftsregister des Amtsgerichts Fürth.

In die Geschichtsbücher der Stadt ging Johann Christoph Schreiber vor allem als "Menschenfreund“.[3] ein. Neben seinem Geschäft widmete er sich nämlich viele Jahre lang gemeindlichen Angelegenheiten. Er war sozusagen ein Mann der ersten Stunde, war doch Fürth 1818 zu einer „Stadt Erster Klasse“ erhoben worden. Das geltende Stadtrecht sah eigene Bürgermeister, eigene Stadtverwaltung, Magistrat und Gemeindekollegium vor. Bereits ab 1819 war Johann Christoph Schreiber nach den zugänglichen Unterlagen für viele Jahre Gemeindebevollmächtigter und Armenpflegschaftsrat. Gerade in letztgenannter Funktion tat er viel für die Armen der Stadt. 1827 wurde er zudem (erstmals?) gewählter Magistratsrat. Allein Gemeindebevollmächtigter war Johann Christoph Schreiber von 1819 bis mindestens 1846.


Auszeichnungen

 
Straßenschild Schreiberstraße

„Am 15. April 1853 erhielt der Gürtlermeister Johann Conrad Schreiber, Magistratsrath, wegen seiner langjährigen Thätigkeit (von 1817-1851) in der Gemeinde die goldene Medaille des Civilverdienstordens der bayerischen Krone. Schreiber hatte sich unter Anderen durch die Herstellung der Schreibersanlage am Dambacher Weg besonders verdient gemacht.“ So die sog. "Fronmüllerchronik" von 1887.[4] Das Foto zeigt Schreiber mit dem verliehenen Orden. Das Aufnahmedatum könnte daher möglicherweise sogar der 15.4.1853 gewesen sein. Der Orden war eine Auszeichnung, die bis dahin damals nur noch der erste Bürgermeister der Stadt Fürth, Franz Joseph von Bäumen[5], erhalten hat.

Mit der erwähnten „Schreibersanlage“ hat es folgende Bewandtnis: Schreiber hat auf seine Kosten – offenbar schon lange vor 1853, dem Jahr der Ordensverleihung - einen viel begangenen Weg mit schattenspendenden Bäumen bepflanzen lassen. Er führte von der Schwabacher Straße zum Dambacher Weg (heute Dambacher Straße). Im Volksmund wurde dieser Weg nur „Schreibersweg“ genannt. Der „Schreibersweg“ war wohl auch deshalb so beliebt, weil er ein Verbindungsstück war, das weiter in die Rednitzauen führte. Ende 1881 wurde der Weg von der Stadt aufgelassen, da zwischenzeitlich das gesamte Areal, durch das der „Schreibersweg“ führte, von Brauereibesitzer Johann Martin Humbser aufgekauft worden war.

Die Bürgerschaft war über diese Auflassung so erbost, dass die Stadt als Ersatz die damals weiter südlich liegende Holzstraße zwischen Amalienstraße und Fichtenstraße zu beiden Seiten mit Ulmen bepflanzen ließ. 1902 beschloss die Stadt außerdem, die so hergerichtete Holzstraße in Schreiberstraße umzubenennen: „zum Gedächtnis des Gürtlermeisters und Magistratsrats Johann Christoph Schreiber, welcher am Dambacherweg die sogenannte Schreibersanlage herstellte und nach welchem lange Zeit der sogenannte Schreibersweg bereits benannt gewesen ist“.[6] Die Schreiberstraße erinnert noch heute an Johann Christoph Schreiber.[7]

Namensvetter

Im "Fürther Anzeiger" vom 3. Juli 1798 steht, dass ein "Johann Christoph Schreiber, 69 Jahre, Gürtler" verstorben ist und begraben wurde. Die Namensgleichheit und der gleiche Beruf lassen die Vermutung aufkommen, dass es sich um den Vater gehandelt hat.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Fürther Adressbuch von 1819, S. 17. sowie S. 43 und S. 45. In Onlinefassung siehe https://books.google.de/books?id=EsdAAAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false
  2. Im Einzelnen auch zu Johann Christoph Schreiber Hinweise bei: Wolfgang Vorwerk: Peter Conrad Schreiber, ein Fürther Landschaftsmaler des 19. Jahrhunderts. In: Fürther Geschichtsblätter, 4/2015, S. 99 – 122 und 1/2016, S. 3 – 29
  3. Adolf Schwammberger, Fürth von A bis Z (Buch). Ein Geschichtslexikon. Selbstverlag der Stadt Fürth. 1967, S. 330
  4. Georg Tobias Christoph II. Fronmüller, Chronik der Stadt Fürth (Buch). 2. Ausgabe, Fürth, 1887. S. 296
  5. G.D.R.: Ein alter Fürther Bürger. Nordbayerische Zeitung vom 20. März 1936.Nummer 68
  6. Zur Begründung siehe den Antrag vom 27. 6. 1902, der am 21. 7. 1902 genehmigt wurde (Stadtarchiv Fürth, AGr. 6/ 199)
  7. G.D.R.: Ein alter Fürther Bürger. Nordbayerische Zeitung vom 20. März 1936. Nummer 68