Der Poppenreuther Vergnügungsverein Kreuzbauern entstand 1888. Ihm schlossen sich hauptsächlich die Bauern und Grundbesitzer aus Poppenreuth an. Mittels der Ballotage wurde die Aufnahme in den Vergnügungsverein organisiert und damit lange Zeit unerwünschte Mitglieder fern gehalten. So war es nur folgerichtig, dass 1911 mit dem Edelweiß ein weiterer Vergnügungsverein entstand, der für alle bei den Kreuzbauern nicht Aufgenommenen offenstand. Seit dieser Zeit gab es in Poppenreuth auch zwei Kirchweihbäume.[1] Das Stammlokal der Kreuzbauern war das Rote Roß, später die Krone. Darum wurde der "Kreuzbauern-Kirchweihbaum" vor dem Roten Roß bzw. vor der Krone aufgestellt.

Kreuzbauern stellen Kirchweihbaum vor Gasthof Krone auf

Geschichte der Kreuzbauern

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es in Fürth etliche Vereinsgründungen [2]. Unter dem Titel "Kreuzbauern" gab es allein in Fürth 4 Exemplare.

  • 1863 Kreuz-Bauern-Verein
  • 1872 Hummel-Bauern = 1873 Schwarzkreuzbauern
  • 1875 Weißkreuzbauern-Verein
  • 1881 Weißkreuzbauern - die Alten

Auf dem Land gab es Kreuzbauernvereine in

  • 1873 Bruck, Kreuzbauern-Verein
  • 1883 Frauenaurach, Kreuzbauern-Verein
  • 1884 Burgfarrnbach, Rot-Kreuzbauern-Verein
  • 1888 Kraftshof, Kreuzbauern-Verein
  • 1889 Ronhof-Kronach, Verein Kreuzbauern
  • 1890 Eltersdorf, Kreuzbauern-Verein

Im Jahr 2019 existiert allein noch der im Dreikaiserjahr 1888 gegründete Poppenreuther Kreuzbauernverein. Laut Statuten gilt als Vereinszweck gesellige und belehrende Unterhaltung.

Namensherkunft

 
Wappen der Kreuzbauern

Eine schlüssige Erklärung für die Namensherkunft gibt es nicht. In Schwabach beruft sich die „Kreuzbauern-Gemeinde“ von 1861 (seit 1904 „Weißkreuzbauern“) auf den Bauernkrieg des Jahres 1525. In Poppenreuth hat man eher an das „Steinkreuz“ beim „Kreuzsteinweg“ gedacht, wo die allerdings längst widerlegte Sage, dass angeblich 1525 zusammen mit dem Eltersdorfer Pfarrer Georg Vogel 13 aufständische Bauern hingerichtet worden sein sollen.
Rätselhaft sind ebenso die „Bauern“ im Namen, denn die ersten Vereine dieser Benennung gab es gerade nicht auf den Dörfern, sondern nachweislich in den Städten. Naheliegend könnte darum das Kartenspiel sein. Im deutschen Kartenspiel lauten die Farben „Eichel – Grün – Rot – Schelln“. Höchste Trümpfe sind die „Bauern“ genannten Ober, von ihnen wiederum der als „der Alte“ bezeichnete Eichel-Ober.
Im französischen Blatt heißen die Farben „Kreuz – Pik – Herz – Karo“. Höchster Trumpf ist die „Kreuz-Dame“. Es wäre möglich, dass beim Spielen deutsche und französische Bezeichnungen miteinander kombiniert wurden und für den höchsten Trumpf damals der Name „Kreuz-Bauer“ gebräuchlich war. Einiges spricht dafür, dass der Vereinsname „Kreuzbauern“ so zu erklären ist. Auf die Nähe zum Kartenspiel lässt der Zuname „Die Alten“ ausgerechnet beim jüngsten der Fürther Vereine (von 1881) schließen.

Zum 25-jährigen Jubiläum von 1913 wurde ein „Vereinszeichen“ entworfen. Der kleine Wappenschild ist emailliert, nach den Fürther Stadtfarben in Weiß und Grün schräg geteilt und zeigt zwei über „Kreuz“ sich fassende Hände wohl von „Bauern“, dazu die Inschrift: „Kreuzbauern Fürth-Poppenreuth“. Damit hatte sich also die gutgemeinte aber vordergründige Deutung des Vereinsnamens durchgesetzt.


Die Ballotage

 
Die Ballotage der Kreuzbauern

Nach der Satzung der Kreuzbauern kann jeder aufgenommen werden, "welcher einen unbescholtenen Lebenswandel führt, das 17. Lebensjahr überschritten und sich einer Ballotage unterworfen hat". [3] Die Ballotage ist eine besondere Form des Aufnahmeverfahrens. Jeder interessierte Neuzugang braucht einen Fürsprecher in der Versammlung, der das evtl. neue Mitglied vorstellt und für ihn gutsagt. Danach muss die aufnahmebegehrende Person den Raum verlassen und die Vereinsmitglieder stimmen über den Antrag ab. Dazu gibt es schwarze (bei Ablehnung) bzw. weiße (bei Zustimmung) Kugeln, die über einen Trichter in ein Abstimmungskästchen eingelegt werden. Mit dieser Methode ist die Anonymität gewährleistet. [4]

Dieses Abstimmungsverfahren mag zwar durch französischen Einfluss ins Vereinsleben gekommen sein, dürfte seinen Ursprung aber bereits in der Antike haben. Der Ostrakismus (gr. ὀστρακισμός), ein Gerichtsentscheid am Areopag in Athen, kann als Prototyp des Abstimmungsverfahrens gelten. [5]

Siehe auch

Einzelnachweis

  1. Barbara Ohm: Poppenreuth - Geschichte eines Dorfes, S. 132
  2. Bernd Windsheimer: Geschichte der Stadt Fürth, Seite 102: "Mit einer Vielzahl von Geselligkeits- und "Fressvereinen" besaß Fürth zudem, bezogen auf die Bevölkerung, die meisten Vereine einer deutschen Stadt."
  3. § 3 der Statuten der Gesellschaft der "Kreuzbauern" in Poppenreuth
  4. Für Poppenreuth mündlich überliefert durch Kurt Georg Strattner und schriftlich durch Barbara Ohm: Poppenreuth - Geschichte eines Dorfes, S. 132
  5. siehe auch J. Meyer: Das große Conversations-Lexicon für die gebildeten Stände, IV. Band, 1844; Seite 277 - online.
    Mythologisch überhöht ist dann das weitere Prozedere im Scherbengericht für die Situation des Stimmengleichstandes. Befinden sich in der Abstimmungsamphore gleich viele schwarze und weiße Steine, kommt die Göttin Athene auf den Areopag und wirft einen weißen Stein hinein. Daraus entwickelte sich der Rechtsgrundsatz "Im Zweifel für den Angeklagten".

Weblinks

Bilder