Der südwestlich des U-Bahnhofs Stadtgrenze gelegene Lokschuppen wurde 1860 erbaut und ist seit dem Abriss des ältesten Bahnwärterhäuschens Deutschlands das älteste Baudenkmal der Fürther Eisenbahngeschichte.

Lokschuppen, Ostseite 2005

Zweck und spätere Erweiterungen

Der Lokschuppen diente als Standplatz für Rangierlokomotiven der Staatseisenbahn, die zunächst den Austausch von Waggons der Ludwig-Süd-Nord-Bahn und der Ludwigseisenbahn gewährleisteten, vor allem da die Ludwig-Süd-Nord-Bahn erst 1876 über Fürth verlief.

Am 25. August 1844, dem Namenstag des Königs, eröffnete die Teilstrecke Nürnberg-Bamberg der Ludwig-Süd-Nord-Bahn, ein Jahr nachdem das entsprechende Teilstück des Ludwigskanals in Betrieb gegangen war.

Mit der Ludwigsbahn-Gesellschaft wurde eine Kreuzung auf der Höhe der Ortschaft Doos vereinbart. Entsprechend den Bestimmungen des königlichen Privilegiums musste die Ludwigsbahn-Gesellschaft einen Anschluss schaffen, er entstand in Form einer „Ausweiche“. Die Betriebseröffnung der „Fürther Kreuzung“ fand am 15. Oktober 1844 statt. So konnten Güterwagen über das Verbindungsgleis direkt zwischen Staatsbahn und Ludwigsbahn überführt werden.

Auch für den Personenverkehr entwickelte sich die Fürther Kreuzung zeitweilig zu einem Schwerpunkt. Ab 1845 – der genaue Zeitpunkt ist nicht mehr festzustellen – konnten Fahrgäste an der Fürther Kreuzung umsteigen. Vielleicht entstand schon zu dieser Zeit der historische Lokschuppen am heutigen U-Bahn-Haltpunkt „Stadtgrenze“: Für die Staatsbahnloks wurde ein zweiständiger (bzw. 2x2 hintereinander, also vierständiger) Lokschuppen nahe der heutigen U-Bahnstation Stadtgrenze errichtet. Wahrscheinlich entstand er jedoch um 1860 im Rahmen des Anschlusses an die Ludwigs-West-Bahn. Die gesamte Strecke der Ludwig-Süd-Nord-Bahn von Hof bis Lindau mit einer Länge von 566 Kilometern war am 1. März 1854 fertiggestellt worden, im Ministerium dachte man über eine Abkürzung der Strecke Augsburg-Frankfurt nach. Aus Fürth kam ein entsprechendes Gesuch auf eine Direktverbindung Würzburg-Fürth, die Abgeordnetenkammer entschied sich im August 1861 mehrheitlich für den Bau. Schon im Oktober 1862 war der Abschnitt Nürnberg-Fürth fertiggestellt, an dem heute der Lokschuppen liegt – vermutlich der älteste Lokschuppen Deutschlands.

1911 wurde an den ca. 200m² großen Lokschuppen ein Nebengebäude (evtl. Feldschmiede) und ein Wohnhaus angebaut.

Verfall und Sanierung

 
Lokschuppen, Südseite 2005

Der Lokschuppen befindet sich mittlerweile in stark verfallenem Zustand. Die Immobiliengesellschaft Aurelis der Deutschen Bahn AG weigerte sich bislang trotz juristischer Auflagen eine nötige Sanierung vorzunehmen. Erst im März 2006 erklärte sie sich dazu bereit, das Baudenkmal vom 11000m² großen Gelände zu trennen und somit möglichen Investoren den Weg für eine Sanierung zu erleichtern.

Literatur

Lokalpresse

  • Lokschuppen bleibt. In: Fürther Nachrichten vom 21. April 2006 - FN
  • Notdach statt Abriss. In: Nürnberger Nachrichten vom 21. April 2006 - NN
  • Denkmalpflege zweiter Klasse ?. In: Fürther Nachrichten vom 22. August 2006 - FN
  • Wieder Hoffnung für Lokschuppen. In: Fürther Nachrichten vom 22. März 2007 - FN
  • Neue Rettungsaktion für alten Lokschuppen. In: Fürther Nachrichten vom 11. März 2008 - FN
  • Ein Rettungsversuch. In: Fürther Nachrichten vom 18. August 2009 - FN
  • Lobby für alten Lokschuppen. In: Fürther Nachrichten vom 27. Oktober 2009 - FN
  • Neue Initiative für den alten Lokschuppen. In: Fürther Nachrichten vom 10. Dezember 2009 - FN
  • Alexander Mayer: Führung zur Fürther Verkehrsgeschichte. In: Rundbrief des Stadtheimatpflegers Nr. 66 vom 10. September 2010, S. 1 - im Netz
  • Einzigartiges Bahndenkmal verfällt. In: Fürther Nachrichten vom 12. März 2011 - FN
  • Alexander Mayer: Lokschuppen verfällt weiter. In: Rundbrief des Stadtheimatpflegers Nr. 67 vom 27. Februar 2011, S. 6 - im Netz
  • Neuer Anlauf zum Rettungsversuch. In: Fürther Nachrichten vom 26. August 2011 - FN

Siehe auch