Wilhelm Karl Julius Gran, genannt Wilhelm bzw. Willy Gran, (geb. 21. Oktober 1871 in Fürth[1]; gest. ) war ein Fürther Baumeister, Bautechniker und Bauführer.[2]

Leben

Wilhelm Gran ist der Sohn von Leonhard Gran und seiner Frau Maria Elisabetha, geborene Sörgel. Er erlernte das Zimmererhandwerk beim Fürther Meister Kanzler (Ludwigstraße 24), bei dem er auch zeitweise (10.08.1889 - 03.10.1889, 09.04.1890 - 23.08.1890, 29.06.1892 - 23.07.1892) in Arbeit stand. Über seine weitere zivile Ausbildung weiß man nichts. Danach hielt er sich – nur von einem kurzem Fürther Aufenthalt unterbrochen – in Nürnberg auf.

Am 1. Oktober 1890 trat er seinen Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger beim kgl. bayer. 4. Feldartillerie-Regiment an. Dort beförderte man ihn am 1. April 1891 zum Gefreiten und bei Dienstende am 1. Oktober 1891 zum Unteroffizier. Danach nahm er zeitweise an Übungen des 4. Feldartillerie-Regiments teil, so als Unteroffizier vom 30. April bis 24. Juni 1892 und als Vizewachtmeister vom 31. Juli bis 24. September 1892; bei der letzteren weilte er wohl auch in Neustrelitz/Mecklenburg. Später wurde Gran, am 25. Juni 1895, zum Leutnant der Reserve befördert (Patent-Nr. 7.1896) und weiter zu Übungen herangezogen, so 1896 zu einem Schießlehrkurs im Lager Lechfeld, im folgenden Jahr mit dem 6. Feldartillerie-Regiment beim Kaisermanöver und 1898, eingesetzt als Bataillonsadjutant, beim 14. Infanterie-Regiment. Zum 10. November 1901 wurde Gran außer Dienst (a. D.) gestellt.[3]

Am 20. Oktober 1897 erschien er bei der Stadtverwaltung, um ein Verehelichungszeugnis ausgestellt zu bekommen. Als Wohnadresse gab er Zufuhrstraße 12 in Nürnberg an, als Stand Baumeister; an Dokumenten übergab er für sich das Geburtszeugnis und ein Patent über die Beförderung zum „Second Lieutenant“[4] der Reserve. Seine Braut war Elisabeth Herrmann (geb. 30. Mai 1878 in Mainz), Tochter der geschiedenen Kaufmannseheleute Benedikt Herrmann und Pauline Jenny, geborene Ullmann. Sie war jüdischen Glaubens und wohnte mit ihrer Mutter Jenny im Hause Ullmann (Spielwarenexportfirma Ullmann & Engelmann) in der Friedrichstraße 15. Für seine Verlobte legte er das Geburtszeugnis, die Einwilligungserklärung ihres Vaters und das Familienstandszeugnis vor. Daraufhin erfolgte die 10-tägige öffentliche Bekanntmachung der beabsichtigten Eheschließung sowohl in Fürth als auch in Nürnberg. Einsprüche wurden nicht eingelegt, sodass man Wilhelm Gran am 20. November 1897 das Verehelichungszeugnis gegen eine Gebühr von 80 Mark aushändigte, seine Zeugnisse erhielt er zurück, zugleich nahm man ihm den Staatsbürgereid ab. Die Hochzeit wurde am 23. November 1897 gefeiert. Das Ehepaar lebte dann in Nürnberg und bald kam ein Sohn zu Welt, Leo Rudolf Gran (geb. 1. Juli 1899 in Nürnberg).

Der Stadtmagistrat zog im April 1901 zur Berichtigung des Heimatregisters - nachdem der Baumeister Wilhelm Gran sich „schon vor Jahren nach Nürnberg abgemeldet” hatte - beim Magistrat Nürnberg Erkundigungen ein. Dieser teilte mit, dass Gran einschließlich des Jahres 1900 keine Steuerrückstände hinterlassen hat, sein Aufenthalt aber seit dem 23. März unbekannt ist. Da erhielt der Stadtmagistrat über die kgl. Regierung von Mittelfranken die Nachricht vom 3. Juli, dass dem Baumeister Wilhelm Gran aus Fürth am 30. Mai 1901 in Wien von der bayerischen Gesandtschaft ein Reisepass für Russland (gültig für 1 Jahr) ausgestellt wurde. Über die Hintergründe ist nichts bekannt. Fest steht aber, dass die Ehe mit Elisabeth durch Urteil des kgl. Landgerichts Nürnberg vom 26. November 1901 (rechtskräftig seit 4. Januar 1902) geschieden wurde.

Seine geschiedene Frau, inzwischen protestantisch geworden, blieb anfänglich in Nürnberg; im Jahr 1904 wohnte sie in der Solgerstraße 12, 1906 war sie zeitweise in München. Später, im August 1910, wandte sie sich von Pressburg/Ungarn aus an die Fürther Stadtverwaltung und bat um Ausstellung eines Heimatscheins. Bald darauf, im November 1910, schrieb sie von Wien mit Adresse Dreihufeisengasse 11/I (6. Bez.) an den Stadtmagistrat und bat um Bewilligung einer neuen Eheschließung, die ihr nach üblicher Abfrage des Strafregisters – hier bei der Staatsanwaltschaft beim Landgericht Mainz – mit Schreiben vom 28. November 1910 erteilt wurde. Wie die Nachforschungen des Fürther Einwohnermeldeamts beim magistratischen Bezirksamt für den VI. Bezirk der Stadt Wien ergaben, verheiratete sich Elisabeth Gran im Jan. oder Febr. 1911 in Wien mit dem böhmischen Adligen Baron Czeike von Badenfeld. Nach den Aufzeichnungen des Einwohnermeldeamts lebte sie später als „verwitwete Cejkova (Čejková)[5] in Prag, beigef.[6] 03.12.31“.[7] Ihr Sohn Leo Rudolf Gran lebte beim seinem Vater in Fürth. Dieser zog am 24. Mai 1917 in den I. Weltkrieg, seine Militärentlassung erhielt er am 11. April 1919. Aus unbekannten Gründen erschoss sich Rudolf Gran am 28. Februar 1922 im Nürnberger Hotel „Kaiserhof“.[8]

Seit 1. November 1903 wohnte Wilhelm Gran wieder in Fürth, im Haus seiner Mutter in der Königswarterstraße. Er stellte, nunmehr mit der Standesangabe Bauführer, am 2. Oktober 1905 beim Stadtmagistrat den Antrag auf gebührenfreie Verleihung des Bürgerrechts. Im Zuge der Bearbeitung stellte das „Umlagen-Bureau“ fest, dass er aktuell noch einen Umlagenrückstand von 22,95 Mark zu tilgen hatte, das Sekretariat der Armenpflege meldete keinen Eintrag. Der Amtsanwalt des kgl. Amtsgerichts zu Fürth-Stadt berichtete ausweislich des Strafregisters über zwei Verurteilungen: durch das Amtsgericht Vohenstrauß vom 30. September 1895 wegen Unfugs zu 3 Mark (ersatzweise 1 Tag Haft) und durch das Schiedsgericht Nürnberg vom 18. Februar 1898 wegen Übertretung baupolizeilicher Vorschriften zu 5 Mark (ersatzweise 1 Tag Haft). Der Stadtmagistrat beschloss am 19. Oktober, ihm „das Bürgerrecht in hiesiger Stadt“ zu verleihen, am 10. November 1905 quittierte Wilhelm Gran den Empfang der Bürgerurkunde.

Wilhelm Gran verheiratete sich wieder. Am 7. Oktober 1907 stellte er bei der Stadtverwaltung ein Gesuch um Ausfertigung eines Verehelichungszeugnisses. Er übergab sein Geburtszeugnis und das Scheidungsurteil der ersten Ehe. Seine Verlobte Paulina Fanny von Alberti (geb. 19. April 1876 in Romanshorn/Schweiz), Tochter des verstorbenen Kaufmanns August von Alberti und seiner Witwe Elisa, geb. Prechtel – und Enkelin des hochangesehenen Geologen Friedrich von Alberti[9] –, war württembergische Staatsbürgerin und zusammen mit ihrem Bruder Eduard im Hotel National tätig – er war Hoteldirektor und sie Direktrice. Für sie reichte Gran neben dem Geburtszeugnis den Staatsangehörigenausweis und ein Zeugnis über den ledigen Stand ein. Wie üblich wurden die Strafregister abgefragt, im Fall der Paulina Fanny von Alberti wurde das Reichsjustizamt in Berlin bemüht, aber ausweislich des Registers war sie nicht verurteilt. Dagegen hatte der Amtsanwalt Fürth-Stadt für Gran noch eine dritte Verurteilung zu melden: Das Amtsgericht Rothenburg o. d. T. verhängte am 29. Juli 1907 wegen Übertretung in Bezug auf Motorfahrzeuge eine Strafe zu 20 Mark (ersatzweise 8 Tage Haft). Der Stadtmagistrat beschloss am 24. Oktober, das Verehelichungszeugnis gegen eine Gebühr von 10 Mark auszustellen; vier Tage später bescheinigte Wilhelm Gran den Empfang dieses Zeugnisses sowie aller zuvor von ihm eingereichten Dokumente. Die Heirat fand am 14. November 1907 statt.

Aus der Ehe ging eine Tochter hervor, Luise Hertha Gran (geb. 3. September 1908 in Fürth). Paulina Gran wurde im Januar 1917 für „Heimatverdienste während der Kriegszeit“ mit dem König-Ludwig-Kreuz ausgezeichnet.[8]

Gran nahm als Offizier am Ersten Weltkrieg teil. Im Alter von 43 Jahren trat er am 10. Mai 1915 als Kompanieoffizier im 5. Landsturm-Infanterie-Garnison-Bataillon Grafenwöhr an. Kurze Zeit später, am 10. Juli 1915, kam er zur 3. bayer. Etappen-Sammel-Kompanie, einer technischen Sonderformation, und war mit dieser im Kriegsgebiet in Frankreich im Einsatz. Hier war Gran vom 24. Juli 1915 bis 8. April 1916 an den Kämpfen zwischen Maas und Mosel beteiligt.[3] Zum 26. Februar 1916 wurde er zum Oberleutnant befördert und am gleichen Tag in die Schlacht um Verdun verwickelt, insbesondere nahm er an den Gefechten vom 26. Februar bei Ville-en-Woëvre, vom 27. Februar bei Fresnes und Champlon und vom 29. Februar bei Ronvaux/Haudiomont und Manheulles teil.[10] Danach, am 9. April 1916, wird er als Bataillonsadjutant zum Stab des Etappen-Hilfsbataillons 8 versetzt. Das Kriegsgebiet verlässt er am 30. November 1917 mit der Versetzung zum 1. Landsturm-Infanteriebataillon Regensburg (III B.8). Seine Entlassung erhält Oberleutnant Gran am 20. Dezember 1918.[11]

Wilhelm Gran lebte bis mindestens zum Jahr 1935, seine Witwe Paula Gran noch im Jahr 1972 im Wohnhaus Luisenstraße 10.[12]

Fürther Wohnadressen[8]

Einzelnachweise

  1. Familienbogen Gran, Leonhard; StadtAFÜ Sign.-Nr. A. 4. 5
  2. Akten des Stadtmagistrats Fürth: „Gran Wilhelm Carl Julius, Baumeister von hier - Gesuch um Ausfertigung des Verehelichungszeugnisses“, 1897; StadtAFÜ Sign.-Nr. Fach 18 a/G 678
  3. 3,0 3,1 Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Abt. IV Kriegsarchiv, Kriegsstammrollen 1914 - 1918; Band 20572, A; 20573, B
  4. im Sinne von Leutnant, siehe Begriff Unterleutnant
  5. in der Tschechoslowakei wurden genauso wie in Österreich alle Adelstitel abgeschafft
  6. vermutlich: beigefügt am 3. Dezember 1931
  7. Familienbogen Gran, Elisabeth, geb. Herrmann; StadtAFÜ Sign.-Nr. A. 4. 5
  8. 8,0 8,1 8,2 Familienbogen Gran, Wilhelm Carl Julius; StadtAFÜ Sign.-Nr. A. 4. 5
  9. nach geneanet.org, Abruf vom 02.02.2020
  10. Beschreibung der Kämpfe in den Wäldern von Manheulles, Fresnes und Ville-en-Woëvre im Rückraum Ost vor dem Festungsgürtel um Verdun, siehe morthomme.com
  11. Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Abt. IV Kriegsarchiv, Kriegsstammrollen 1914 - 1918; Band 10326, Kriegsrangliste 2
  12. Einwohner-Buch der Stadt Fürth (Bay) 1935, S. 78; “Adreßbuch der Stadt Fürth (Bay.) 1972, 33. Ausgabe“, S. 52

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